| | | Mutter und Kind gehen in den Stall | | | |
| | | Der schicke Favor präsentiert sich | | | |
| | | | | Die Stuten wurden gerufen | | | |
| | | Mantilla wartet auf die Türöffnung | | | |
| | Barbara Sißmann öffnete das Tor zur großen Weide, auf dem sich Dieone und ihr Fohlen Dhimaar befanden. Damit war der Weg zum Vorplatz des Stallgebäudes frei.
Natürlich achtete die Stute überhaupt nicht darauf, sondern graste friedlich weiter. Dann rief Frau Sißmann einmal, als wollte sie Hühner zum Füttern rufen, und die Stute hob den Kopf und spitzte die Ohren.
Dann rief sie noch einmal, und nun setzte sich Dieone sofort in Bewegung, galoppierte auf den Hof, und mit ihr natürlich das Fohlen.
Barbara Sißmann öffnete die Tür, vor der die beiden stehen blieben, und ließ sie hinein. Anschließend blickte das Fohlen hinaus, um das weitere Schauspiel zu verfolgen.
Als nächstes waren die Hengste an der Reihe, die sich rechts der Weide hinter dem Haus befanden.
Favor v. Arccus/Camerton a.d. Shem el Farisha bot ein umwerfendes Bild, trotz Stroh in der Mähne - er weiß seine Schönheit optimal in Szene zu setzen.
Dior hatte sich in einem spielerischen Zweikampf mit Dimpel bereits produziert und ging nun absolut gelassen über den Hof.
Macao war als letzter dran und markierte den wachsamen Leithengst, der die Verantwortung für die Nachhut übernommen hat und diese Aufgabe hundertprozentig erfüllen muß.
Nun kamen die anderen Stuten an die Reihe, und wieder bot sich ein unvergeßliches Schauspiel.
Barbara Sißmann öffnete das nächste Tor, rief, und schon donnerte die Herde in vollem Galopp heran. Dann gab es erst einmal eine kleine Pause, denn einer nach der anderen wurde nun das Törchen zu ihrer Box geöffnet.
"Die wissen alle genau, wo sie hingehören. Da gibt es kein Gedrängel. Auch die Reihenfolge ist festgelegt."
So muß das sein, so ist das auch in einer Pferdeherde: die Rangfolge ist festgelegt. Selbstverständlich richten sich die Sißmanns nach der Rangfolge der Herde.
"In einer stabilen Herde gibt es wenig Bewegung. Jeder weiß, wohin er gehört, und richtet sich danach. Das produziert Ruhe und Stabilität."
Ruhe und Stabilität möchten die Züchter natürlich auch im Stall haben. Also stellen sie sich auf die Pferde ein und bieten ihnen das, was sie kennen, was ihnen Sicherheit gibt, was sie zufrieden macht. "Das ist jeden Tag das gleiche Ritual, immer zur gleichen Zeit. Die Pferde warten schon darauf." Auch das gehört dazu: ein fester Rhythmus. So wird das Leben einfach, und zwar nicht nur für die Pferde, sondern auch für die Züchter.
Schließlich ist es eine ganze Menge Arbeit, so viele Pferde zu versorgen. Die Sißmanns arbeiten ohne Hilfskräfte. Einerseits kann man sich unter diesen Umständen überflüssigen Streß gar nicht erlauben, andererseits wird so eine Regelmäßigkeit und Routine möglich, die Streß erst gar nicht aufkommen läßt.
So sind die Pferde denn auch extrem gelassen. Gelegentliche Besucher stören überhaupt nicht, selbst der große rote Regenschirm, den meine Frau aufspannt, weil es zu regnen beginnt, ist kein Problem. Unter diesen Umständen braucht man an Desensibilisierung gar nicht zu denken: es gibt nichts, das man bearbeiten müßte.
Der Hengst Mandos und die beiden Pensionspferde residieren im Nebengebäude, das den beiden "Altenteilern von Ostenfelde", Euben und Camerton, zum letzten Heim gedient hatte. Nachdem die restlichen Hengste versorgt waren, betraten wir endlich den Stall, der nach polnischem Muster konstruiert war. Welche Überraschung!
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