| | Extreme Beifahrerkompensation | | | |
| | | Wasserhindernis Bockholter Mühle | | | |
| | | Fahren mit Gebrüll: an der Mühle | | | |
| Der Marathon ist sozusagen die "laute" Disziplin, die von der Aktion lebt. Zwar gibt es auch reine Fahrstrecken, die im Schritt, Trab oder Galopp zurückgelegt werden müssen, aber die dienen in erster Linie der Konditionierung der Pferde und sind für das Publikum nicht so gut geeignet, weil die Strecken weitläufig sind und nicht viel passiert.
In Greven oder besser Bockholt hat man die meisten Hindernisse des letzten Prüfungsabschnitts um künstlich angelegte Hügel herum plaziert, auf denen sich das Publikum aufhält. Von dort schaut man in jeder Richtung auf ein oder mehrere Hindernisse und kann daher sehr viele unterschiedliche Eindrücke mitnehmen, ohne ständig zwischen den Schauplätzen wechseln zu müssen.
Nicht zuletzt fasziniert der Fahrsport, weil es sich um Pferdesport handelt. Die Pferde stehen mindestens ebenso im Mittelpunkt wie bei anderen Disziplinen, etwa dem Springen. Es kommt auf die Pferde an, sie müssen mitarbeiten wollen, und die Kommunikation zwischen Fahrer und Pferd muß genauso stimmen wie bei Reiter und Pferd.
Und wie bei der reiterlichen Dressur gibt es auch leisere Momente, wo der Zuschauer Kennerschaft entwickeln muß, um Feinheiten wahrnehmen zu können. Diese Art Anforderung an das Publikum ist aus anderen Disziplinen ebenso bekannt, sowohl im Pferdesport als auch außerhalb, und hat der Popularität dieser Disziplinen keinen Abbruch getan. Der Fahrsport sollte also nicht darunter leiden, daß nicht alle Übungen spektakulär sind.
An den Fotos kann man es teilweise erkennen: Marathonfahren ist buchstäblich laut - sehr viele Fahrer brüllen und schreien. Ob das hilft? Die Fahrer mit Behinderung gehen bekanntlich anders mit ihren Pferden um, und auch nicht jeder Zweispännerfahrer geriet außer sich, wenn er seine Pferde anspornen wollte. Diese Geräuschkulisse ist meines Erachtens eine unerfreuliche Entwicklung, die durchaus unangenehme Gefühl weckt. Wo so gebrüllt wird, möchte man nicht gerne sein. Ob das ein Thema unter Fahrern ist? Vermutlich nicht.
Man kann es sogar auf den kleinen Abbildungen erkennen: Die Hindernisse sind äußerst liebevoll konstruiert und sorgfältig dekoriert - aus jedem Blickwinkel ergeben sich neue malerische Perspektiven. Zu jedem Hindernis gibt es eine kleine Schautafel, die das Hindernis symbolisch aus der Vogelperspektive erklärt. Diese Abbildungen finden sich auch im Programmheft.
Leider gibt es dazu keine Erklärungen. Zwar sind Buchstaben von A bis F über den Plan verteilt, dazu noch rote Pfeile, aber mir will sich keine Strecke auftun, die die Fahrzeuge zurückzulegen haben. Vermutlich ist alles ganz einfach; jedenfalls hatten die Fahrer keine Schwierigkeiten, ihren Weg zu finden, noch dazu mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit.
Vielleicht hilft eine Ortsbegehung, die anscheinend nötig ist, denn sie gehört zum festen Programm. Solange ich dabei war, hat sich niemand verfahren. Das kommt aber durchaus vor, zum Beispiel erst kürzlich bei der Weltmeisterschaft der Vierspänner. Und wer sich verfahren hat, wird disqualifiziert. Die Dekoration ist übrigens nicht nur fürs Auge da. Manchmal schrammte jemand mit seiner Eisenkutsche kräftig gegen die Hindernisse und riß dabei etwas von der Dekoration herunter. Das kostete natürlich Strafpunkte.
In der nächsten Woche will ich mich mit dem Donau-Alpen-Pokal befassen. Über 60 Teilnehmer aus 10 Ländern rangen 4 Tage lang um Ehre und Medaillen, sowohl als Einzelkämpfer als auch in der Mannschaft, und zwar mit Zweispännern und Großpferden. Ich hoffe, einmal ein solches Turnier in der gesamten Breite dokumentieren zu können. Auch die "leisen" Disziplinen interessieren und faszinieren mich.
Quellen
Fotos
© Gerd Hebrang
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