Alljährlich, am Ostersonntag findet in der Gegend zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda ein Ereignis der besonderen Art statt.
Die katholischen Osterreiter verkünden die frohe Botschaft über die Auferstehung Jesu Christi, auf ihrem Weg in die Nachbargemeinde singen und beten sie.
Angeführt von den Fahnenträgern, den Trägern der Christusstatue und des Kreuzes, versammeln sich die Reiter vor der Kirche und werden vom örtlichen Geistlichen gesegnet und verabschiedet.
Die Pferde sind festlich geschmückt und werden zum Teil von weit her ausgeliehen. Die festliche Tracht der Osterreiter besteht aus Gehrock und Zylinder, das Pferdegeschirr ist aufwendig mit Muscheln oder mit Metallbeschlägen verziert.
In der Nachbargemeinde werden die Reiter beköstigt und beten auf dem Friedhof für die Verstorbenen.
Ursprünglich ritten die heidnischen Slawen im Frühjahr um ihre Felder, um sich eine gute Ernte zu erbitten. Dies kann man heute noch in Ostro beobachten, wo die Männer vor dem eigentlichen Osterritt frühmorgens die Felder umreiten.
Nach der Christianisierung der Slawen wurde der Brauch des Osterreitens von der Kirche übernommen und zieht Jahr für Jahr tausende Besucher in die Sorbische Oberlausitz.
[...] Heute betrachtet man es als sicher, daß das Osterreiten auf vorchristliche Zeiten zurückgeht, in denen die heidnischen Slawen (wanderten etwa im 6 Jh. in der Lausitz ein), die Vorfahren der heutigen Sorben, die einer Naturreligion anhingen, am Frühjahrsanfang zu Fuß oder hoch zu Ross einen magischen Kreis um ihren Besitz zogen, um es so vor der Einwirkung des Bösen zu schützen. Bei der Christianisierung der Slawen, die etwa seit dem 6. Jahrhundert die Lausitz besiedelten, mußten die Missionare so manchen Kompromiss eingehen um die heidnischen Slaven vom Christentum zu überzeugen. So wurden aus den Flurumritten christliche Prozessionen, war doch das Prozessionswesen im Mittelalter eine in ganz Europa sehr verbreitete kirchliche Sitte. Nach zeitgenössischen Quellen verkehrten damals Reiterprozessionen zwischen den Landesstädten Hoyerswerda und Wittichenau, die selbstständige Pfarrgemeinden waren.
Mitunter vertrat man die Auffassung, das Osterreiten hätte seine Wurzeln in den Kreuzzügen des Mittelalters und der islamische Halbmond und die Kaurimuschel als Schmuckelemente wären auf Kriegsbeute im Heiligen Land zurückzuführen. Wahrscheinlicher aber ist, daß Sättel und Geschirr samt Verzierungen aus Beständen der Türken kamen, die Lausitzer Sorben im Dienste des sächsischen Kurfürsten nach der siegreichen Schlacht von Wien 1683 erhielten. |