Die Beziehung zu seinem Pferd jedenfalls war ähnlich eng und dauerte auch fast so lange. Plutarch, auf den offenbar viele Überlieferungen zurückgehen, beschreibt sehr ausführlich, wie die Beziehung begann. Alexander war 12 Jahre alt.
Ein namentlich bekannter Pferdehändler brachte den Hengst zu Philip. Selbst der Preis ist bekannt: 13 Talente. Natürlich wollte Philip den Hengst ausprobieren, aber es erwies sich als unmöglich. Keiner der Pferdepfleger konnte diesen Hengst besteigen.
Schließlich gaben sie es auf. Dieser Hengst war vollkommen wertlos und unbrauchbar. Alexander stand wohl ganze Zeit dabei. Man darf annehmen, daß der Hengst an sich schon ein Ausnahmepferd war, und Alexander murmelte vor sich hin: "Was für ein herrliches Pferd, und sie verlieren es, weil sie nicht mit ihm umgehen können!"
Sein Vater hörte das wohl, überhörte ihn aber. Alexander wiederholte seinen Spruch noch mehrfach, und schließlich wies er seinen Sohn zurecht: "Willst du meine Pferdepfleger beleidigen, die älter sind als du und besser mit Pferden umgehen können?"
Darauf Alexander: "Ich könnte wohl mit ihm umgehen, besser als die!" Und nun, die Antwort eines Königs und Heerführers: "Was bietet du an für deine Überheblichkeit, wenn du es nicht kannst?" Alexander nahm die Herausforderung an: "Ich bezahle den vollen Preis für das Pferd."
Daraus schließe ich zweierlei: Alexander verfügte über den Kaufpreis - er hatte also Vermögen unabhängig von seinem Vater. Außerdem hatte er sich entschlossen, diesen Hengst zu besitzen, so oder so.
Nach dieser Antwort soll die gesamte Gesellschaft in ein furchtbares Gelächter ausgebrochen sein, aber Alexander rannte zu dem Pferd, schnappte das Zaumzeug und führte den Hengst so, daß er die Sonne anschaute, denn er glaubte bemerkt zu haben, daß der Hengst durch seinen eigenen Schatten irritiert war. Naja, das leuchtet mir nicht so ganz ein.
Aber dann wird beschrieben, wie er sehr sensibel sich den Hengst nähert, ihn sozusagen desensibilisiert, und sich schließlich elegant auf den Pferderücken schwingt. Er hat sich offenbar in das Pferd eingefühlt, eine Kommunikation aufgebaut, und als er merkte, daß er einen Draht hat, hat er mit dieser Kommunikation gespielt.
Und dann hat er den Hengst laufen lassen, full Speed, die ganze Bahn hinunter und wieder zurück. Als er wieder ankam, haben alle gejubelt. Seinem Vater kamen die Tränen, er küßte seinen Sohn, und bei dieser Gelegenheit soll er den Spruch gebracht haben, der auch die Heavy Metal Band am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts beeindruckt hat.
Bukephalos ist in Indien gestorben. Der Name bedeutet übrigens Ochsenkopf. Er hat Alexander also 18 Jahre lang begleitet. Alexander hat in Indien eine Stadt gegründet, die er Bukephalos zu Ehren Bukephala genannt hat.
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