| | | Karina schaut nach ihren Kindern | | | |
| | Und dann wieder die Legende von der Rettung vor dem Aussterben, die als Herausforderung empfunden wird, der man sich kaum verschließen kann. Diese romantische Ansatz wird dann mit der Realität konfrontiert, indem die Kosten ins Spiel gebracht werden.
Diese jedoch werden sofort wieder vom Tisch gewischt: Man richtet das Projekt ein, ohne sich im einzelnen Gedanken über Konzeption und Finanzierung zu machen, denn irgendwie wird sich schon jemand darum kümmern. Der Text fährt fort:
Zwar gab es auf dem Weg, der inzwischen zurückgelegt wurde, mehr Hindernisse als ebene Strecken, aber es gab auch mehr Unterstützung als in irgendeinem anderen Projekt der Biologischen Station. Als gutes Zeichen wurde die Übernahme der Schirmherrschaft über die Wildbahn durch SD Dr. Armin Prinz zur Lippe gewertet.
Der Kauf des ersten Senner Pferdes für die Wildbahn war ein ermutigendes Ereignis. Die Stute Karina wurde der Biologischen Station durch ihre Mitglieder geschenkt.
Nicht zuletzt fehlten nun noch die geeigneten Weiden. Das Naturschutzgebiet "Moosheide" mit seinen vielen öffentlichen Flächen bot sich an. Rückkehr der Senner Pferde, Seite 60 | Mit anderen Worten: Das erste Pferd war schon da, bevor man sich Gedanken über eine Weide gemacht hatte. Ging man damit nicht in der falschen Reihenfolge vor?
Immerhin konnte man feststellen, daß es beim Pferdeprojekt mehr Hilfe als zu irgend einem anderen Projekt gab. Ich war in meinen Artikeln zu dem Schluß gekommen, daß das die wahre Motivation für den Verein ist - die Pferde sind der beste Motor für die Spendenwirtschaft.
Inzwischen besitzt der Verein sechs Pferde; drei Fohlen sind selbst gezogen, zwei noch angekauft worden. Was will er mit all den Pferden anfangen? Die Paten, so hatten wir gelesen, erwerben ein Vorkaufsrecht, sollte einmal ein Pferd verkauft werden.
Laut Aloys Sielhorst gibt es aber keine Pläne, auf absehbare Zeit ein Pferd zu verkaufen. Wo sollen die Pferde alle hin? Angeblich ist Karina schon wieder besamt worden; im letzten Jahr blieb sie güst - sonst hätte man schon wieder ein Fohlen mehr.
Diese Entwicklung muß insbesondere dann verwundern, wenn man sich vor Augen hält, daß der Verein darüber klagt, daß Pferde kosten und diese Mittel vom Verein gar nicht aufgebracht werden können. Es läge daher nahe, die Zucht kostenneutral aufzubauen, d. h. durch die Veräußerung der Zuchtprodukte die entstandenen Kosten wieder hereinzuholen. Aloys Sielhorst betonte statt dessen, daß man mit den Pferden niemals Profite machen wolle. Was dann?
An anderer Stelle betont der Verein, daß die Schafzucht genau so aufgezogen wird. Der Schäfer muß Erträge bringen. Mathias Vogt weiß, was das bedeutet; dazu muß man nur einmal mit dem Schäfer sprechen. Da sich die Wolle heutzutage nicht mehr vermarkten läßt, muß man sich auf das Fleisch konzentrieren. Auf den mageren Weiden der Senne werden die Schafe aber dünn, weswegen der Schäfer möglichst schnell die Senne wieder verläßt. Sollte das nicht auch in Bezug auf die Pferde zu denken geben?
Wie man die Sache auch dreht und wendet - eine Konzeption ist nicht erkennbar. Karl-Ludwig Lackner kann es nicht anders ergangen sein. Nach all diesen Erfahrungen hat er seine Möglichkeiten genutzt und seinen Rechtsanwalt eingeschaltet. Wie die Sache dann weiterging und welche Perspektiven sich für die Zukunft eröffnen mögen, werde ich erst in ein paar Wochen bringen.
Diese Serie dauert schon viel zu lange - ich darf Ihre Geduld und Aufmerksamkeit nicht übermäßig in Anspruch nehmen. In den nächsten Wochen werde ich andere Themen behandeln und zu gegebener Zeit wieder auf die Senner Pferde zurückkommen. Während ich diese Serie entwickelt habe, mußte ich mir immer wieder die Frage stellen, ob eine solch ausführliche Darstellung vertretbar ist. In herkömmlichen Printmedien wäre das so gut wie undenkbar.
Das Internet und die wöchentliche Publikationsweise der Pferdezeitung machen es jedoch möglich. Wenn man nicht nur auf die kurzfristige Konsumierbarkeit schielt, sondern den Informationscharakter des Internet berücksichtigt, erscheint diese Vorgehensweise vollkommen angemessen. Ihre Ansichten interessieren mich natürlich wie immer sehr, Leserbriefe sind also höchst willkommen!
Quellen
- Rückkehr der Senner Pferde, Rezension Ausgabe 271
- » Senner, Deutschlands älteste Pferderasse
- Verantwortlichkeit, Hauptartikel Ausgabe 274
- Hungerbauch, Hauptartikel Ausgabe 274
- Leserbrief, Hauptartikel Ausgabe 272
- » GEH
- "... so frei, so stark ...", Rezension Ausgabe 174
- Landeszucht, Hauptartikel Ausgabe 230
- Pferde in der Wildbahn, Die Senner und ihre Zukunft, Hauptartikel Ausgabe 271 · Teil 1
- Biologen als Züchter, Die Eigendynamik von Naturschutz und Öffentlichkeitsarbeit, Hauptartikel Ausgabe 272 · Teil 2
- Die Sicht des Züchters, Romantische Vorstellung und Realität, Hauptartikel Ausgabe 273 · Teil 3
- Spenden für die Pferde, Die Finanzierung von Naturschutzarbeit, Hauptartikel Ausgabe 274 · Teil 4
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Fotos
© Karl-Ludwig Lackner, © Gerd Hebrang
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