| | | | | | Rückwärtsrichten (Foto-Serienschaltung) | | | |
| | | Klappt auch bei der Freunding Ramona Galen | | | |
| Wieder überkamen mich die Zweifel, ob es nicht doch besser wäre auf Trense umzustellen. Doch auch hier half mir der Spruch "600 Kilo lassen sich nicht halten, wenn sie nicht wollen". Also musste ich mir etwas einfallen lassen, dass er halten wollte. So fing ich an, bei jedem Stopp ein Leckerli zu verfüttern. Bald stoppte er auf das leiseste Anzeichen (manchmal auch nicht wirklich von mir gewollt) - es könnte ja ein Leckerli geben. Damit hatte ich schon fast gewonnen, denn selbst wenn er jetzt nicht langsamer wurde, anhalten ließ er sich jetzt aber immer und überall. So hatte ich doch wesentlich mehr Ruhe und der Rest im Galopp kam im Laufe der Zeit. Sicherlich hat dazu beigetragen diese Geschichte mit der Geschwindigkeitsregulierung auch im Trab auszutragen. Es war Herbst, es gab lange abgemähte Maisfelder und als Ricardo auf einem Ausritt meinte, also weißt Du, Dein langsames Tempo geht mir auf den Keks, ich will jetzt nach Hause, sind wir den Maisacker im scharfen Trab so lange rauf und runter geritten, bis auch mein Pferd fand, dass ein langsamer Trab eine sehr angenehme Sache sein könnte. Er tat mir bis dahin wirklich leid, weil ihm der Schweiß nachher in Strömen herunter lief, doch alle meine Angebote vorher schlug er ja in den Wind. Da die ganze Sache schon einige Wochen schleichend immer ausgeprägter wurde, musste ich diese Diskussion jetzt wirklich durchfechten, sonst hätte mein Pferd jeglichen Respekt vor mir verloren. In der Kindererziehung gibt es einen wunderbaren Spruch, der lautet: Drohe nichts an, was du nicht bereit bist durchzuführen. Genauso war es hier - hätte ich jetzt nach der Hälfte aufgehört, weil mein Pferd ja schon ziemlich am Schwitzen war, hätten wir die Diskussion über die Tempokontrolle ewig weitergeführt. Hier hätte es auch nichts genutzt, auf eine andere Zäumung umzusteigen, denn über kurz oder lang wäre das Problem auch damit aufgetaucht. Wenn er heute mal nicht langsamer werden will, brauche ich ihn nur ein kurzes Stück schärfer treiben und er erinnert sich daran, so dass er wieder langsamer wird. Da ich aber mit meinem Pferd eine Partnerschaft anstrebe, kommt es also auch vor, dass er unterwegs im Gelände "tolle" Pferdeäpfel beriechen darf, auf einem Weg das Tempo selber anziehen oder einfach nur wie ein Spürhund über den Boden laufen darf. Wenn wir bummeln, bummeln wir also beide - allerdings behalte ich mir das Recht der Entscheidung vor. So ist es auch in einer Herde - ein guter Chef lässt den anderen Pferden solange Freiheiten, wie sie ihn nicht stören, und ist im Notfall für sie da und der Erste, der sich an fremde und ach so gefährliche Dinge wagt. Auch bei uns bin ich der Chef - und sein Vertrauen ist so groß, dass, wenn ich ihm vom Sattel aus sage: "Es ist alles okay", er sich an fremde und furchteinflößende Dinge traut.
| |