| | | Stallmeister Niemeyer (1850-51), Gemälde | | | |
| Diese Pferde waren ein begehrtes Wirtschaftsgut, dessen Eigentum vertraglich festgehalten wurde - was der Grund dafür ist, daß die Senner als die älteste deutsche Pferderasse bezeichnet werden können.
Sie wurden über die Jahrhunderte hinweg kontinuierlich und ausschließlich als Reitpferde für den Eigenbedarf und zum Verkauf gezüchtet. Im Gegensatz zu allen anderen deutschen Pferderassen sind die Senner niemals für landwirtschaftliche Dienste eingesetzt oder in diese Richtung umgezüchtet worden.
Die Senner waren deshalb seit alters her, als von Sportpferden noch lange nicht die Rede war, schon in Hinsicht auf die Zuchtziele entwickelt worden, die heute mit dem Deutschen Reitpferd realisiert worden sind. Es verwundert also nicht, wenn die Senner von Lackner für den sportlichen Einsatz gezogen und vermarktet werden.
Diese Konzeption findet die volle Unterstützung der GEH, vertreten durch den Rassekoordinator Mathias Vogt. Wenn die Biologische Station Senne die Sennerzucht fördern will, muß sie denselben Weg beschreiten, den einzigen, der dieser Rasse angemessen ist. Das heißt "Rettung der Rasse", nichts anderes.
Lackner und Vogt können keine Anstrengung in dieser Richtung erkennen - wie denn auch? Daher haben sie ihre ehemaligen Mitstreiter inzwischen abgeschrieben. Ist dadurch die Zukunft der Senner gefährdet?
Mathias Vogt: "Ich kenne alle Senner Pferde, die meisten schon vom Fohlenalter an. Die heutige Situation ist gar nicht so ungewöhnlich. Seit jeher sind die Senner nur in einem einzigen Gestüt gezogen worden, in Lopshorn, und oft gab es wesentlich weniger Senner als heute. Die paar Pferde, die die Station besitzt, sind für die Erhaltung der Rasse nicht notwendig. Wir haben Vollgeschwister, das Genmaterial ist vorhanden."
Ist die Situation also gar nicht so dramatisch, wie sie angesichts der Gesamtzahl von wenig mehr als vierzig Tieren erscheint? Ja und nein. Solange die Lackners leben und sich um ihre Pferde kümmern können, braucht man sich keine Sorgen zu machen, vor allen Dingen, wenn Mathias Vogt hinter ihnen steht.
Man muß aber auch für die längere Zukunft planen. Und da die lippischen Fürsten anscheinend weder heute noch in Zukunft die Absicht haben, sich selbst um den Erhalt der Rasse zu kümmern, die jahrhundertelang ihr persönlicher Besitz war, stellt sich die Frage, wer sich um die Senner sorgen wird, wenn das Ehepaar Lackner und Mathias Vogt einmal nicht mehr zur Verfügung stehen.
Der Verein Biologische Station Senne kann die Verantwortung für diese Pferderasse schon jetzt nicht tragen, wie wir gesehen hatten. Dem Westfälischen Landesmuseum Detmold kann man diese Aufgabe ebenfalls nicht übertragen. Darum ging es bei dem Projekt Wildbahn aber gar nicht. Lackner suchte keine Mitstreiter in der Zucht, denn in dieser Hinsicht ist die Lage keineswegs dramatisch.
Ursprünglich wollte Lackner die Pferde versuchsweise lediglich auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes laufen lassen. Dieses Gelände ist sehr groß und umfaßt einen großen Teil des Teutoburger Waldes, in dem die Senner Pferde jahrhundertelang ebenfalls gelebt haben - also keineswegs ausschließlich auf sandigen Böden und karger Vegetation, nämlich in der Senne.
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