Ein weiteres Beispiel: Das Erzeugen einer Grundspannung für eine Verstärkung. Durch das Spannen des Pferdes über die Hankenbeugung, werden die vermehrt belastet, bauen in sich mehr Spannung auf, die sie auch wieder loswerden möchte. In dem der Reiter dies dann wohldosiert über die Tritte und Sprünge verteilt, entwickelt sich die Verstärkung im Trab und Galopp. Auch hier ist ein Druckausgleich festzustellen, denn das Pferd sucht diesen vermehrten Druck auf die Hanken durch ein vermehrtes Vorwärts im Tempo mit „Sogwirkung“ der Sucht nach Druckausgleich. Der Reiter baut immer wieder systematisch Ãœberdruck auf und bietet eine Unterdruckposition als Ausgleich an. Diese wird dann automatisch vom Pferd angestrebt und so kann der Reiter dies gelassen kanalisieren und ventilieren. Um dieses Druckausgleichsprinzip in ein Druckausgleichsverfahren (= Hilfengebung!) umwandeln zu können, muss(!) der Reiter verstanden haben, was eigentlich mit dem Begriff des Schwerpunktes, der ständig zitiert wird, gemeint ist! Der Schwerpunkt einer Masse ist der Fluchtpunkt aller (diese Masse betreffenden) „Massemomente“ ! (Klingt physikalisch, ist es auch und das Verständnis hierüber unverzichtbar.) Was heisst das? Ein „Massemoment“ bezeichnet diejenige Wirkungskraftlinie, die von einem Masseteilchen ausgeht – sowohl in Ruhe als auch in Bewegung. (Deswegen gibt es auch einen Schwerpunkt im Ruhezustand, weil die Masse mit sich selbst auf atomarer Ebene in Wechselwirkung steht und überdies mit der Schwerkraft.) Beispiel: Wenn ein Pferdebein durch Muskelaktion beschleunigt wird, dann werden alle Masseteilchen des Pferdebeines in die gleiche Richtung, mit der gleichen Kraft aber nicht(!) mit der gleichen Geschwindigkeit beschleunigt. Da das Bein sich nicht in seiner gesamten Länge gleichzeitig nach vorne bewegt, sondern gelenkig, also aus einem Winkelverhältnis heraus, wandert die Beschleunigung zeitversetzt vom Gelenkansatz zum Hebelende (in dem Fall der Zehe, dem Huf). Da zudem aus dem Winkelverhältnis des Gelenks unterschiedliche Wege zurückgelegt werden (die Masseteilchen dicht unterhalb des Gelenkes legen einen kürzeren Weg zurück gegenüber denen des Hufes), wird durch diese Differenz der Huf „massiger“ . (genauer: Der Huf bekommt die meiste Beschleunigung und wird dadurch in seiner „Massigkeit“ größer ? Kraft - die hier ja erst durch die Beschleunigung und die dadurch erreichte Geschwindigkeit entsteht! - errechnet sich, indem die Masse multipliziert wird mit dem Ergebnis aus: zurückgelegter Weg geteilt durch benötigte Zeit. Je mehr Masse also einen weiteren Weg in kürzerer Zeit zurücklegt, desto mehr Beschleunigung hat sie erfahren, desto mehr „Kraft“ hat sie also.) (jeder der schon mal getreten worden ist weiß, dass man beim tretenden Pferd am sichersten am Gelenk steht, weil da die „Wucht“ am geringsten ist, wohingegen in der Hufspitze die meiste „Wucht“ liegt!) Durch diese Beschleunigung ist also der „massigste“ Teil im Huf zu finden, mithin also auch dort - innerhalb dieser Bewegung - der Schwerpunkt des Pferdebeines. Der Schwerpunkt ist also so etwas wie ein „Massenauflauf“ von Kraftlinien, die sich an einem bestimmten Punkt treffen. So weit so gut, nur hat das Pferd nicht nur ein Bein, sondern deren vier – plus Hals plus Kopf plus Rumpf! Da diese alle untereinander gelenkig verbunden sind, gibt es also verschiedene Masseschwerpunkte innerhalb der Gesamtmasse „Pferd“ , die sich innerhalb einer Bewegung auftun. Damit das Pferd nicht grätscht, umkippt oder sich verknotet, muss es also diese „Unterschwerpunkte“ (der 4 Beine, des Halses, des Kopfes, des Rumpfes) miteinander so koordinieren, dass ein gemeinsamer Schwerpunkt der Gesamtmasse „Pferd“ in der Bewegung auftritt. Da das Pferd von Geburt an mit sich selber aufwächst, arrangiert es sich mehr oder weniger hervorragend, aber grundsätzlich stimmig mit sich selbst. Kommt aber die Masse des Reiters hinzu, ändert sich die Situation für das Pferd schlagartig! (Probe aufs Exempel: Kind auf die Schultern und gewohnten Sport treiben!)
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