| | Abenteuer: Mc Müller, Limedance Gruppe | | | |
| | | Bestimmung & Lenkung: Bruno Boisliveau | | | |
| | In meinem Vorbericht der letzten Woche ( 33 Jahre Equitana) hatte ich als erste Illustration den Ring in Halle 6 gebracht, und zwar mit Blick auf die große Leinwand, die die beiden großen Schiebetüren enthält, durch die die Akteure wechseln. Das große Gemälde mit den Isländern schien mir etwas unpassend für einen Abend mit dem Titel "Moments & Miracles" und irritierte mich eher - Isländer stehen eigentlich weniger für Wunder als andere Pferderassen.
Gerade diese riesige Leinwand trug aber nicht unwesentlich zur Atmosphäre bei. Für jede Nummer wurde nämlich ein passendes Bild projiziert, das eine zusätzliche Dimension ins Spiel brachte. Nicht jedes projizierte Bild hat mir gut gefallen - die abstrakten Bilder weniger -, aber insgesamt trug die Bildwirkung ganz wesentlich zur Gesamtwirkung bei. Es war geradezu erstaunlich, wie Hintergrundbild und Lichtführung die Atmosphäre verzauberten.
Natürlich spielte auch die Musik eine große Rolle, aber sie bildete so selbstverständlich den tragenden Hintergrund, daß ich über die Musik weder Positives noch Negatives sagen kann, was meines Erachtens ebenfalls ein großes Lob darstellt, denn die Musik soll ja den Gesamtablauf unterstützen und sich keineswegs in den Vordergrund spielen.
Am Sonntag habe ich Thorsten Schneider kennengelernt. Thorsten Schneider ist Fotograf und hat die Hop Top Show mit 20.000 Aufnahmen dokumentiert. In der nächsten Woche werde ich den Bildband besprechen, den er über die Hop Top Show der Equitana 2003 produziert hat. In ein paar Monaten wird er Bildbände über die BEA und die Hop Top Show 2005 herausbringen.
Herr Schneider hat sämtliche Proben und Aufführungen begleitet und wußte deshalb, wie sich jede Aufführung von der nächsten unterschiedt. Natürlich, man hat es mit Lebewesen zu tun, die immer wieder anders reagieren. Es störte ihn, wenn eine Nummer nicht ganz richtig geklappt hatte. Für mich hingegen war genau das interessant, und ich versuchte ihn zu überzeugen, daß auch das Publikum genauso empfunden hat.
Pferdeleute sehen diese Vorführungen nämlich mit anderen Augen. Sie vergleichen das Gesehene mit den eigenen Erfahrungen. Sie wissen, daß nicht immer alles perfekt klappt, auch wenn es noch so oft geübt wurde und perfekt zu sitzen scheint. Bei der Vorschau anläßlich der Pressekonferenz hatte ich zum Beispiel die erstaunliche Nummer mit den Kamelen dokumentiert. Vom Sattel aus legte Herbert Stein die Kamele hin, umrundete sie im Galopp, woraufhin die Kamele wieder aufstanden und er den Führstrick wieder in der Hand nahm.
Diese Nummer kam dann in der Aufführung überhaupt nicht vor. Zwar wurden die Kamele hin und her geführt und machten sich zwischendurch ganz unplanmäßig sogar einmal selbständig, aber von Hinlegen war keine Rede. Die Souveränität, mit der Herbert Stein die ausgebüxten Kamele wieder einfing, brachte ihm einen Sonderapplaus ein. Das war die Art Action, mit der sich das Publikum identifizieren konnte.
Da dieses nicht wußte, was ihm vorenthalten wurde, spielte die Auslassung gar keine Rolle. Die Kamele wurden als Kuriosität und Bestandteil des Schaubildes hingenommen. Es blieb auch gar keine Zeit, über die einzelnen Nummern zu reflektieren, weil eine die nächste jagte und man die sehr kurzen, aber doch notwendigen Umbaupausen gern als Erholung akzeptierte.
Der Ablaufplan, den ich vorher so sorgfältig studiert hatte, schien mir dürftig. Das Ganze sollte zweieinhalb Stunden dauern? Da mußte doch eine lange Pause mit eingeplant sein! Mitnichten - eine Pause wäre gar nicht drin gewesen, die Vorführungen dauerten wirklich so lange.
Dabei hatte diese Show keine Längen, sondern hielt das Publikum in Atem, ganz wie die Werbung versprochen hatte: "Holen Sie tief Luft, denn Sie werden lange den Atem anhalten." Natürlich war nicht jeder Auftritt gleich atemberaubend. Und das war sehr gut so. Ein gutes Programm muß abwechselnd sein, einen deutlichen Rhythmus haben und seine eigene Sprache sprechen.
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