Im Grunde handelt es sich bei Zucht schlicht um Qualitätsverbesserung. Eine einzelne Qualität, bei den Vollblütern das Vermögen, eine bestimmte Strecke schnell zurücklegen zu können, wird systematisch verbessert.
Wenn man so will, ist das keine menschliche Erfindung, weil sich nämlich vermutlich Wettbewerb und Qualitätsverbesserung im Leben selbst angelegt sind. Die Evolutionstheorie ist genau auf dieser Annahme aufgebaut: Das bessere Individuum setzt sich durch und vererbt seine überlegenen Eigenschaften besser, wodurch eine allgemeine Qualitätsverbesserung eintritt. Und die Evolutionstheorie hat sich bekanntermaßen im Großen und Ganzen durchgesetzt.
Die Evolution hat viel Zeit. Manchmal verändern sich Arten über Hunderte von Millionen Jahren so gut wie gar nicht - manche Fossilien gleichen den heute lebenden Exemplaren der Gattung ziemlich genau. In anderen Fällen, zum Beispiel bei den Pferden, haben sich im Laufe der Evolution dramatische Veränderungen ergeben. Die Entwicklung des Pferdes von Wesen in Hundegröße bis zu der heute bekannten Art ist ein Paradebeispiel der Evolutionstheorie.
Seit der Mensch das Pferd domestiziert hat, ist durch das züchterische Einwirken eine Fülle von Rassen entstanden, die die Natur von sich aus mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht hervorgebracht hätte. Dabei hatte man die eigentlichen Gesetzmäßigkeiten gar nicht verstanden, was aber die züchterischen Erfolge keineswegs verhinderte. Seit man aber die Mechanismen der Zuchtauswahl besser versteht, haben sich dramatische Entwicklungen vollzogen, deren Ende noch gar nicht absehbar ist.
Da die wirtschaftliche Bedeutung der Pferde spätestens nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ziemlich plötzlich zusammenbrach, sind die bedeutendsten Fortschritte bei Tierarten erzielt worden, bei denen der wirtschaftliche Druck die Anstrengungen und Risiken rechtfertigten. Schauen wir uns als Beispiel die Rinder an:
| Milchleistung von Kühen
Da für die Ernährung eines Kalbes eine Produktion von ca. 8 kg Milch pro Tag ausreicht, war der Organismus von Kühen ursprünglich auf diese Menge eingestellt. Heute gibt es Hochleistungskühe, die täglich 50 kg Milch geben, worin enthalten sind: 1,6 kg Eiweiß, 2 kg Fett und 2,4 kg Zucker.
Bei Kühen konnte die Milchleistung durch Zucht und Verbesserung der Fütterung von früher 700 kg pro Laktationsperiode auf eine Durchschnittsleistung von 6500 kg gesteigert werden. Vor hundert Jahren galten Kühe mit einer Leistung von 2500 kg pro Laktationsperiode als Spitzenexemplare. Die durchschnittliche Milchleistung stieg auch noch in den letzten Jahren stark an, in Deutschland z. B. von ca. 5600 kg/Jahr in 1997 auf ca. 6500 kg Milch im Jahr 2003. Das brandenburgische Landwirtschaftministerium gab am 15. März 2006 eine Jahresdurchschnittsleistung von 7602 kg je Kuh im Jahr 2004 bekannt. Den höchsten Durchschnittswert erreichte der Landkreis Ostprignitz-Ruppin mit einer Milchjahresleistung von 8 054 Kilogramm je Kuh.
Abhängig ist die Milchleistung in erster Linie von der Rasse und der Fütterung. Leistungsstärkste Rasse ist die Holstein Schwarzbunte, von der 10.000-14.000 Liter bei Zusatzfütterung mit Kraftfutter kommen können. » Milchleistung | | |
Besser, schneller, mehr: Das ist das Credo der » Zucht. Klingt es nicht wunderbar, diese Fortschritte erreicht zu haben? Da haben sich die Menschen Tausende von Jahren um die Verbesserung der Haustiererassen bemüht und beachtliche Erfolge erzielt. Und jetzt, in den letzten 100 Jahren, wo die Wissenschaft sich dieser Fragen angenommen hat, beschleunigt sich dieser Entwicklungsvorgang ungemein.
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