| | Das Einreiten empfiehlt sich besonders, wenn das junge Pferd als Handpferd geführt wird. | | | |
Gewöhnen an den Reiter Auch wenn Ihr Pferd bereits mehrfach einen Sattel trug, sollten Sie sich nun nicht einfach auf seinen Rücken setzen und losreiten. Damit würden Sie Ihr Pferd überfallen. Denn beim ersten Erschrecken, beim angstvollen Buckeln würden Sie an den Zügeln ziehen, krampfhaft die Beine anklammern und ihm beim Herumhopsen in den Rücken plumpsen. So wird das Pferd nicht an den Reiter und sein Gewicht gewöhnt, sondern es wird verprellt. Alle weiteren Versuche sind nun noch schwieriger, und es dauert lange, bis das einmal erschrockene Pferd wieder Vertrauen zu Ihnen hat. Auch wenn viele junge Pferde das plötzliche Aufsitzen eines Reiters mit Gleichmut hinnehmen, sollten Sie dennoch sehr vorsichtig sein und lieber den sichersten, sanftesten Weg wählen. Sicher gibt es viele Methoden des ersten Aufsitzens; die nach meiner Erfahrung für Pferd und Reiter sanfteste will ich Ihnen kurz vorstellen: Ging Ihr junges Pferd bisher als Handpferd mit, soll es auch als Handpferd seinen ersten Reiter tragen. Es fühlt sich in Gesellschaft seines Weide- und Arbeitsgefährten sicher und wird ruhig und gelassen bleiben, wenn auch sein Kamerad sich nicht aufregt. Bitten Sie einen im Handpferdreiten erfahrenen Helfer, den Lehrling vom Reitpferd aus zu führen. | Mein Tipp: Der erste Reiter soll immer der sein, der dem jungen Pferd vertraut ist, es füttert und pflegt, also Sie selbst. Eine fremde, wenn vielleicht besonders leichtgewichtige und reiterlich perfekte Person kann das junge Pferd ängstigen, weil es deren Geruch und Stimme nicht kennt. | | | Wenn sie von der Ihnen gewohnten linken Seite aufsitzen wollen, soll der Lehrling links neben dem Reitpferd stehen, kann aber später auf die andere Seite wechseln. Zunächst müssen Sie in aller Ruhe noch einmal nachgurten, damit der Sattel beim behutsamen ersten Aufsitzen nicht rutschen kann. Dann packen Sie mit Ihrer linken Hand Mähne oder Sattel, stellen den linken Fuß in den Steigbügel und stoßen sich vom Boden ab. Der Reiter des Altpferdes hält die Zügel und den Führriemen des Handpferdes in seiner rechten Hand und hilft Ihnen mit der freien Linken Hand beim Aufsitzen. Dann gleiten Sie vorsichtig in den Sattel und sitzen so locker und entspannt wie nur möglich. Weil Sie zunächst keine Zügel in den Händen halten, können Sie sich im Notfall am Sattel festhalten. Das Handpferd wird sich unsicher an das Reitpferd drängen, kann wegspringen oder buckeln: Sie haben beide Hände frei, können sich deshalb am Vorder- und Hinterzwiesel des Sattels festhalten und Ihr Pferd mit vertrauter Stimme beruhigen. Sie brauchen sich nur auf Ihren Sitz und Ihre Balance zu konzentrieren, weil Ihr Handpferd ja vom anderen Reiter aus gehalten und geführt wird. Die Nähe, Ruhe und Gelassenheit des Lehrpferdes wirkt stark beruhigend auf den Neuling, der nach wenigen Übungstagen im Schritt, Trab und viel später auch im Galopp nebenher laufen wird. Nach kurzer Zeit können Sie selbst die Zügel in die Hand nehmen und selbständig reiten, wohl wissend, daß die Nabelschnur Ihnen die nötige Sicherheit bietet. Viele schöne Geländeabenteuer warten auf Sie und Ihr junges Pferd neben dem ruhigen, gelassenen Altpferd und seinem ebenso zuverlässigen Reiter. Diese Art des Einreitens ist für ein junges Pferd besonders schonend, weil es bei allem beängstigend Neuen nicht alleine ohne seine Weide- und Stallgefährten in einer Halle oder Bahn ausgeliefert ist, sondern alles direkt neben dem vertrauten, gelassenen Altpferd geschieht und es nicht in einer eingezäunten Bahn überall nur Grenzen und Sperren sieht und ständig anstrengende Kurven laufen muß, sondern die ersten Schritte auf geraden Wegen im wohlvertrauten aber abwechslungsreichen Gelände neben seinem Lehrmeister gehen kann. Nach etlichen Geländeausflügen mit Reiter gewinnt das junge Pferd Selbstvertrauen, lernt das Reitergewicht auszubalancieren und seine Kondition steigert sich, so dass das eigentliche Einreiten später keine Probleme mehr macht.
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