Die Probleme der Araberzucht werden von Dr. Nagel durch folgendes Statement sehr schön illustriert:
Abgesehen davon, daß teilweise Züchter gar nicht reiten können, ist Züchten und die Pferde "nur" aufziehen viel einfacher als Pferde einzureiten. Das macht Arbeit und ist ungleich schwieriger. | |
Ob er selber ein solcher Züchter ist, bleibt offen. Auf die Frage nach der mangelhaften Reitbarkeit des Arabers auf Grund des Temperaments gibt er zu, daß er überaus vorsichtig ist und sich nicht mit "wilden" Hengsten auseinandersetzen will. Deshalb legt er größten Wert auf einen guten Charakter und würde sich von problematischen Tieren sofort trennen. Er hält das aber nicht für arabertypisch, denn sonst hätten die Beduinen mit den Pferden nicht so eng zusammenleben können.
Den wechselnden Moden fühlt er sich nicht unterworfen; er züchtet Qualität und setzt darauf, daß Qualität sich immer durchsetzt und gefragt ist. Und wenn plötzlich Farbe gefragt ist und ihn das nicht interessiert, dann macht ihm das auch nichts aus: er will nur sein Ideal verwirklichen. Ein echter Idealist, der einen Beruf hat, der ihn ernährt und gegebenenfalls die Pferde mit.
Ein weiteres » Interview fand ich ebenfalls höchst interessant. Peter Gross ist Architekt, Kunstsammler und Züchter arabischer Pferde. Ihn fasziniert das Auge. Dr. Nagel hat den Hengst Jamil gezogen, der ein ganz großes Auge hat, und zwar ohne Weiß. Das nun übt eine starke Anziehungskraft auf Peter Gross aus; so ein Auge möchte er gerne züchten, obwohl Jamil das einzige Pferd ist, das solche Augen hat.
Das aber gestaltet sich als schwierig; alles andere kann man nach seiner Meinung leicht herauszüchten: korrekte Beine, eine gute Kruppe, schöne schlanke Hälse. Er hat mit dem Hengst Madkour I bis zu dessen Tode gearbeitet; dieser wiederum wurde von Holger Ismer gezogen.
So klein ist die Welt, es gibt nur wenige gute Züchter, und die kennen sich natürlich alle untereinander. Die spanischen Linien werben mit ihren großen Augen, und tatsächlich sollen die Pferde von Heinz-Rüdiger Merz große Augen haben, die von den spanischen Müttern vererbt worden sind, denn der Original Arabische Vater hatte kleine Augen.
Von den langen Hälsen, die heute herausgezüchtet und auf den Fotos recht ordentlich ins Licht gerückt werden, hält Peter Gross gar nichts - die sind für ihn nicht "arabisch". Ein Araber muß typisch sein, und das heißt auch, daß er arabertypische Fehler haben kann, zum Beispiel ausgeprägte Unterhälse, wenig Aufsatz, ein hohes Kreuzbein. Nach seiner Meinung werden die Araber heute zu gefällig gezüchtet.
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