| | Col. W. F. Cody, genannt Buffalo Bill | | | |
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Das Westernreiten ist zweifellos durch Westernfilme populär geworden. Aber was wissen wir über das Westernreiten wirklich? Sind die Filme authentisch? Oder kultivieren sie einfach einen Mythos, der sich gut verkaufen lässt? Die Westernromantik wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts durch den Zirkus und » William Frederick Cody, auch bekannt als "Buffalo Bill", geschürt, was durch die frühe Filmindustrie aufgegriffen und später perfektioniert wurde. Wer war Buffalo Bill? Buffalo Bill wurde systematisch von dem Journalisten » Ned Buntline aus New York aufgebaut, und zwar durch den Roman "Buffalo Bill Cody − König der Grenzer", ein Theaterstück, das ab 1872 im ganzen Lande aufgeführt wurde und in dem Cody selbst auftrat, und sehr erfolgreiche Groschenromane. Die unrealistischen Vorstellungen vom Wilden Westen sind ganz wesentlich durch diesen heute ganz unbekannten Schriftsteller geprägt worden, der als Alkoholiker landesweit Vorträge über Selbstbeherrschung hielt. Buffalo Bill hat dessen Mythen einfach übernommen, weil sie beim städtischen Publikum sehr gut ankamen. Cody bediente diese Vorstellungen ungeniert durch seine 1973 gegründete "Buffalo Bill's Wild West Show", die sogar in Europa gastierte, zum Beispiel 1889 in Karlsruhe (dort auch ein Brunnen zum Andenken). Menschen und Tiere wurden wie im Zoo ausgestellt und vorgeführt, noch bis in die Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts eine gern gepflegte Übung (» Völkerschau); berühmt ist die Beteiligung von » Sitting Bull, der allerdings nur vier Monate mit dabei war und lediglich sich selbst als stoischen und heroischen Plainsindianer zur Schau stellte. Pferde dienen natürlich auch nur der Sensationslust des Publikums, wie aus dem reißerischen Plakat überdeutlich wird. Er führt auch keine Reitkunst vor, sondern raue Burschen, die die wildesten ihrer Zunft sind und entsprechend grob mit ihren Pferden umzugehen versprechen. Das Muster ist nicht die Reitschule oder Akademie, sondern das » Rodeo. Die Filmindustrie hat da nahtlos angesetzt und dem Publikum das angeboten, was es haben wollte, und tut das praktisch bis heute. Man darf sich da keine Illusionen machen. Das Geschäft ist knallhart und weitgehend zynisch. 1966 verarbeitete der spätere deutsche Regisseur » Wim Wenders seinen Schock anlässlich eines Praktikums bei der Filmindustrie durch den Essay "Verachten, was verkauft wird". Film wird im allgemeinen industriell hergestellt, weshalb man auch von einer Filmindustrie spricht, die sich als Teil der Unterhaltungsindustrie versteht. Es geht nicht darum, Realität darzustellen oder Kunst zu produzieren, sondern lediglich und ausschließlich Geld zu machen, möglichst viel Geld, und dabei womöglich auch noch Spaß zu haben. Das ist bis heute das zentrale Thema. Bei jedem Film, der in der Wikipedia besprochen wird, wird genau notiert, was er gekostet hat und was er einbrachte. Die berühmtesten Filme sind diejenigen, die am meisten Geld eingebracht haben. Es gibt allerdings inzwischen einige Filme, die ursprünglich finanzielle Misserfolge waren und sich im Laufe der Jahre dann doch noch als Goldgrube herausgestellt haben - immer aber geht es um das Geld.
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