| | Bild von einem Pferd: Springsport de Luxe | | | |
| | | Freilich ist das Maul brutalstmöglich zugesperrt | | | |
| | | Springen können sie, und sie wissen es | | | |
| | | Immerhin weiß auch der Reiter, wer springt | | | |
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Pferde sind auch nur Menschen Über den Umgang miteinander von › Werner Popken Zu den Themen Ausbildung, Barhuf, Beratung, Gebisse, Hufschutz, Kommunikation |
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Nun hatte ich mich schon daran gewöhnt, völlig ohne Resonanz zu schreiben, und dann so etwas! Sieben Leserbriefe zum Artikel der letzten Woche (› Leserresonanz)! Dabei hatte ich diesmal ausnahmsweise wenig Worte gemacht - der Bericht hat kaum 50% des sonstigen Umfangs - und dafür mehr Bilder gebracht, aber die haben offenbar desto deutlicher gesprochen und angesprochen.
Es waren wohl vor allem die Bilder des letzten Abschnitts, die aufrüttelten: Rollkur. Dabei hatte ich vorher reichlich Bilder vom Springen gezeigt, die - wenn man genauer hinsah - in gewisser Weise den anstößigen Bildern widersprachen. Die Pferde sprangen vollkonzentriert, schienen hellwach und wirkten durchaus vital, keineswegs geknechtet oder gar gebrochen.
Dieser Gegensatz ist von mir sehr stark empfunden worden und sollte auch deutlich herausgearbeitet werden. Ich wollte keineswegs blind auf die Sportler eindreschen - das wäre mir zu billig erschienen. Im übrigen hätte ich den Eindruck erweckt, als läge beim Springsport besonders viel im argen, wo doch bekannt ist, daß im Dressursport und beim Westernreiten mindestens genauso viel Übles passiert, von der Vielseitigkeit ganz zu schweigen. Und wie sieht es beim Freizeitsport aus? Ist dort alles in Ordnung? Was haben beispielsweise die Pferdeflüsterer zu diesem Thema zu sagen?
Es ist schwer vorstellbar, daß im Freizeitbereich oder bei den Pferdeflüsterern Methoden wie bei der Rollkur eingesetzt werden, aber das heißt ja nicht, daß damit schon alles in Ordnung wäre. Ich erinnere mich noch sehr gut an unseren Bericht aus dem Jahre 2000 über einen Schüler von Pat Parelli, seinerzeit dessen Statthalter in Deutschland, der sich für mich als ausgesprochener Sadist entpuppte. Auf den Abreiteplätzen der Westernturniere soll er schon übel aufgefallen sein, fanden wir später heraus, wobei seine Kollegen bestimmt ihrerseits keine Waisenknaben waren - entsprechendes Fotomaterial von Westernturnieren habe ich ja mehrfach schon veröffentlicht - und über seinen Hengst wurde nur noch in bedauerndem Ton gesprochen, da dieser seinem Druck notgedrungen buchstäblich ständig weichen mußte und dementsprechend mehr und mehr an Ausdruck verlor.
Vor knapp einem Jahr habe ich Pferde wiedergesehen, die ich Anfang des Jahrtausends fotografiert hatte. Das eine der beiden, ein Westernpferd, war damals schon etwas duckmäuserisch, was mir, wenn nicht rasse-, so doch ausbildungsbedingt eher typisch zu sein schien. Das andere, ein feuriges spanisches Pferd, ungemein beeindruckend, männlich, vital, selbstbewußt bis zur Ignoranz des Menschen, machte einen unvergeßlichen Eindruck, war nun aber ebenso zusammengefallen und nur noch ein schwacher Schatten seines ehemaligen Selbst. Beide Pferde schienen mir vollkommen antriebslos, lustlos, resigniert, ein Bild des Jammers, wenn man sich an frühere Zeiten erinnerte.
Demgegenüber wirken die »gequälten« Springpferde aus Bad Oeynhausen geradezu überschäumend lebendig und kraftvoll, selbstbewußt und gesund. Man könnte nun annehmen, daß die beiden Pferde, von denen ich spreche, von neuen, unwissenden Besitzern vernachlässigt sind, aber das kann ausgeschlossen werden. Sie haben ihre Menschen nicht gewechselt und diese beschäftigen sich sehr intensiv mit Pferden, ihren eigenen und denen anderer Leute. Man könnte sie Pferdeflüsterer nennen, obwohl sie sich in erster Linie als Menschenbildner auffassen. Warum fällt denen das nicht auf? Überhaupt: Wer nimmt was wahr? Worauf kommt es an? Was ist Oberfläche, was wesentlich?
Zufällig wurde mir in der letzten Woche das Thema »Hinschauen« auf dem Silbertablett serviert. » Sabine Birmann kündigte ihre neue DVD »Kraft, Energie und Hingabe« an, fragte, ob ich wieder einmal an einem Hintergrundbild interessiert sei, und schickte gleich eins mit. Es zeigte sie in der Landschaft auf einem ungezäumten, ungesattelten Pferd zusammen mit einem Handpferd und einem freilaufenden Fohlen. Wunderbar! Das Bild gefiel mir gut - ohne daß ich es gleich näher analysieren wollte. Es war hochauflösend und so konnte ich ohne weiteres erkennen, daß das Reitpferd beschlagen war. Da fragte ich ganz unschuldig zurück: »Warum beschlagen Sie Ihr Reitpferd?« Die Antwort kam postwendend.
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