Fortbewegung im Wilden Westen - das heißt Reisen mit der Kutsche auf Feldwegen oder Reiten. Im Westernsattel natürlich. Ohne Pferde keine vernünftige Fortbewegung - jedenfalls außerhalb der großen Städte, insbesondere im weiten Wilden Westen. Die gewaltigen Distanzen dort verbieten einfach eine Fortbewegung zu Fuß. Diese unglaublich weiträumige Landschaft, diese ungeheure Monotonie wird in dem Film » Weites Land schon im Titel thematisiert. Kann man sich solche Verhältnisse im kleinteiligen Europa überhaupt vorstellen? Die Weite des Wilden Westens wird an verschiedenen Stellen dieses Filmes konfrontiert mit der endlosen Weite des Meeres, der Ozeane - was natürlich nicht im Bild dargestellt wird, denn es ist ja ein Westernfilm. Das Meer ist nämlich der Erlebnishintergrund des Hauptdarstellers John MyKay, dargestellt von » Gregory Peck, und übertrifft die Öde und Größe der Prärie noch deutlich. Der Mann hat etwas erlebt, was noch grandioser ist und lässt sich deshalb nicht so leicht beeindrucken. Er kann vergleichen, und daher beeindruckt ihn der Westen nicht so sehr wie die Rheinschar und Cowboys sich das vorstellen. Als der feine Pinkel von der Ostküste, der Kapitän aus gutem Hause, sein Abenteuer mit den angetrunkenen Burschen gerade überstanden hatte, sollte er gleich wieder aufgezogen werden, indem seine Reitkünste auf die Probe gestellt werden. Langsam erkennt der Zuschauer, dass dieser Mann schon einiges hinter sich hat und die rauen Burschen des Wilden Westens ihn möglicherweise gewaltig unterschätzen. Der Empfang im Haus des Brautvaters wird im Film nicht gezeigt. Am nächsten Morgen tritt er mit Reitstiefeln und Reithosen nach östlichem, europäischen Muster aus dem gewaltigen, herrschaftlichen Haus auf die umlaufende Veranda und schaut sich um. Er nimmt die überwältigende große Leere ringsum und die paar Rinderherden zur Kenntnis, die sich in der Ferne an dem verbrannten Gras gütlich tun, schlendert anschließend über das mit Scheunen, Schuppen und Hütten übersäte Gelände, man erlebt insbesondere einen Schmied bei der Arbeit. Dabei begegnet er verschiedenen Hilfskräften, die seine Begrüßung (Guten Morgen) mit "Guten Tag" beantworten, was er nach einer Weile wohl so interpretiert, dass diese Leute Frühaufsteher sind; also wechselt er seine Begrüßung (Guten Tag), woraufhin man ihm einen "Guten Morgen" wünscht. Er wundert sich. Wollen die ihn auch foppen? Nach einer Weile reitet der Vormann mit seinem schicken, auffälligen Schecken auf ihn zu, begrüßt ihn vom Sattel herab und fragt ihn, ob er reiten möchte. "Ja, das würde ich sehr gern." Der mexikanische Hilfsarbeiter Ramón, mit dem sich der Kapitän gerade angefreundet hatte, bekommt den Auftrag, ein gutes Pferd zu satteln. So soll das wohl auch sein, denkt man sich. Schließlich ist er der Gast und sollte geehrt werden. Der Vormann erkundigt sich, ob der Kapitän gut reiten könne. Dieser entgegnet, er sei im Osten oft geritten, nur der Sattel sei anders. Der Cowboy kontert, ein guter Reiter sitze in jedem Sattel. Na dann! Hier mit schon deutlich, dass jemand auf die Probe gestellt werden soll. Der Kapitän soll zeigen, was er kann. Dieser Auftrag wird dann noch präzisiert: Ramón solle lieber Old Sander bringen. Dessen Mimik verrät schon, dass hier wohl ein neuer, böser Scherz mit dem Ankömmling getrieben werden soll. Dieser ist aber zunächst noch ahnungs- und arglos. Als aber dann von allen Seiten Zuschauer herbeiströmen, Erwachsene und Kinder, immer mehr, mit ernster Miene, wird er stutzig. Dann begreift er.
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