| | Pferdesport: bis ins hohe Alter möglich | | | |
| Die Welt ist nun im Wandel begriffen, und in dieser Zeit treffen "Frau und Pferd" aufeinander. Die Mädchen schwärmen in großer Anzahl in die Reitställe. Dort verweilen sie, bis das männliche Geschlecht eine größere Anziehungskraft auf sie ausübt als das Pferd.
Eine andere Entwicklungsstufe im menschlichen Leben ist angesagt. Der erste Freund, der Übergang von Schule zu Beruf, die Loslösung vom Elternhaus und vielleicht selbst das ein oder andere Kind.
Doch nach dieser langjährigen Phase schauen die nun gereiften Frauen auf ihr Leben zurück. Und eine Sehnsucht erfüllt viele von ihnen. Sie entdecken das Pferd wieder. Und sie entdecken es neu.
Das Leben hat schon so einige Ecken und Kanten ihrer Persönlichkeit abgeschliffen. Und nun ist es kein Geltungsbedürfnis, das sie zu den Pferden zieht und auch nicht das mädchenhafte Ausheulen in der Pferdemähne. Es ist mehr - viel mehr.
Die Frau findet sich selbst; sie findet ihre Träume und Wünsche wieder; sie findet Kraft, Wille und Stärke, vielleicht sogar Macht. Sie empfindet Friede und Freundschaft. Sie kann und darf ihre Dominanz ausleben und nicht zuletzt kann sie sich für eine Zeit lang befreien von den Konventionen, die zentnerschwer auf ihrer Seele lasten.
Es zählt nicht länger, wie sie zu sein hat, wie sie aussehen sollte, wie sie sich benehmen soll. Sie kann ihre Rolle abstreifen wie eine Hülle. Sie fühlt sich frei und verstanden - geliebt. Mit dem Pferd kann sie zu einer Einheit verschmelzen, nur Rhythmus und Takt, das pulsierende Leben, zwei Herzen im Gleichklang. Die gereiften Jungfrau und das enthornte Einhorn.
Gedanken eines Spinners?
Mag sein. Aber wenn ich nun - ganz Frau - an einem Faden spinne, so spinne ich keinen Woll-, sondern einen Gedankenfaden. Und das sollte mir erlaubt sein.
Analytisches Denken, so heißt es, ist Männersache. Und so haben wir ein analytisch-männliches Weltbild, innerhalb dessen Grenzen wir leben, uns bewegen. Kein Wunder also, daß auch die Reiterszene darin gefangen ist.
Auch hier finden wir leider die höher-schneller-weiter-besser-Mentalität, das ungesunde Konkurrenzverhalten, das ignorante Herabsehen auf ein anderes Lebewesen (hier das Pferd) und festgelegte Hierarchien.
Aber gerade hier, bei den Pferden, werden menschliche Emotionen besonders stark ans Licht gebracht. Die Begegnung mit dem Pferd ist emotionsgeladen für Frauen und Männer. Denn das Pferd ist dazu in der Lage, Schwächen und Stärken des Menschen zu offenbaren und ihm so Hilfestellung zu leisten bei seiner Persönlichkeitsentwicklung.
Leider nehmen die Menschen diese Hilfestellung nur zu selten an. Sie verschließen sich davor, denn sie empfinden sich selbst als die Krone der Schöpfung. Vielleicht ist ja der Mensch tatsächlich die Krone der Schöpfung, doch gerade dann sollte er lernwillig sein und die ihm gegebene Chance wahrnehmen, sein Bewußtsein Stück für Stück zu erweitern.
Ich persönlich habe den Eindruck, daß insbesondere Frauen lernwilliger sind. Sie können Korrekturen und Hilfestellungen besser annehmen als Männer.
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