Jeder, der sich mit Pferden beschäftigt, hört diesen Spruch: "Kein Huf, kein Pferd." Das ist die Kurzfassung für: "Ein hinkendes Pferd kann seine athletische Aufgaben nicht erfüllen." Der Huf nimmt ungeheuere mechanische Belastungen auf und ist der Teil des Körpers, der am häufigsten wegen unzureichender Pflege und Überlastung versagt. Früher oder später erlebt jeder Reiter, der viel Zeit und Energie in die spezielle Ausbildung seines Pferdes für eine bestimmte Nutzungsart oder einen sportlichen Wettbewerb investiert hat - von der Freizeitreiterei bis zu Olympischen Wettbewerben - die Enttäuschung seiner Träume, weil sein Pferd lahmt und für Wochen oder Monate unreitbar ist und während dieser Zeit seine Kondition verliert und seine Ausbildung vergißt. Ich schlage eine Redensart über den Frieden vor: "Kein Respekt, kein Frieden." Zunächst meine "Arbeitsdefinition" von Respekt: "Du hast ein Existenzrecht, du darfst sein, wer du bist und du darfst deine eigenen Ansichten haben; ich werde dich deswegen nicht verletzen, übergehen oder deine Vorstellungen herabsetzen." Frieden herrscht, wenn die physischen, seelischen und zwischenmenschlichen Bedürfnisse jedes Menschen voll berücksichtigt werden. Richtlinien für Pferdeausbildung, die für Friedensstifter nützlich sind Verlagern wir den Blickpunkt ein bißchen von der Würdigung des Hufes zur Würdigung des ganzen Pferdes: Fast alles, was man wissen muß, wenn man mit Pferden umgehen und nicht mit gebrochenen Knochen im Krankenhaus landen will, hängt mit dem Respekt vor einem Pferd zusammen, das "anders ist als wir, aber eine vernünftige und verständliche Kreatur." Das Pferd ist ein großes, starkes Tier - Reitpferde wiegen 400 bis 700 Kilogramm. Es erschreckt sich sehr leicht - wie ein riesiges Kaninchen springt es vor Gefahren weg, die Menschen noch nicht einmal bemerken. Ein verängstigtes Pferd kann die Person direkt neben ihm niedertrampeln. Also müssen wir lernen, was Pferde aufregt und genau diese Dinge vermeiden. Wir müssen eine ruhige, verläßliche Person werden, der das Pferd als "Herdenführer" Vertrauen schenken kann, damit es sich sicher fühlt. Ich hoffe, daß Sie schon "begreifen", daß wir Pferde respektieren, wenn wir so mit ihnen umgehen. Wir berücksichtigen, was sie sind - ein großes, starkes Tier, das sich leicht erschreckt. Wir berücksichtigen ihren Standpunkt - es könnte hinter jeder Tür des Stalls ein Löwe sitzen (Pferde sind Frühstück für Löwen). Wir ignorieren sie nicht - im Gegenteil, wir ändern unsere Verhaltensweise, wenn wir mit ihnen zusammen sind, damit beide, Mensch und Pferd, sich sicher fühlen. Alle folgenden Ausbildungsrichtlinien beziehen sich auf den Respekt vor dem Pferd. Dieselben Prinzipien können uns Friedensstifter helfen, eine respektvolle Gesellschaft um uns herum aufzubauen. 1) Gute Pferdeausbildung sieht "langweilig" aus. Es gibt kein "Rodeo", kein Buckeln oder Steigen. Gute Ausbilder wissen, daß wertvolle Zeit verlorengeht, wenn sie das Pferd ängstigen und zu einer "Rodeo"-Reaktion provozieren. Trotzdem findet eine Menge Austausch zwischen Ausbilder und Pferd statt, und dieser Austausch ist für beide hochinteressant. Frieden sieht "langweilig" aus, es gibt keine Schießereien und kein Bombardement und kein Geschrei. Trotzdem ist es es hochinteressant, im Frieden zu leben, weil es viel Freude gibt und Spiel und enge Freundschaften und interessante gemeinsame Projekte. 2) Sicherheit hat höchste Priorität. Unternehmen Sie nichts mit einem Pferd, das zu Unfällen führen kann. (Bringen Sie es nicht zum Galoppieren bevor Sie es im Schritt beherrschen - Sie wollen nicht unkontrolliert auf eine Schnellstraße zurasen.) Das Wichtigste in der Pferdeausbildung ist, das Pferd entspannt und ruhig in Situationen zu halten, die für das Pferd "furchterregende" menschliche Umstände sind. (Wir müssen ihm zeigen, daß der Wasserschlauch keine Schlange ist, die es beißen wird. Ein Pferd, das Angst vor dem Gartenschlauch hat, kann Sie an der Wand zerquetschen.) Wenn Sie mit einer Person oder einer Gruppe zu tun haben, die anders ist als Sie, müssen Sie zuerst herausfinden, wovor die Angst haben. Wenn Sie das wissen, werden Sie die Dinge vermeiden, die die furchterregend finden, damit niemand verletzt wird.
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