| | Bernhard Bücker nach der Marathonprüfung 4. Deutsche Meisterschaft, Greven-Bockholt | | | |
| | |
Faszination Fahren Die Erfolgsgeschichte einer Familie von Gerd Hebrang
|
|
|
Schon lange hatte ich vor, Vater und Sohn Bücker zu besuchen, um einen Bericht zu schreiben. Am 18. September war ich anläßlich der 4. Deutschen Meisterschaft für Gespannfahrer mit Behinderung und des 25. Donau-Alpen-Pokals in Greven-Bockholt ( Fahren in Bockholter Szenarien, Zugpferde einmal anders, Vom Fahren auf S-Niveau) und habe dabei die persönliche Bekanntschaft mit Bernhard Bücker gemacht, der diesmal wider Erwarten nicht einmal in seiner Paradedisziplin, der Dressur, brillieren konnte.
In allen drei Einzelprüfungen (Dressur, Hindernisfahren, Marathon) belegte er jeweils den fünften Platz, was ihm in der kombinierten Wertung den vierten Platz einbrachte, wie schon bei der Weltmeisterschaft in Edinburgh ( Die Ergebnisse, Welt- und Vizeweltmeister ). Bernhard Bücker sah die ganze Angelegenheit sehr gelassen: "Ich bin sozusagen mitten aus einer geschäftlichen Besprechung auf den Bock gestiegen. Man kann es sich nicht immer aussuchen." Und freute sich trotzdem - denn der Sport soll vor allen Dingen Spaß machen.
"Ich habe mich für die Sieger gefreut. Besonders für Karl-Bernd Käsgen, der damit die Erfolge dieses Jahres krönen konnte: Weltmeisterschaft Einzel Grad I und Mannschaft in Schottland und nun die Deutsche Meisterschaft!" (Siehe Hopetoun House, Marathon und Kegelfahren).
Und dann deutete er an, daß manche Fahrer eben zusätzliche Handicaps haben: "Albert Sahle ist auch in letzter Minute aus dem Büro gestürmt und auf den Bock gestiegen." Da bekam ich schon eine erste Ahnung, daß ich es in diesen Fällen mit erfolgreichen Geschäftsleuten zu tun haben, die sehr wohl wissen, daß das Geschäft vorgeht - der Pferdesport ist Hobby und muß zurückstehen, ungeachtet allen sportlicher Ehrgeizes.
Bernhard Bücker saß dabei auf seinem » Quad; von seiner Behinderung konnte ich mir so gar kein Bild machen. Ich wußte, daß er als Kind an Kinderlähmung erkrankt war, aber sowohl auf der Kutsche als auch auf dem Motorrad sah man zunächst nichts von einer Beeinträchtigung.
Wir trafen eine lose Verabredung. Den Weg nach Emsdetten hatte er mir gut beschrieben; im Reiterstübchen seines Sohnes wollten wir uns treffen. Ich würde das Haus direkt hinter der Pferdekoppel im Außenbezirk von Emsdetten finden.
Ein Keramikschild verkündet: "Hier heißen alle Bücker", und das verheißt eine gute Portion Selbstbewußtsein. Als ich auf den Hof bog, stieg Bernhard Bücker gerade aus seinem Auto und bewegte sich auf zwei Krücken in meine Richtung - das Timing war wohl perfekt.
Perfekt wie das Ambiente, zu dem das Türschild der passende Auftakt ist: Ein großzügiger Innenhof, flankiert von Wohnhaus und Garage mit Ausblick auf ein schlichtes Gebäude, das sich als Pferdestall erwies. Hinter der Garage unter einem Vordach eine Menge Kutschen, dazu ein großer Anhänger und ein riesiger, schicker Transporter.
Vor dem Pferdestall ein Paddock mit einem Fuchs darin; ein Großpferd schaute neugierig aus dem Fenster und nahm Kontakt auf. Noch auf dem Innenhof machte ich Bekanntschaft mit der Familie Bücker jr.: Frau Bücker trug ihren Säugling in einem Tragesäckchen, die Erstgeborene konnte schon laufen, und Tobias Bücker kam gerade aus dem Stall. Der große, freundliche Berner Sennenhund machte die Idylle perfekt.
Diese Anlage ist ein Glücksfall, wie der Vater mir erklärte. Normalerweise könnte man so etwas in den Außenbezirken heutzutage nicht mehr bauen. Als sich die Gelegenheit ergab, dieses Anwesen zu erwerben, griffen die Bückers zu. Hier kann sich die nächste Generation in aller Ruhe entfalten, hier kann das Hobby gepflegt werden.
| |