8) Fragen Sie, erzwingen Sie nichts. Wenn Sie ein Pferd bedrängen, wird sein Widerstand Ihren Ritt und Ihre Ausbildung zunichte machen. Die große Faszination von Pferden besteht gerade darin, wie unvergleichlich es sich anfühlt, wenn sie Sachen machen, weil Sie es möchten. Das ist ein "freiwilliges Geschenk" und diese Großzügigkeit kann Ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen. "Fragen Sie, erzwingen Sie nichts" ist der Wesenskern des Respekts. Wenn man jemanden zu etwas drängt, mißachtet man dessen eigenen Standpunkt. Menschen können mit Ihnen genauso zusammenarbeiten wie Pferde. Wenn die etwas tun, weil sie es selbst wollen, wird es "Sie umwerfen". 9) Seien Sie klar in Ihren Absichten. Pferde sind als Beutetiere Experten darin, die Absichten eines Raubtiers zu erkennen, weil ihr Leben davon abhängt. (Menschen sind Raubtiere, wir essen Tiere.) Beispielsweise wird eine Herde von Zebras friedlich neben Löwen grasen, die gerade gefressen haben und sich in der Sonne braten lassen - aber sie werden davonspringen, wenn sie sehen, daß ein Löwe sich anschleicht. Ein Pferd kann spüren, wenn Sie "um jeden Preis gewinnen wollen", und das macht es unruhig, und ein unruhiges Pferd ist eine unsichere Nachbarschaft. Menschen sind auch ziemlich gut in der Erkennung der Absichten, und sie ziehen sich zurück und werden wachsam, wenn die Dinge nicht zusammenpassen. Darum dreht es sich bei "Geradlinigkeit". Wenn man die besten Seiten in jemandem wecken will - die Zusammenarbeit und die großartigen Ideen - dann müssen die inneren Beweggründe mit dem zusammenpassen, was Sie sagen und tun. Seien Sie wahrhaftig. 10) Finden Sie heraus, was ein Pferd motiviert. Gute Ausbilder (eingeschlossen die Hinterwäldler) haben Erfolg, weil sie ihre Denkweise und ihr Arbeitsprogramm auf das ausrichten, was Pferden wichtig ist. Jede menschliche Kultur ist ein bißchen - oder ziemlich sehr - anders. Das kommt daher, daß jeder Ort, an dem Menschen leben, andere Bedingungen bietet. Etwas, das hier selten ist, gibt es dort im Überfluß. Jede Gruppe schätzt die Seltenheit und richtet ihre Lebensweise daraufhin aus. Wenn man mit einer anderen Gruppe oder einem anderen Land zu tun hat, ist es wichtig herauszufinden, was dort selten ist, was es im Überfluß gibt, und wie das ihre Kultur beeinflußt. 11) Tun Sie, was der Gesundheit des Pferdes zuträglich ist. Zeigen Sie dem Pferd, wie es Ihr Gewicht tragen kann, ohne daß es über die Jahre darunter zusammenbricht. Überfordern Sie seinen Körper nicht, verlangen Sie seinem Geist nicht zu viel ab. Es macht keinen Spaß, viel Zeit und Energie zu investieren und am Ende ein lahmes Pferd mit verschlissenen Gelenken zu haben oder ohne Lust an der Mitarbeit, kaum daß es gut ausgebildet ist. Das ist einfach eine andere Art der Einsicht, daß "Ausbeutung sich nicht wirklich auszahlt". Wenn wir Leute schlecht behandeln, zerstört das nicht nur ihre Gesundheit und vergeudet ihre Energie und verleidet ihre Gesellschaft. Auch wir zahlen dafür in Form von Soldaten, Polizei und Gefängnissen, um die Menschen von einer Rebellion abzuhalten. Irgendwann kosten Soldaten, Polizei und Gefängnisse insgesamt mehr als was wir an Profit "einstreichen". 12) Würdigen Sie das Pferd. Gute Ausbilder quittieren die kleinen Fortschritte des Pferdes bei der Ausbildung mit einem Laut oder einem Wort und belohnen jeden Schritt. Sie bedanken sich mit einem stärkeren Ausdruck am Ende eines Ritters oder einer Ausbildungseinheit, mit einem Leckerli und viel Lob. Pferde verstehen es, wenn man sie würdigt, und arbeiten intensiver und lustvoller für jemanden, der sich reichlich bedankt. Wenn man sich mit Danksagungen und Würdigungen äußert, die in der Kultur der anderen Person bedeutungsvoll sind, zeigen wir, daß wir sie und ihren Standpunkt respektieren.
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