| | | | | Macht Ihr Pferd das auch mit? |  |  |  |
| Irgendwie sind wir hin- und hergerissen. Es ist so gemütlich zu Hause, warum sollte man diese Idylle verlassen und sich hinauswagen in die feindliche Welt, um Abenteuer zu bestehen? Freilich ist es nicht nur gemütlich, sondern unter Umständen auch sehr langweilig, und die Langeweile kann sich sehr schnell auch zur Folter entwickeln. Wir brauchen eben auch die Abwechslung, die Herausforderung, das Risiko, den Kitzel, die Ungewißheit, und je größer die Anstrengung, desto größer auch die Befriedigung nach bestandenem Abenteuer.
Deshalb zieht es uns wahrscheinlich immer wieder in die Ferne. Es ist ja kein Vergnügen, Koffer zu packen, sich im Flughafen zu drängeln, fremde Länder, fremde Menschen, fremde Gewohnheiten kennenzulernen, das alles ist unbequem und macht unter Umständen auch Angst. Aber davon zehrt man dann sehr lange, das macht das Leben lebenswert, davon kann man vielleicht noch den Enkeln erzählen, während das normale Leben nicht der Rede wert ist.
Selbst einem Großunternehmer in Sachen Fernweh wie Günter Wamser geht es nicht anders:
| Nun wollte ich jedoch das »richtige Unterwegssein« testen, was nochmals einen sehr einschneidenden Unterschied zum bisherigen Training bedeutete. Es sollte ein zweitägiger Proberitt werden, auf dem ich nicht nur die Ausrüstung und deren Vollständigkeit testen wollte, sondern auch Antworten auf einige Fragen suchte: Hatte ich alles Notwendige für ein Lagerleben dabei? Wie würde ich die komplette Ausrüstung am Pferd verzurren und transportieren können? Wird sich mein selbst erdachtes Pack- und Befestigungssystem bewähren? Wie konnte ich die Pferde beim Zelt halten? Mußte ich sie anbinden, und wo sollte ich sie in der Weite der beim war überhaupt anbinden? Wie würde die Versorgung, speziell auch das Kochen, Wasser holen, Tiere versorgen usw. klappen?
Meine erste Nacht im Zelt lag ich lange wach. Ich konnte nicht schlafen, obwohl ich todmüde war. Ich durchlebte ein Wechselbad der Gefühle und Gedanken. Noch nie zuvor war mir die Herausforderung meines Vorhabens so bewußt geworden. Einen Moment lang spürte ich Aufregung, Angst, Unsicherheit und machte mir Sorgen. Dann fühlte ich mich wieder als Held und Abenteurer. Ich zweifelte, grübelte und stellte meine Idee in Frage.
a.a.O., Seite 12 | | |
Immerhin - das ist doch durchaus positiv. Günter Wamser ist keiner, der mit dem Kopf durch die Wand will, der nicht mehr nachdenkt, wenn er einmal einen Entschluß gefaßt hat. Zwar ist der Weg das Ziel, die Reise sein Leben, aber es geht nicht um das Unterwegssein an sich, sondern um die Qualität des Lebens und Erlebens. Günter Wamser reist nicht um jeden Preis und ist durchaus bereit, sein großes Ziel zu vergessen, wenn er spürt, daß es ihm nichts mehr bedeutet.
Aber natürlich braucht man für die Durchführung einer solchen Reise eine enorme Menge an Durchhaltevermögen und Entschlußkraft. Wenn diese aber zum Selbstzweck wird, kann sie nicht mehr richtig sein. Das wird ihm überdeutlich vor Augen geführt.
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