Den ersten Artikel kommentierte sie nach einigen Tagen wie folgt:
| Guten morgen herr popken; vielen dank fuer den klasse artikel ueber cillbarra und irland und die vielen infos. Die einleitung mit dem seitenhieb betreffend der schweren grossen pferde hat mich total aufgestellt und ich musste herzlich lachen - sie haben ja so recht! Mein erstes richtig grosses und schweres drumhorse, pluto, ( zu sehen auf der seite philosophie auf meiner site ) hatte ich, damals noch in deutschland, aus england importiert und die kommentare waren genau die gleichen - du kleine, brauchst du so was grosses, ja? mit shire horses involviert wurde ich immer wieder damit in verbindung gebracht. Danach war kein halten mehr und ich war total von den heavies infisziert! aber zurueck zum thema: brauchen sie noch mehr oder ausfuehrlichere info? noch mehr fotos? Bitte fragen sie; ich bin super gespannt auf anfang naechste woche, wenn ich wieder ueber irland lesen werde und hoffentlich ueber cillbarra.
Hier ist nun fast mitternacht und immer noch hell, der laengste tag im jahr. Es ist viel zu kalt fuer die jahreszeit und ich hatte glueck, mein heu letzte woche gemacht zu kriegen und nun ist wieder irishes weather mit regen und drizzle und ich bin jeden tag mit meinem 30 jahre alten trecker dabei, die ballen reinzuholen - 10 bis 15 min pro ballen: bei 110 ballen macht das ein paar stunden oder tage. War grad draussen weil die hunde gebellt haben und ich nachts noch die stuten checke; brauchte keine taschenlampe - die nacht geht einfach in den naechsten tag ueber - faszinierend. Und praktisch, da ich meine letzte stute ueberwache, die bald ein fohlen bekommen sollte. Ich leg mich jetzt mal auf die matratze und beobachte meine daisy und melde mich morgen wieder und freue mich auf den neuen artikel in der pferdezeitung. Viele gruesse; caroline. | | |
Den Ausdruck "aufgestellt" kannte ich nicht. Da sie sich erst so spät gemeldet hatte, befürchtete ich, daß ich sie verärgert hätte, und stellte mir unter "aufgestellt" vor, daß sich alles in ihr gesträubt hatte, weil ich einen ganz wunden Punkt getroffen hatte. Aber das Gegenteil war der Fall, ich hatte den zweiten Teil des Satzes überlesen - sie hatte sich köstlich amüsiert und mir die Bemerkung keinesfalls übel genommen.
So geht es mit schriftlichen Äußerungen - es hat alles seine Vor- und Nachteile. Im Gespräch hätte man schon aus den Tonfall schließen können, wie die Bemerkung gemeint ist. "Aufgestellt" ist ein Schweiz Ausdruck, den ich vielleicht am besten mit "aufgekratzt" übersetzen würde. Aber wenn ich darüber nachdenke, bin ich mir gar nicht sicher, ob jeder weiß, was ich damit meine.
Und dann erhielt ich eine E-Mail, die nicht Antwort auf eine Frage war:
| Wieder eine lange nacht.
Nachdem daisy heute harztropfen an ihrem euter hatte, richtete ich mich auf eine lange nacht ein. Normalerweise habe ich ein ungefaehres abfohl datum im kalender, da ich natuerlich die deck daten registriere. Diese stute aber kam erst vor 3 wochen zu mir zum abfohlen und keiner wusste so genau, wann sie fohlen wuerde. Also ein beobachtungs job - toll: wie ich diese ewigen durchwachten naechte liebe!
Tagsueber liess ich daisy im hof grasen und sie war wie immer. Nachts kam sie die letzten 14 tage hinters haus in den kleinen abfohl paddock, wo ich flutlicht habe und sie vom gang fenster aus auf dem klappbett beobachten konnte. Sie hatte ihren ruheplatz und ich konnte nanchmal fuer eine stunde oder so einnicken, wenn sich nichts tat. Heute nacht aber wurde sie gegen mitternacht unruhig und wanderte im paddock hin und her - aha, da tut sich was. Also wieder kaffee gekocht und augen auflassen. Ein paar mal versuchte sie sich hinzulegen, war aber noch unsicher.
Obwohl ich immer noch, nun seit doch einigen jahren geburts hilfe bei stuten, sehr gespannt war, durfte ich nicht raus; das haette sie nur gestroert. Ich musste nur aufpassen, ob das fohlen auch in der richtigen lage rauskommt, mit den vorderfuessen zuerst und das koepfchen auf den vorderbeinen. So sah es auch aus und nach unglaublich schnellen 15 minuten war das fohlen da.
Ich raus, eihuelle aufgerissen, nuestern freigemacht, da stand daisy auch schon auf und die nabelschnur ist gerissen. Also jodtinktur auf die bruchstelle und ein bisschen salz auf den ruecken des fohlens gestreut. Machen das andere zuechter auch? Dies ist etwas, was mir ein traveller erzaehlt hat: es soll die stute animieren, das fohlen abzulecken. Dann liess ich die 2 wieder in ruhe, um die bindung zwischen mama und kind nicht zu stoeren.
Ich setzte mich also am rand des paddocks auf einen stein und beobachtete die 2. die stute war nicht sonderlich an ihrem fohlen interessiert also musste ich wieder ein bisschen nachhelfen um das kleine auf die beine zu bringen. Ein trick, um ein fohlen zum aufstehen zu bewegen ist, es in hals, widerrist und ruecken zu kneifen, was einen reflex zum aufspringen bewirkt ( raubkatze im nacken ? ) auch ein rat der travellers - werde ich dafuer von zivilisierten leuten nun gesteinigt?
Wie auch immer, es wirkte und schon stand das kleine staksige ding, der saug reflex setzte ein und das fohlen suchte nach mama's milchbar. Auch das dauerte eine weile mit vielen erfolglosen saugversuchen an hinterbeinen, flanken und sonst wo, aber endlich war die quelle gefunden und die welt in ordnung fuer stute und fohlen und auch fuer mich. Nachher gehe ich nochmals raus um die nachgeburt zu kontrollieren und zu checken, ob das fohlen sein darmpech ausgeschieden hat.
Danach haette ich eigentlich zeit fuer eine runde schlaf aber nun ist 4 uhr morgens und alle muedigkeit verflogen. Die naechsten stunden werde ich daisy mit ihrem hengstfohlen durchs fenster beobachten und mich an dem wunder erfreuen. Immer wieder ist es ein wunderbares erlebnis, nie ist es zu viel muehe oder arbeit: der lohn wiegt den aufwand tausendfach auf und schlafen kann ich ja ein andermal. | | |
Quellen / Verweise
Fotos
© Caroline Neuenschwander
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