| | Fred Rai als Karl-May-Bösewicht | | | |
| | | Werbebild der Südd. Karl-May-Festspiele | | | |
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Die Sehnsucht nach Pferden Karl May und die Wundertiere von › Werner Popken
Zum Thema Kulturgeschichte |
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Carl-Heinz Dömken, der die Pferde duzt, ist in der letzten Woche als glühender Araber-Verehrer und Karl May-Fan vorgestellt worden. Dieser hat ihn mit dem Pferde-Virus angesteckt. Damit ist Dömken sicher nicht allein - wer hat sich nicht von den Pferden Karl Mays begeistern lassen? Wer hat » Karl May (1842-1912) nicht gelesen? Wer kennt keinen der Filme, keines der Hörspiele nach Karl May, wer hat noch nie von den Karl-May-Festspielen gehört, die allenthalben aufgeführt werden?
Und es werden immer mehr, selbst ein ausgesprochener Pferdefreund und Pferdekenner wie » Fred Rai begeistert seit 2005 das süddeutsche Publikum mit » Karl-May-Festspielen (heute, am 9. September 2007, die letzte Aufführung dieser Saison). Für Fred Rai als Verfechter der gebißlosen Reitweise und Vegetarier ist es gewissermaßen tragisch, daß er persönlich den Bösewicht markieren muß, aber aufgrund seines Typs kommt eine andere Rolle einfach nicht in Frage. Dafür begeistert ihn die humanitäre Haltung Karl Mays:
| Die Philosophie
Es war das große Herzensanliegen des Poeten Karl May, die Menschen mit seinen Werken auf dem Pfad der Kunst hinzuführen zum wahren Menschsein.
Legendäre Helden, wie Winnetou und Old Firehand, Symbole für Frieden, Freundschaft und Völkerverständigung, sollen den Leser zum Nachdenken animieren und ihm die Wichtigkeit der Hilfsbereitschaft und der Nächstenliebe zeigen.
Gerade in unserem hektischen Atomzeitalter ist dieser Wunsch des deutschen Märchenerzählers - wie Karl May sich selbst stets bezeichnete - von größerer Bedeutung als jemals zuvor. Zu gewaltig sind die heutigen Vernichtungsmöglichkeiten geworden, vor denen man sich nicht schützen kann. Nur mit dem Nächsten als Bruder gibt es eine Zukunft.
Die Süddeutschen Karl May-Festspiele haben es sich zur Aufgabe gemacht, in ihren Inszenierungen genau diese Anliegen von Karl May dem Publikum näher zu bringen. Die eindrucksvolle Mischung aus Spannung, Humor und temporeicher Action entführt den Zuschauer in eine exotische Welt der Phantasie - hin zu den Ursehnsüchten der Menschheit.
Es sind aber auch die indianischen Friedensbotschaften - die spirituellen Weisheiten der Schamanen - die unsere Seele beflügeln. Lassen wir gerade jetzt im Zivilisationszeitalter, mit all seinen gefährlichen Irrwegen, unseren Geist an den Weisheiten der Indianer wachsen - getreu den Worten eines großen Häuptlings:
"Behandle alle Menschen, als wären sie Deine Brüder und Schwestern."
» Die Philosophie | | |
Nun gut, das ist Marketing, da wird einiges durcheinander gerührt, aber den Kern kann man unterschreiben, und den möchte ich herausarbeiten. Es war besonders der später Karl May, dem es um das "wahre Menschsein" ging, aber bis dahin war es ein weiter Weg (» Menschheitsfrage). Mehr dazu später.
Von Anfang an geht es aber bei Karl May um den Kampf zwischen Gut und Böse. Er selbst, der Ich-Erzähler, gehört natürlich zu den Guten, und die positiven Eigenschaften, die er sich selbst zuschreibt, sind in der Tat märchenhaft. Besonders junge und naive Leser werden nicht merken, daß hier ein grandioser Aufschneider dem Leser am laufenden Meter große Bären aufbindet. Das ist natürlich nicht verwerflich, im Gegenteil: Auf diese Weise kann er charakterbildend wirken. Erfreulicherweise ist in dieser Hinsicht kein Ende abzusehen. Über 200 Millionen Exemplare seiner Werke sollen in vielen verschiedenen Sprachen über die Erde verbreitet sein. Das hätte er sich selbst vermutlich gar nicht träumen lassen. Wer nicht lesen will oder kann und auch von den sonstigen Produktionen nach Karl May nichts mitbekommen hat, kann seinem Einfluß trotzdem nicht entgehen. Das überaus positive Indianer-Bild, das unsere Kultur prägt, ist zum großen Teil ihm zu verdanken.
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