| | Friedhelm wird von Potro angegangen | | | |
| | | ... schließlich konnte ich sie anfassen | | | |
| Ich ließ die Schlinge fliegen und sie fiel über Kopf und Hals. Sofort blieb die Stute stehen, wie paralysiert. Das hatte ich bereits bei sogenannten Potros (Jungpferde, die bisher keinen Menschenkontakt hatten) in Argentinien erlebt. Näherte ich mich Bisquit an, drehte sie mir sofort wieder die Hinterhand zu. Entfernte ich mich, nahm sie wieder ihre abwartende Haltung ein. Ich zog nun mit feinen Impulsen rückwärtsgehend das Pferd mit dem Kopf zu mir. Langsam, Stück für Stück näherten wir uns an, bis die Stute unmittelbar vor mir stand. Lange beobachtete wir uns gegenseitig und schließlich konnte ich sie anfassen. Vorsichtig kraulte ich ihre Nüstern, streichelte die Nasenlinie und richtete den üppigen schwarzen Schopf, um dem Pferd in die Augen sehen zu können. Dann streifte ich das Lasso langsam wieder nach vorne über ihren Kopf. Sie blieb stehen. Nach einer kleinen Ewigkeit schickte ich sie weg und ließ sie um mich herumlaufen. Wieder raste sie wie wild auf dem Hufschlag des 20 Meter Roundpens in die Runde. Als sie bei den Zuschauern stehen blieb, warf ich erneut das Lasso. Es war ein Fehlwurf und ich fing unbeabsichtigt eines ihrer Vorderbeine direkt unterhalb des Fesselgelenkes. Das störte die Stute aber nicht im Geringsten. In aller Ruhe blieb sie stehen, ich konnte das Bein sogar durch Zug am Lasso nach vorne anheben. Ich lockerte das Lasso durch Schütteln, und es fiel von dem Vorderbein ab. Wieder schickte ich die Stute auf die Kreisbahn. Sie hatte aber keine Lust mehr zu laufen. Dickfellig blieb sie stehen und drehte mir bei Annäherung den Hintern zu. Kam ich näher, keilte sie rücksichtslos aus. Sie meinte es offensichtlich ernst, es handelte sich nicht um bloßes Androhen. Ich fing die Stute wieder mit dem Lasso und näherte mich wie zuvor von vorne an. Das klappte wieder ganz gut. Ich legte dann das Lasso als "Warbriddle" um Hals und Nasenrücken. Diese Technik stammt aus den USA. Sie muss sehr sorgsam angewendet werden, ansonsten kann man ein Pferd damit verletzen. Aus diesem Grunde möchte ich sie hier nicht im Detail beschreiben, denn ein Nachahmen könnte fatale Folgen für die Gesundheit von Mensch und Pferd haben. Richtig angewandt ist diese Technik für das Pferd ohne Belang, solange es nicht zieht. Zieht es dagegen, gibt das Druck auf die Nase. Hört der Zug auf, löst sich auch der Druck auf die Nase umgehend wieder, aber nur, wenn der Mensch an der anderen Seite zeitgleich auch loslässt (bedenke: Zug gibt Gegenzug !) Nun benutzte ich das Lasso wie eine Longe, nahm die kurze Fahrpeitsche hinzu und arbeitete das Pferd quasi wie in der Bodenarbeit. Nur eben mit dem Unterschied, das ich nicht das feine Knotenhalfter mit Arbeitsseil benutze, sondern das argentinische geflochtene Lederlasso.
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