| | Caroline Neuenschwander ... | | | |
| | | ... auf einem irischen Pferdemarkt | | | |
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Es war einmal eine erfolgreiche Schweizerin. Die war im Show- und Fashion-Business tätig. Wow! Und hatte immer irgendwelche Pferde im Schlepptau. Je größer desto besser. Also Shire. Was denn sonst? So ist das manchmal. Erinnern Sie sich noch an den schmächtigen Ingenieur, der unbedingt schwere Kaltblüter haben mußte, je schwerer desto besser? Und schließlich zwei gewaltige Bretonen-Hengste anschaffte? Auch so einer, der seine Leidenschaft lebt.
Die meisten von uns haben irgendwelche Leidenschaften und leben diese so gut es geht, aber meistens nur nebenher. Es bleibt ein Hobby, das finanziert werden muß. Unsere Schweizerin aber wollte züchten. Und als sie 40 war, machte sie ernst. Sie fing ein neues Leben an.
Davon träumen viele. Und die meisten schrecken davor zurück. Die Risiken sind einfach zu groß. Da bleibt man doch lieber beim Alten. Denn schon im Berufsleben ändert sich alles ständig und man muß sich anpassen und verändern und aufpassen, daß man nicht zum alten Eisen gehört. Was könnte da alles passieren, wenn man einen Neuanfang wagte?
Caroline Neuenschwander hat diesen Neuanfang im Jahre 1999 gewagt. Ihr wurde es zur eng in ihrem alten Leben, in der » Schweiz, in » England, in » Deutschland, hochindustrialisierten Ländern, die ihrem Züchtertraum keinen Raum gaben. Pferde brauchen Platz, Wiesen ohne Ende - so sollte es jedenfalls sein.
Und in » Irland ist Platz. Irland ist etwa 10% kleiner als die Schweiz, aber Irlands Fläche ist, anders als die der Schweiz, überwiegend nutzbar. Und es leben dort nur 57 Einwohner pro Quadratkilometer, während in der Schweiz etwa 180 pro Quadratkilometer gezählt werden, wobei man auf den Gipfeln der Alpen ja nicht leben kann. In Deutschland sind es 231, natürlich auch sehr unterschiedlich verteilt - im Osten ist die Bevölkerungsdichte wesentlich geringer. 530 Einwohner pro Quadratkilometer in » Nordrhein-Westfalen, 87 in » Brandenburg - Verhältnisse, fast wie in Irland. In England (ohne » Schottland und » Wales) sind es im Schnitt 377 Einwohner, noch mehr als in Deutschland.
Wie kommt das? Warum ist Irland so unentwickelt? Muß man das wissen? Wenn man irgendwo hinzieht - muß man da nicht verstehen, wie es dort ist, wie es zu dem werden konnte, was es ist? Muß man nicht die Geschichte verstehen, um die Menschen verstehen zu können, die Kultur, das Leben ganz allgemein? Irland - was bedeutet das? Was weiß ich von Irland? Irische Butter - irische Musik - irische Auswanderung - Irland-Konflikt, Katholiken und Protestanten, Terror, mitten in Westeuropa. Verstehen Sie das? Und da will man hin?
Nun ja, unsere Schweizerin hatte ja ihren Traum von den großen Pferden. Drum-Horses, Pferde, die große Trommeln tragen, der Königin von England gehören und bei irgendwelchen Zeremonien mächtig in Aktion geraten - vielmehr ganz gelassen den Krach über sich ergehen lassen. Solche gewaltigen Tiere wollte sie züchten, und das hätte in Irland möglich sein können. Außerdem lebt eine ihrer Schwestern dort, sie kannte das Land, sie wußte von ihrer Schwester, daß man dort leben kann. Warum also nicht?
In Brandenburg leben natürlich so wenige Menschen, weil man dort nicht gut lebt. Das Land ist schlecht entwickelt. Kaum Jobs, und infolgedessen ist auch sonst wenig los und zu holen. Und in Irland ist es genauso. Oder vielmehr: Es war so. Jahrhundertelang. Mal mehr und mal weniger schlimm, aber eigentlich immer ziemlich schlimm.
| Irland, einstiges "Armenhaus" der damaligen EG, ist im Jahr 2005 nach mehrjährigem starkem Wachstum einer der reichsten Staaten der EU und weltweit. Das inflationsbereinigte Pro-Kopf-Einkommen in Irland liegt innerhalb der EU nach Luxemburg auf Rang 2 und ist etwa 30 % höher als in Deutschland. Irland wird wegen seiner guten wirtschaftlichen Entwicklung oft Keltischer Tiger genannt. » Irland | | |
Ein Wunder! Dabei hatte es Irland eigentlich 2000 Jahre sehr schlecht (» Geschichte Irlands). Die Insel ist zwar grün, aber die Böden nicht besonders gut. Bodenschätze sind kaum vorhanden. Bekanntlich lebten in geschichtlicher Zeit dort Kelten. Die keltischen Iren oder irischen Kelten wurden ziemlich früh durch römische Sklaven christianisiert (im 4. und 5. Jahrhundert) und fingen dann ihrerseits an, das Festland zu missionieren. Auf Latein heißt Irland "Scotia Major"; die Iren wurden also "Schotten" genannt. Das » Schottenstift in Wien geht also auf die Iren zurück, auch an der Gründung der Wiener Universität 1365 waren sie beteiligt. Und Schottland heißt nach den irisch-keltischen Skoten so, die dort im Jahre 503 landeten und sich schließlich mit den dort ansässigen Pikten zusammentaten (a.a.O.).
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