Es schmerzte Lady Anne, daß ihre Tochter Judith andere Vorstellungen über Pferdezucht hatte. Die teilte die Begeisterung ihrer Mutter für das Erbe von Abbas Pascha nämlich keineswegs.
Aber auch mit ihrem Vater hatte sie Streit. Die Eltern hatten das Gestüt Crabbet Park unter sich aufgeteilt, Wilfred hatte seinen Anteil 1904 auf seine Tochter übertragen, weil er meinte, nicht mehr lange zu leben.
Anne hatte bei ihrem Tode ihren Anteil an Crabbet Park den Töchtern von Judith vermacht, Anne und Winifred, damals 13 und 16 Jahre alt, und dazu die Pferde.
Das ärgerte Wilfred, und damit begann ein erbitterter Streit zwischen Judith und Wilfred, bei dem sich Wilfred sogar dazu hinreißen ließ, ein Pferd zu töten. Der Streit wurde schließlich vor Gericht zugunsten der Enkel beigelegt. Da Judith aber Vormund war, hatte sie praktisch die alleinige Kontrolle.
Judith hatte 1899 geheiratet, 1904 aber ihren Namen von Lytton wieder auf Blunt geändert. 1923 wurde die Ehe geschieden. Ihre Mutter war 1917 kurz vor ihrem Tode durch den Tod ihrer Nichte Baroness Wentworth geworden und hatte diesen Titel ihrer Tochter vererbt.
Judith, Lady Wentworth, war eine große Tennisspielerin, zur damaligen Zeit eine Ausnahme, und ließ 1906 auf Crabbet Park eine Tennishalle errichten. Aus diesem Grund kam ein gewisser Geoffrey Covey nach Crabbet: er war der "tennis marker" ihres Ehemannes, was immer das ist, und wurde Gestütsleiter für Judith.
Nach dem Ersten Weltkrieg hat Judith ein neues Kapitel in der Geschichte des Gestüts aufgeschlagen, unter anderem geprägt durch den polnischen Hengst Skowronek (=Lerche). Skowronek sieht für mich durchaus arabisch aus, im Gegensatz zu Mesaoud, der für mich eher wie ein Hannoveraner wirkt. Insgesamt scheinen die Araber aus der Zucht von Lady Wentworth etwas groß und kräftig geraten zu sein.
Die streitbare Frau ließ sich auf einen Kampf mit dem englischen Zuchtverband ein und setzte es durch, daß es für arabische Pferde keine Obergrenze im Stockmaß geben sollte.
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