
| | W. Popken im Fenster Selbstportrait 08/2004 | | | | 18.06.2006 Katz und Hund Der Mensch der Frühzeit, so stellen wir uns das vor, kam eines Tages auf den Hund und das Pferd und die Kuh, und diese veränderten sich dabei. Hunde, wie wir sie kennen, gibt es ausschließlich als Begleiter des Menschen, nicht in der freien Natur (es sei denn, sie seien entlaufen). Dasselbe trifft auf die Katzen zu, auf die Kühe und die Pferde. Der frühe Mensch war sicher nicht sentimental. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit mußten viele Hunde arbeiten, Katzen sowieso. Katzen waren dazu da, die Mäuse in Schach zu halten, und dazu mußten die Katzen natürlich hungrig sein. Hunde hatten vielerlei Aufgaben, und sind für diese verschiedenen Aufgaben gezielt gezüchtet worden, so daß sich die gewünschten Eigenschaften genetisch verankert haben. Deshalb kann es für einen Hund sehr quälend sein, wenn er seinen Trieb nicht ausleben kann. Ein Hütehund muß unbedingt etwas zu hüten haben, sonst ist er nicht glücklich. Ein Bringehund schmeißt uns die Knüppel auffordernd vor die Füße, damit wir sie wegwerfen und er sie anschließend bringen kann. Pferdenot Ein Hütehund leidet, wenn er keine Herde hat, die er bewachen kann. Im Notfall sucht er sich eine Gruppe, die er behüten kann, seine Kleinfamilie vielleicht, und leidet unmäßig, wenn die Familienmitglieder sich auf ihre Zimmer vereinzeln. Erst wenn alle im Wohnzimmer versammelt sind, geht es ihm wieder gut. In diesem Sinne brauchen die Pferde uns nicht. Zwar sind auch sie für unterschiedliche Zwecke gezüchtet worden, aber wenn wir sie in Ruhe lassen und sie sich ihren Bedürfnissen gemäß selbst beschäftigen können, sind sie es durchaus zufrieden. Selbstverständlich leiden sie und werden unter Umständen sogar krank, wenn man ihre elementaren Bedürfnisse mißachtet, etwa die nach Geborgenheit in der Herde, reichlich Bewegung, permanenter Futteraufnahme, frischer Luft. Ein Kaltblüter, der zum Ziehen schwerer Lasten gezüchtet wurde, entbehrt aber nichts, wenn er nicht jeden Tag ziehen muß. Ein Vollblüter, der über bestimmte Strecken sehr schnell laufen kann, nimmt es nicht krumm, wenn man ihn aus dem Training nimmt. Ein Springtalent muß nicht springen, um ein erfülltes Pferdeleben zu führen. Usw., Sie verstehen, was ich meine. Existenzberechtigung Fred Rai hat sich verschiedentlich gewundert, warum alle Tiere dieser Welt ausschließlich mit Belohnungen dressiert werden, nur die Pferde nicht. Die Pferde werden bestraft. Dabei haben es die Pferde doch schwer, herauszufinden, was wir eigentlich von ihnen wollen. Und wenn sie das nicht gleich herausbekommen, kriegen sie Druck. Ist das nicht widersinnig? Sie müssen tun, was wir wollen, und wenn sie das nicht mehr leisten können, haben sie keine Existenzberechtigung mehr. Wir behandeln die Pferde also gewissermaßen wie Schweine oder Kühe, die anders als Hunde oder Katzen auch keine natürliche Existenzberechtigung haben, sondern nur zu einem bestimmten Zweck gehalten werden. Hunde und Katzen sind aus dieser Not längst herausgewachsen. Katzen müssen keine Mäuse mehr fangen, sie werden gefüttert und der Mensch freut sich, wenn ihnen die Leckerei aus dem Supermarkt schmeckt. Bei den Hunden könnte man ja noch argumentieren, daß diese ihre Existenz ständig durch die unbändige Freude bezahlen, die sie ihrem Besitzer laufend zu Füßen legen. Dieser muß nichts dafür tun - es reicht, daß er wiederkommt, und der Hund ger
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