| | Karl-Bernd Käsgen mit Concerto Grosso | | | |
| | Auch Heiner Lehrter mit Pony Cholin S und Ehefrau Sabine als Beifahrerin konnte nicht das zeigen, was er sich vorgenommen hatte. Schon auf die zum Eingangstor aufgebauten alten Holzkarren reagierte Cholin schreckhaft, versuchte anzugaloppieren, ein paar Zehntel kostete das bestimmt. Trotzdem wurde es noch eine recht brave Vorstellung und so konnte Heiner Lehrter mit seinem 4. Platz in Grad I zufrieden sein.
In solchen Situationen das Fehlverhalten der Pferde mit übertriebener Härte oder Gewalt zu bestrafen, würde nicht nur den Erfolg der bevorstehenden Dressurprüfung völlig in Frage stellen, sondern auch das Vertrauen zwischen Pferd und Fahrer zerstören.
Natürlich sitzt der Fahrer im Zweifelsfall am 'längeren Hebel', sprich Peitsche, natürlich muss das Pferd wissen, wer der Herr im Gespann ist, aber gerade die behinderten Sportler kommen bei der alltäglichen Arbeit im Stall oft genug in Situationen, in denen das Pferd seine körperliche Überlegenheit ohne Probleme ausspielen könnte.
Welch fatale Folgen es hätte, wenn sich das Pferd dann für erlittene Strafen revanchieren wollte, kann man sich denken. So ist der vertrauensvolle Umgang zwischen Pferd und Fahrer nicht nur eine erfreuliche Tatsache, sondern eine absolute Notwendigkeit.
Bedenkt man außerdem noch, dass gerade die Ausbildung des Pferdes im Hinblick auf die besonderen Behinderungen und Bedürfnisse dieser Sportler eine Menge zusätzliche Arbeit und Zeit kostet und die Aktivitäten auf dem Turniergelände besonders nervenstarke und charaktervolle Tiere erfordern, werden die Pferde wertvollen Partnern der behinderten Sportler.
Welch positive Auswirkung diese Einstellung auf die physische und psychische Gesundheit des Pferdes hat, kann man daran erkennen, dass es im Behindertenfahrsport Pferde und Ponys gibt, die über das 20te Lebensjahr hinaus auch im Turniersport leistungsfähig und hoch motiviert bleiben.
Nun aber zurück zur WM: Werner Borgmann war der nächste Starter, der seine Dressurprüfung absolvieren musste. Mit seiner Erfahrung und ohne den Druck, für die Mannschaftswertung fahren zu müssen, gelang ihm mit seiner selbst gezogenen Westfalen-Stute Riva und seinem Sohn Thorsten als Beifahrer eine ausgezeichnete Vorstellung, die ihm den zweiten Platz hinter dem in Führung liegenden Ungarn einbrachte. Eine tolle Grundlage für den weiteren Wettkampf!
Der letzte Fahrer, der für die deutsche Mannschaft ein gutes Ergebnis beisteuern konnte, war Karl-Bernd Käsgen. Und er vollbrachte die Glanzleistung: mit traumwandlerischer Sicherheit führte er seinen Oldenburger Concerto Grosso durch die Prüfung, bestens unterstützt durch seine Beifahrerin Eva Hübbe. Mit großem Abstand gewann er die Dressurprüfung in Grad I, ja er war sogar erheblich besser, als Elec Taczman, der Sieger in Grad II. Eine super Leistung und das dringend benötigte gute Ergebnis für die Mannschaftswertung.
Nun warteten alle gespannt auf Sielke Harde und ihren Opal, angespannt hatte sie, aber lahmte Opal noch? Opal brauchte meist eine gute Stunde Einfahrzeit, um richtig gut drauf zu sein, würde es gut gehen?
Aber da kamen sie schon, absolut klar lief Opal, als wäre nie etwas gewesen! Damit hatte niemand gerechnet! Locker und entspannt und völlig unbeeindruckt vom WM-Stress legten die Beiden ihre Dressurprüfung hin, Zeit nervös zu werden hatten sie ja nun wirklich nicht, und erbrachten eine unglaubliche Leistung: Platz 2 hinter Karl-Bernd Käsgen in Grad I. Sogar in der Mannschaftswertung hatte es für den 1.Platz gereicht mit einem Polster von 16, 2 Punkten auf Großbritannien! Einfach toll!
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