Das "Coupiren" in früheren Zeiten Aus 1895
| | | Coupirmesser von 1895. Mit diesem "Guillotine-Messer" wurden den Pferden die Schweifrüben kupiert. Wrangel, a.a.O., S.83 | | | |
| Das Coupiren (Docking), oder mit anderen Worten die Amputation eines Stückes vom Schweife, wodurch das Höhertragen desselben ebenfalls ganz bedeutend begünstigt wird, ist dagegen noch immer sehr stark im Gebrauch.
Zündel schreibt hierüber: `Das Herabhängen des Schweifes ist teils natürliche Folge seiner Schwere teils die Wirkung der herabziehenden Muskeln; das Hinaufziehen und also das Hochtragen des Schweifes wird durch die Aufhebmuskeln bewirkt.
Ist die Rübe leicht, nicht besonders lang und blos mit Haaren besetzt, so braucht die Kraft der aufhebenden Muskeln nicht groß zu sein, um den Schweif wenigstens zeitweise wagrecht zu halten; wenn aber das Gegenteil stattfindet, so reicht die Wirkung jener Muskeln nicht aus, um dem Schweif die verlangte Richtung zu geben, und man ist genötigt, auf operativem Wege nachzuhelfen, teils indem man die Wirkung der abziehenden Muskeln verringert, teils indem man das Gewicht des Schweifes durch Coupieren vermindert.
Zur Sicherung des Erfolges der Operation ist jedoch das Vorhandensein einer Neigung zum Schweiftragen unerläßlich. Hoffnung auf Erfolg fehlt gänzlich bei gemeinen, schlaffen, phlegmatischen Pferden, bei Tieren mit abschüssiger Kruppe und bei schlechtem, tiefem Schweifansatze. Zu vermeiden ist die Operation bei nicht ganz gesunden Tieren. [...]`
Das Coupiren wird sehr schnell mit dem nach dem Prinzip der Guillotine konstruierten Coupirmesser...bewerkstelligt. Das Pferd braucht zu diesem Zweck nicht gefesselt zu werden, sondern genügt es, demselben einen Vorderfuß aufzubinden. Nur sehr heftige Tiere müssen gespannt werden.
Nachdem genau bestimmt wurde, wie viel von der Schweifrübe entfernt werden soll, wird das Haar auf diesem Teil abgeschnitten und das übrige Haar gegen die Schweifwurzel zu aufgebunden. Drauf legt man die Rübe derart unter das Messer auf dem abgerundeten Holzteile, daß es nur eines einzigen kräftigen Herunterdrückens des Guillotinemessers bedarf, um die Rübe genau auf der markierten Stelle abzuschneiden.
Nach der Amputation wird die Wundstelle mit einem in Bereitschaft gehaltenen rotglühenden Brenneisen um den bloßgelegten Schweifwirbel herum gebrannt, um die Blutung aus den Arterien zu hemmen, wobei der Schweif wagrecht vom Pferde weggehalten werden muß.
Professor Gamgee verwirft das Brennen; er bindet den Schweif vor der Amputation knapp über der Operationsstelle mit einer starken Schnur so fest zusammen, daß die Blutung dadurch gehemmt wird und läßt die Haare nach dem Abschlagen der Rübe unter der Wunde zusammenbinden, damit sie den sich bildenden Blutpropf unterstützen. Am nächsten Tage kann dieses Band entfernt werden.
Sollte ein Pferd nun den coupirten Schweif zu niedrig tragen, so wird der subkutane Muskelschnitt an demselben ausgeführt. Dies genügt in den meisten Fällen; wenn nicht, so muß der Schweif nach der Operation einige Tage in Rollen gehängt werden." M.A.Lampe, a.a.O., S.69-70 | | |
Aus 1908
| Auch das Pfeffern (das Einstecken einiger Pfefferkörner oder etwas Ingwer in den After) hat das Hochtragen des Schweifes zum Zwecke und wird von betrügerischen Händlern angewendet, ist indessen nur von ganz kurzer Wirkung und kann daran erkannt werden, daß die Pferde bald misten, wenn sie aus dem Stall gebracht werden, wonach auch der Schweif wieder heruntersinkt.
Manche Pferdebesitzer nehmen am Schweife ihrer Pferde allerlei Verschönerungen, namentlich das Koupieren desselben vor. Dieses erscheint in zwei Formen, entweder man schlägt nur einige (drei bis vier) Schweifwirbel ab und bildet so einen arabisierten Schweif, oder man nimmt gleich mehrere Wirbel weg, wonach man den Stutzschweif erhält.
Andere hingegen schneiden nur die Schweifhaare am Sprunggelenk quer ab und erzielen damit den englischen Schnitt, oder, durch Ab- und Spitzzuschneiden der Sprunggelenkhaare, den arabischen Schnitt... Viel häufiger aber läßt man die Schweifhaare einfach lang wachsen und sorgt nur durch gute Pflege für das schöne Aussehen derselben.
Bei manchen Völkern werden, namentlich zu Festen und Ausfahrten reicherer Leute, diese Haare, wie die der Mähne, mit Bändern und sogar künstlichen Blumen durchflochten und geschmückt." Otto Schmeil, Tierkunde, Bd.1, 1951, S.32 | | |
2. Teil nächste Woche
Quellen
- » Zeeuwse Ringrijders Vereniging
- » Wat is sjezenrijden?
- » Foto's van de 1e Folkloristische Dag, 15 juli 2004 in Middelburg
- » MapQuest
- » Map24
- Zeeuwse Ringrijders Vereniging, Hrsg. ZRV, Middelburg 1990
- Bad Koerier, Walcheren, Noord Beveland, Nr. 3, 6. Jhg. 2004
- Broschüre, ohne Titel, Hrsg. ZRV, erhältlich in d. Ausstellung "Ringreiten" in der Imkerij Poppendamme
- Neuschulz, Herbert, Pferdekunde-Haltung-Sport, Berlin 1956, S.200.
- Welsh-Jahrbuch 1976, S.65-67
- Baker, Sue, Pony tails, in: Going Native, Jhg.1, 1993, Nr.4, S.11-12
- Graf C.G.Wrangel, Das Buch vom Pferde, Erster Bd., Dritte Auflage, Stuttgart 1895, S.81-83
- M.A.Lampe, Das Pferd, ein Handbuch in zwei Bänden, 3. Auflage, 1.Bd. der allgemeine Teil, Leipzig 1908, S. 67 und 69-70
- Graf C.G.Wrangel, a.a.O., 1895, S.82-83
- M.A.Lampe, a.a.O., S.69-70
- Otto Schmeil, Tierkunde, Bd.1, 1951, S.32
- Friesen: Sjezen-Rennen
- Friesen: Sjezen
- Friesen: Sjees bis Coach
- » Anton van Maldegem: Foto 38mm Ring, Zeeuwse Ringrijders Vereniging
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Fotos
© Eberhard Holin
Ursprünglich erschienen auf » www.welsh-pony.de als:
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