Endlich kommen wir zu der Frage, was Tummeln eigentlich zu bedeuten hat. Warum ist dieser Begriff aus dem Reitsport verschwunden? Warum hat er sich überall sonst etablieren können? Warum sehen sich die Reiter in Bückeburg bemüßigt, das Tummeln wieder in ihr Programm aufzunehmen?
| Unter Tummeln versteht man die Kunstgangarten im Galopp. Hier zeigt sich der deutlichste Unterschied zu den nachfolgenden Reitweisen. Nie wieder legte man solchen Wert auf das Tummeln eines Pferdes. Manuskript | | | Aha, jetzt versteht man auch warum: Auf dem Turnierplatz oder auch im Gefecht war das Tummeln wichtig, aber warum wurde es später unwichtig? Konnten die Höflinge mit diesen Kunststücken weniger Eindruck schinden? Eine Erklärung bekommen wir leider nicht. Das Tummeln zerfällt nun wieder in die einzelnen Disziplinen; als erstes wird Tèrre-à -tèrre vorgeführt - dieser Begriff ist mir nicht neu, den kannte ich schon, darunter konnte ich mir sogar etwas vorstellen.
| Im Terre a terre springt das Pferd in hoher Versammlung von beiden Hinterbeinen auf beide Vorderbeine und wieder auf die Hinterbeine und so weiter. Hierbei kann man entweder einen klaren Zweitakt oder einen leicht versetzten Viertakt hören und ein deutliches Vorgreifen der inneren Beine erkennen, das Terre a terre kann also im Links- und im Rechtsgalopp gesprungen werden. Manuskript | | | Auch diese Übung wird wieder mit mehreren Pferden und Blickwinkeln vorgeführt. Bei den historischen Stichen kann man natürlich nicht erkennen, welche Bewegungen der Reiter machen muss - dass muss der schon selber rausfinden, und wie man sieht, sind diese Bewegungen durchaus heftig. Anscheinend kommt es auch hier wieder darauf an, dass der Oberkörper wie in Ruhe zu erscheinen hat. Das erwähnte Vorgreifen der inneren Beine kann man auch in meinem Ausschnitt gut erkennen. Unter Mezair konnte ich mir nun gar nichts vorstellen, und auch die Stiche hätten mir nicht auf die Sprünge geholfen - für mich sah das eine Bild wie das andere aus: Das Pferd erhebt sich auf die Hinterbeine, die Vorderbeine wie zum Sprung angesetzt. Was ist da nun was? Da müsste wohl der Fachmann ein Wort sprechen, oder kann der die Übungen anhand der Abbildungen auch nicht immer sicher auseinanderhalten? Wie dem auch sei: Man darf ja nicht vergessen, dass die Überlieferung nicht nur aus Abbildungen besteht, sondern auch aus Texten, und mit Worten kann man sehr wohl Bewegungsabläufe beschreiben und unterscheiden - und auch im Film wird uns geholfen.
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