Leserbrief › 995 zu Ausgabe › 222 27.07.03
Geschichte des Pferdes von Arnim Basche
Lieber Herr Stuerenburg,
ich bin Ihrer Empfehlung gefolgt und habe mir das besprochene Buch kommen lassen. Bislang habe ich es nur etwas durchgeblättert und blieb natürlich erst einmal an den Sachen hängen, die ich von Argentinien aus erster Hand kenne. Dabei fiel mir nur eine Kleinigkeit auf, eine "Fehlleistung", wo mir schlicht "die Luft wegblieb":
Auf Seite 163 wird ein Gaucho bei einem Reiterspiel zu Pferde gezeigt: Die Bildunterschrift benennt das Spiel mit "Caballo" - das ist natürlich Quatsch. "Caballo" ist schlicht und einfach Pferd, genauer: das kastrierte Pferd! (Die "geschlechtsfähigen" Tiere werden nämlich direkt als "yegua", Stute bzw. "padrillo", Hengst, angesprochen.)
Das Reiterspiel heisst "sortija" (Locke, Ring) und der Reiter "fischt" den Ring natürlich nicht mit dem Finger, sondern mit einem schlanken, spitzen Stäbchen, das oft kunstvoll aus Hornmaterial hergestellt wird. (Wenn Sie das Bild genau betrachten, können Sie das auch erkennen. Die Fingerhaltung irritiert vielleicht etwas, da der Reiter das Stäbchen zwischen Daumen und Ringfinger hält.)
So etwas "erschreckt" mich? (Das tut nämlich wirklich "weh", das gibt einem einen "Stich" ...) Warum? Wie es wohl um die andere, reichhaltige Information bestellt sein mag, die ich eigentlich nicht, oder nur schwer überprüfen kann? Ist das Buch da genauso "zuverlässig"? Wieviel man doch in dieser Weise "schluckt", ja "schlucken" muss ...
MfG
Norbert Balk Verónica - Punta Indio ArgentinienLieber Herr Balk, ich kann Ihr Entsetzen verstehen. So etwas sollte nicht sein! Sie haben Ihren Brief geschrieben, als ich die neue Ausgabe bearbeitet habe. In der Rezension ist mir aufgefallen, daß die Liebhaber Spaniens die Feinheiten der spanischen Sprache nicht beherrschen, und im Zusammenhang mit der Galeriegeschichte bin ich auf Quellen im Internet gestoßen, die offensichtlich unrichtige Angaben machen. Ich nehme an, alle diese Dinge liegen daran, daß wir Menschen endlich sind, nicht alles wissen können und deshalb Fehler machen. Das Buch "Die Geschichte des Pferdes" ist, wie mir Herr Basche sagte, ursprünglich in England erschienen, und zwar wohl als Reihe. Ich hatte nämlich beim Verlag angefragt, ob ich Bilder aus dem Buch benutzen dürfe. Im Buch selbst gibt es keinerlei Angaben zu den Bildern. Der Verlag verwies mich an Herrn Basche, was dieser nun wiederum unglaublich fand, denn er hatte mit den Bildern rein gar nichts zu tun. Er hat wohl lediglich den englischen Originaltext ins Deutsche übertragen. Dort, wo er selbst kompetent ist, wird er sicherlich auch korrigierend eingegriffen haben. Aber auch Herr Basche kann nicht alles wissen. Als Wissenschaftler müssen Sie natürlich entsetzt sein. Nehmen Sie es vielleicht von der sportlichen Seite: Die Informationen des Buches sind ein Hinweis darauf, wie es sein könnte; sollten diese sich bestätigen, desto besser, andernfalls können Sie sich etwas auf Ihr besseres Wissen zugute halten. Für mich persönlich macht es zum Beispiel keinen Unterschied, ob ich die falsche Information des Buches aufnehme oder die richtige, die Sie mir gerade angeboten haben. Beide sind für mich gleich wahrscheinlich, und auch gleich gut oder schlecht zu überprüfen - abgesehen davon, daß ich Sie für glaubwürdiger halte, weil Sie im Lande wohnen. Aber kann ich mir da so sicher sein? Schließlich sind Sie ein Zugereister. Selbst als Eingeborener kann man nicht alles wissen... Man könnte sich damit trösten, daß Bilder nicht lügen, aber leider ist das auch nicht wahr. Mit Bildern kann man im Gegenteil sogar ganz wunderbar lügen, indem man zum Beispiel störende Bildelemente einfach ausblendet. Dann stehen die Pferde auf einer wunderbaren Wiese mitten im Grünen, das Wohngebiet und die Fabrik gleich nebenan sind ausgeblendet. Ich hatte lange überlegt, ob ich ein bestimmtes Bild als Hintergrundbild dieser Woche zur Verfügung stellen sollte. Es zeigt ein Pferd auf seinem Weg durch eine naturwüchsig Wiese, die den Eindruck einer unberührten Natur machte. Für mich hat dieses Bild Anklänge an die endlosen Prärien Nordamerikas oder vielleicht auch die endlosen Pampa Südamerikas, aber das ist natürlich eine "Lüge". Diese Wiese ist nicht so groß und von einem nicht geladenen Elektrozaun begrenzt. Das zeigt, daß die Wiese einigermaßen abgelegen ist, aber inmitten einer sehr dicht besiedelten Landschaft mit viel Industrie, Eisenbahnen, Autobahnen, großen und kleinen Landstraßen. Wenn man da draußen ist, kann man die Welt, in die diese Idylle eingebettet ist, nicht vergessen, da man überall mehr oder weniger den Verkehr hört. Es tut mir leid, wenn das Buch Sie enttäuschen sollte. Vielleicht macht es doch ein klein wenig Vergnügen? Mit freundlichen Grüßen Werner Stürenburg
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