Nicht mein letzter Wanderritt Ich kann diese Erfahrung jedem Reiter nur empfehlen von Claudia Ansorena |
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Hinter Reetzerhütten überquere ich eine Bahnlinie und bin wieder auf dem Rundweg. Ich freue mich richtig, die schönen eindeutigen Schilder wieder zu sehen.
Die Strecke ist hier steinig, und so kann ich nur Schritt gehen. Außerdem suche ich jetzt schon dringend nach einem geeigneten Rastplatz. Rashim ist seit mehr als drei Stunden ohne echte Pause unterwegs, ich bin bloß zweimal abgestiegen und ein Stück mit ihm gelaufen. Immer hoffe ich, etwas zu finden, wo ich ihn nicht anbinden muss.
Auf einmal wird Rashim schneller und starrt in die Ferne. Tatsächlich, uns kommen zwei Reiter entgegen! So ein seltener Anblick versetzt Rashim richtig in Aufregung. Die beiden Frauen auf Westernpferden machen auch den Rundweg, aber in entgegengesetzter Richtung. Sie sind in Wühlmühle gestartet, meinem Zielort.
Wir tauschen Erfahrungen über die Strecke aus und ich erfahre, dass der Boden schlechter werden wird. Oje, und das bei Rashims schon so kurzen Hufen! Die beiden Pferde sind auch unbeschlagen und bei einem der Pferde ist schon jetzt am zweiten Tag einiges ausgebrochen.
Die beiden erzählen mir noch, dass ihnen am Vortag die Pferde davongerannt sind. Sie waren angebunden und rissen sich los. Hier bin ich fast wieder froh, allein unterwegs zu sein. Die Vorstellung, dass Rashim in fremdem Gelände ganz allein von mir wegrennen könnte, erscheint mir sehr unwahrscheinlich. Aber zu zweit ist das schon anders.
Dann reiten wir weiter und Rashim verdreht sehnsüchtig den Kopf.
Das Wetter hat sich inzwischen ziemlich eingetrübt, es stürmt und dicke Regenwolken tauchen auf. Ich nehme die nächste Gelegenheit zu einem Halt wahr. Ein kleines zur Hälfte eingezäuntes Stück ohne Bäume wird mein Paddock.
Als ich ihn endlich fertig eingezäunt habe, der Sattel unten ist und Rashim seinen Hafer frisst, fängt es an zu nieseln. Und das heißt, ich kann mich nicht hinsetzen, Rashims Rücken, der Sattel und vor allem die Packtaschen werden nass.
Also wird der Regenponcho umfunktioniert und schützt jetzt Sattelzeug und Packtaschen. Rashim wird mit der Abschwitzdecke verhüllt und ich? Naja, meine Jacke soll ja zumindest wasserabweisend sein. Nach etwa 20 min wird es mir zu ungemütlich. Es windet inzwischen so stark, dass ich heftigeren Regen vermute. Und die Stelle ist leider überhaupt nicht geschützt.
Ich sattle wieder, zumal Rashim hier anscheinend auch kein essbares Gras findet und nur suchend hin und her läuft.
Da ich Rashim wie bei jeder Mittagspause Kraftfutter gegeben habe, laufe ich anschließend erst einmal neben ihm her. Die Zeit war zu kurz zum Verdauen. Dabei entdecke ich eine sehr alte ehemalige Geländehindernisstrecke mitten im Wald. Neben jedem der manchmal kaum noch zu erkennenden Sprünge steht ein verblichenes Schild, das verkündet, dass das Überwinden der Hindernisse auf eigene Gefahr geschieht.
Das Wetter ist jetzt sehr wechselhaft. Plötzlich scheint wieder die Sonne und es wird richtig warm. Und jetzt entdecke ich eine viel schönere Raststelle. Kurz entschlossen halte ich ein zweites Mal an und mache einen neuen Paddock. Hier gibt es auch Gras, allerdings durchsetzt von Fliegenpilzen. Aber Rashims Instinkte sind offensichtlich intakt, er würdigt sie keines Blickes. Jetzt komme ich doch noch zu einer schönen Pause und Rashim kann sich etwas besser erholen.
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