| | | Senne, dunkelbraun: Truppenübungsplatz, hellgrün: Naturschutzgeb. der Biol. St. Senne | | | |
| | | Wildbahn i. d. Moosheide nördl. d. Emsquellen | | | |
| "Durch Beweidung eine Kreislaufwirtschaft einzuführen, die keine Abfälle produziert" ist eine erstaunliche Formulierung. Wie immer man dazu stehen mag - mit Pferden, speziell mit Senner Pferden, hat das nicht unbedingt etwas zu tun. Schafe, Ziegen, Kühe, Rehe und viele andere Tiere mehr fressen ebenfalls Pflanzen.
Aber wir hatten ja gelesen, daß es um komplizierte Sachverhalte geht, die man in so einer Broschüre nicht erläutern kann. Die Verkürzung mag daher durchgehen. "Lebensräume für Pflanzen und Tiere der offenen und halboffenen Landschaft zu entwickeln und zu erhalten" klingt gut und könnte mit vielen Worten ausgeführt werden. Die Rolle der Pferde wäre dabei durchaus darstellbar.
Die wissenschaftliche Begleituntersuchung hat den erfreulichen Nachweis erbracht, daß die Beweidung durch Pferde der Pflanzen- und Tiervielfalt extrem gut tut, die Pferde also zumindest viel besser sind als die Schafe, die man bisher einsetzte und gleichzeitig immer noch verwendet.
Mathias Vogt, Koordinator für Pferderassen in der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (» GEH), fragt sich nur, warum die Biologen der Station diese interessanten und weitreichenden Einsichten nirgendwo publiziert haben.
Das ist nämlich eigentlich bei wissenschaftlichen Arbeiten üblich, und zwar aus dem einfachen Grund, daß Kollegen diese Ergebnisse nachvollziehen und überprüfen können. So arbeitet Wissenschaft. Wissenschaftler können sich irren. Erst wenn an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Wissenschaftlern mit denselben Methoden dieselben Ergebnisse konsequent und zuverlässig wiederholt werden können, gelten wissenschaftliche Erkenntnisse als sicher.
Es liegt auf der Hand, daß der Erkenntnisfortschritt in der Biologie besonders schwer zu haben ist. Die Käfer, die ich heute zähle, sind morgen möglicherweise woanders. Ich kann also unter Umständen noch nicht einmal am selben Ort die Ergebnisse wiederholen, geschweige denn woanders, wo die Bedingungen überhaupt nicht vergleichbar sind. Desto penibler müssen Biologen arbeiten, um zu wirklichen Erkenntnissen zu kommen. Der Austausch der Wissenschaftler untereinander ist dabei unabdingbar - Vogts Verwunderung also verständlich.
Mathias Vogt hat sich schon als Schüler für die Senner interessiert und damals den Kontakt zu Lackner gesucht. Seither stehen die beiden in enger Verbindung. "Wir telefonieren mehrmals in der Woche". Beide ziehen an einem Strang. Ein Beispiel:
Lackner hatte sich in einem Beitrag zum Buch "... so frei, so stark ..." darüber beklagt, daß der Besitzer einer Sennerstute diese nicht zur Zucht benutzen wollte. Wenn man sich klarmacht, wie schmal die Genbasis gefährdeter Rassen ist, wird einem sofort die Konsequenz deutlich: Daß man nämlich jedes Tier einer solchen Rasse züchterisch einsetzen muß, zumindest dann, wenn es weiblichen Geschlechts ist.
Mathias Vogt ist mit der Tochter des Besitzers dieser Stute zur Schule gegangen und hat selbst versucht, über seine Klassenkameradin und auch direkt bei ihrem Vater im Sinne Lackners zu wirken, aber ebenfalls vergeblich.
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