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Editorial zu Ausgabe 640 | ||||||||||||||||||||||||
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Eitelkeit Was ist der Mensch? Das fragt sich der Mensch vermutlich, seit er denken kann. Fragt sich auch ein Pferd, was es ist? Fragt sich ein Pferd nach dem Sinn des Lebens? Fragt sich ein Pferd, wie es glücklich werden kann? Große Fragen, auf die es vermutlich kaum eine Antwort gibt. Immerhin weiß man ja heute, dass einige Tiere sich selbst im Spiegel erkennen können, Elefanten beispielsweise, und dass Menschen mit dieser Fähigkeit nicht geboren werden, sondern sie im Laufe der ersten Lebensjahre irgendwie erwerben. Selbsterkenntnis - das beschäftigt die meisten Menschen wahrscheinlich eher weniger. Sie leben, um sich gut zu fühlen. Und das glauben sie ganz einfach manipulieren zu können. Eitelkeit, Angeberei, Action, Spiel und Spaß, reichlich Alkohol und sonstige Drogen, dann wird das schon werden. Welch ein Irrtum! Manch einer lernt es freilich nie. Das Vertrackte an der Sache ist, dass Drogen schnell den Menschen im Griff haben und nicht umgekehrt. Aber das will der Mensch natürlich auch nicht wahrhaben. So kann man ein Leben auch verschwenden. Glückseligkeit Der in meiner › Rezension erwähnte » Blog ist ein sehr schönes Beispiel für eine durch Eitelkeit fehlgeleitete Suche nach etwas, von dem man vielleicht noch nicht einmal weiß, was es ist. Was die Menschen eigentlich suchen ist Glückseligkeit, aber Glückseligkeit ist sehr schwer zu erlangen, und deswegen geben sich die Menschen mit wesentlich weniger zufrieden, mit angesagten Gegenständen beispielsweise, die eigentlich gar nicht glücklich machen können. Glückseligkeit ist etwas, das die meisten Menschen in ihrem Leben vermutlich gar nie erfahren. Trotzdem haben sie eine leise Sehnsucht nach diesem Zustand. Wie kann man sich nach etwas sehnen, das man nie erlebt hat? Hat man es wirklich nie erlebt? In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ist es gelungen, Embryos in der Gebärmutter zu fotografieren. Man entdeckte dabei, dass die nicht nur manchmal am Daumen lutschen, sondern vor allen Dingen ein absolut seligen Gesichtsausdruck haben. Das sind schon kleine Menschen, ungeborene zwar, aber schon fertig und als Persönlichkeiten erkennbar. Und diese kleinen Menschen strahlen glückselig vor sich hin. Nun gut, vielleicht sind diese Aufnahmenausnahmen gewesen, vielleicht gibt es auch Situationen, wo diese Wesen keineswegs glücklich schauen, sondern im Gegenteil außerordentlich gequält, etwa wenn die Mutter irgendwelchen Missbrauch mit sich treibt oder seelisch oder körperlich extremen Belastungen ausgesetzt ist oder schon wenn das Ungeborene durch die Außenwelt ungebührlich beeinträchtigt wird, etwa durch starken Lärm. Wichtig in diesem Zusammenhang ist lediglich, dass solche Situationen der Glückseligkeit im Mutterleib dokumentiert sind, sie kommen also vor, und sie kommen vielleicht regelmäßig vor, vielleicht sogar oft, vielleicht bei jedem einzelnen Kind. Das würde erklären, warum wir alle eine Ahnung von dieser Glückseligkeit haben, warum wir von einem Paradies träumen, das wir im wirklichen Leben nie erlebt haben. Könnten wir es uns sonst überhaupt vorstellen? Würden wir überhaupt auf die Idee kommen, dass das Leben anders sein kann als es ist? Reiten Angeblich soll ja das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde liegen, und manche Leute meinen, ein solches Glück beim Dahinjagen im Galopp erleben zu können, andere wiederum meinen, dass dieses Glück sich nur in der Dressur oder in der barocken Reitkunst, beispielsweise der Levade oder der Piaffe oder was auch immer, erleben lässt. Auf jeden Fall erlebt der eine oder andere Reiter bei dieser oder jener Gelegenheit einen Zipfel jener Glückseligkeit, wo das Herz einem aus dem Leibe springen möchte, wo man eben glücklich ist, wunschlos glücklich, das Leben genießt, gar nicht weiß, wie einem geschieht, man ganz eben Hier und Jetzt ist und himmelhoch jauchzt. Schade nur, dass man ein solches Erlebnis nicht beliebig wiederholen kann. Oder besser sollte ich sagen: Manche Leute arbeiten hart daran, solche Ergebnisse beliebig wiederholen zu können. Ich weiß nicht, ob das mit dem Reiten klappt, aber einige östliche Meditationsschulen behaupten, dass man das hinkriegen kann. Jetzt setze ich meine Beschreibung der Glückseligkeit kurzerhand mit dem gleich, was die unter Erleuchtung oder Samadhi verstehen, wobei sie zwischen sporadischen, mehr zufällig sich ereignenden Ergebnissen und solchen unterscheiden, die aufgrund von Ãœbung gezielt ausgelöst werden, und solchen, die zu einer permanenten Glückseligkeit führen. Ich zweifle nicht daran, dass auch im Rahmen der christlichen Kirchen solche Erlebnisse vorkommen; sie sind auch oft genug beschrieben worden, und zwar von den sogenannten Mystikern. Die haben allerdings weniger mit den Kirchen zu tun - man darf Kirchen nicht mit Religion verwechseln. Kirchen sind gewissermaßen die politischen Einrichtungen, die religiöse Bedürfnisse kanalisieren und verwalten. Und als religiöses Bedürfnis würde ich die Sehnsucht nach der Glückseligkeit bezeichnen. Spam Der Spam der Woche: Wetten, wir können Sie einseifen?
Haiku
Spruchweisheit » Die Vision - unmöglich?
» Im Ãœbrigen bin ich der Meinung, dass das » Bandbreitenmodell eingeführt werden muß, und zwar global. |
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