| | | | Piaffe auf der Stelle gedreht | | | |
| Wenn Sie sich für die Barockreiterei interessieren und mit Ihrem Pferd solche Übungen machen wollen, sollte Ihr Pferd diesen Aufgaben auch gewachsen sein. Die Hofreitschule Bückeburg setzt eben auch nicht irgendwelche Pferde ein, sondern nur solche, die sich für die angestrebten Aufgaben besonders eignen. Das liegt ja auch auf der Hand: Die Ausbildung kostet viel Mühe, und je mehr ein Pferd sich für eine bestimmte Übung anbietet, je leichter es diese lernt, desto schneller und damit kostengünstiger wird die Ausbildung. Und die Eignung erweist sich wiederum oft erst im Laufe der Ausbildung - wie auch beim Menschen. Das gilt sicher auch für die Passage: Nicht jedes Pferd wird seinen Spaß daran haben, auf Befehl seinen Stolz zu zeigen - ich vermute auch, dass diese Gangart für das Pferd einigermaßen anstrengend ist und nicht beliebig lange durchgehalten werden kann.
| Die Piaffe ist einer der großen Meilensteine in der Ausbildung eines Reitkunstpferdes. Das Genick hat am höchsten Punkt, das Vorderbein in der Senkrechten und die Hanke stark gebeugt zu sein, um die hochgradig kräftigende Wirkung dieser Lektion zu entfalten. Die aufgerichtete Tourchiergerte aus Quittenholz dient dem Reiter dazu, seinen Sitz bei einhändiger Zügelführung auszubalancieren, und kann bei Bedarf aus dieser Position an jeder Stelle des Pferdekörpers hilfestellend antippen. Manuskript | | | Die Piaffe wird in diesem Film mit mehreren Pferden vorgeführt; üblicherweise piaffiert das Pferd auf der Stelle, aber man kann die Kunst natürlich auch auf die Spitze treiben. Das bleibt dem Meister selbst überlassen. Wolfgang Krischke piaffiert nämlich auf der Stelle, aber im Kreis - was widersinnig klingt, weil das Pferd sich natürlich nicht wirklich auf der Stelle bewegt, sondern auf einem Kreisbogen, dessen Mittelpunkt der Reiter darstellt. Und damit man das auch wirklich sehen kann, wird diese Szene nicht nur von der Seite gefilmt, wo die Kreisbewegung, da sie sehr langsam ist, zuerst gar nicht auffällt und als Ungenauigkeit erscheint, bevor man begreift, dass es eine bewusste Bewegung ist, sondern von oben. Und auch dort dauert es sehr lange, genauer gesagt 18 Sekunden, bis die halbe Kreisbewegung vollführt ist. Es ist völlig verblüffend, wie es dem Reiter und dem Pferd gelingt, den Mittelpunkt dieser Bewegung absolut festzuhalten - naja, so gut es eben geht, mathematische Genauigkeit ist noch wieder etwas anderes und damit nicht vergleichbar. Im Film wären das über 400 Einzelbilder, digital sind das etwa 140 Frames und damit zu viel, um das hier einfach so einzubauen. Ich werde die Bewegung also auf einen winzigen Ausschnitt beschränken müssen. Wolfgang Krischke führt dann zum Abschluss dieser Vorführung noch mehrfach Wechsel zwischen Piaffe und Passage vor, aus denen man erkennen kann, wie das eine aus dem anderen hervorgeht, was das eine mit dem anderen verbindet, wodurch das eine sich von den anderen unterscheidet.
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