Kleine Reiterin
Werner Gürtner, Deutschland Kleine Reiterin vermutlich nach 1977, Bronze, ca. 9,5 cm hoch
Die Kleine Reiterin ist nicht limitiert. Die Ehefrau des Bildhauers ist inzwischen zu alt, um weiterhin bei entsprechender Nachfrage Abgüsse zu produzieren, deshalb springen die Kinder ein.
Nach dem Wachsausschmelzverfahren wird vom Modell eine neue Form genommen, die dann in der Giesserei durch Bronze ersetzt wird.
Falls Sie Interesse an einem Abguß haben (180 EUR), kontaktieren Sie bitte Martin Gürtner unter 0711-624061 oder [email protected].
Werner Gürtner, 1907 - 1991 Gebürtig aus Speyer, ist Gürtner mit zwei Jahren nach Überlingen am Bodensee gekommen. Dort hat er von 1923-1928 eine Lehre und Gesellenzeit als Holzbildhauer absolviert. Von 1928-1932 hat er in München an der Akademie für angewandte Kunst studiert und sich 1934 in Überlingen als Bildhauer niedergelassen. Seine Arbeiten, überwiegend aus Bronze, sind im ganzen Bodenseeraum verbreitet.
Kommentar Von Werner Stürenburg
Zum 70 Geburtstag hat die Heimatstadt Überlingen für den Bildhauer Werner Gürtner die erste und vermutlich letzte Ausstellung ausgerichtet. Das Faltblatt zur Ausstellung liegt mir als Digitalbild vor. Das Holbein-Pferd war unter den 64 Exponaten nicht vertreten, die "Kleine Reiterin" ebenfalls nicht.
Im Falle des Fohlens hat vielleicht der Besitzer einer Ausleihe nicht zugestimmt oder die Transportkosten konnten nicht aufgebracht werden. Bei der Kleinen Reiterin gibt es nur einen Grund, sie nicht auszustellen: es gab sie noch nicht.
Soeben hat mich Martin Gürtner angerufen. Er stimmte dieser Schlußfolgerung zu. Als ich dann nach der Skulptur "3 kleine Reiter" aus der Ausstellung fragte, ging ihm auf, daß es sich um drei Exemplare der obigen Skulptur handeln müsse. Demnach wäre diese 1975 entstanden.
Heimatkunst
| | | | Der Schweinebrunnen in Bad Oeynhausen Foto von Oliver Kreylos, Großbild | | | |
| | | | | Ausschnitt: kleines Mädchen vergnügt sich | | | |
| Der Stadt Überlingen war wohl bewußt, daß eine so späte Ehrung durchaus peinlich sein könnte und verstärkte diese Peinlichkeit noch durch eine unglückliche Begründung. Mit anderen Worten: Heimatkünstler haben nichts zu erwarten.
Dabei wäre eigentlich eine Auseinandersetzung mit den Künstlern, die die Mehrzahl der öffentlichen Plätze bevölkern, sehr vonnöten. Oftmals sind diese Arbeiten populär und wohl schon allein deshalb bei Kunstkennern verpönt. Das habe ich nie verstanden.
Nicht nur meine Kinder haben sich immer am Schweinebrunnen in Bad Oeynhausen gefreut, ich auch. Dieser Schweinebrunnen erinnert an die Situation, daß die Schweine die mineralhaltigen Quellen entdeckt haben, von denen die Stadt jetzt schon bald 200 Jahre gut lebt. Der Bildhauer zeigt den Bauern inmitten seiner Schweine.
In Bad Oeynhausen gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Plastiken, die von Schülern eines Professors in Bielefeld erstellt worden sind, der realistisch arbeitet und sich deshalb als halbwegs verfolgt betrachtet: Richard Heß. Zusammen mit einigen anderen realistischen Bildhauern hatte er vor Jahren eine Ausstellungsreihe in Bielefeld ins Leben gerufen, die sich ausschließlich der realistischen Skulptur widmete.
Nun wollte ich doch meine These belegen und habe mich zunächst einmal auf der offiziellen Seite der Stadt Bad Oeynhausen umgeschaut. Von Skulpturen keine Spur. Die Suchfunktion funktioniert natürlich nicht, sie ist überhaupt nicht da, nur die Ankündigung.
Aber man muß sich zu helfen wissen: ich gebe also in Google ein: "Bad Oeynhausen Schweinebrunnen" und siehe da: er ist vorhanden. Ein amerikanischer Doktorand aus Kalifornien hat die Skulptur auf seiner privaten Homepage abgebildet und als Hauptattraktion von Bad Oeynhausen bezeichnet! Na bitte! Sehr interessant, die Nachbarstadt einmal mit den Augen eines Amerikaners zu sehen! Die übrigen Fundstellen sind negativ - alle erwähnen sie den Schweinebrunnen, keiner bildet ihn ab.
Die Arbeiten von Heß (ich hatte bisher nur Arbeiten von Schülern gesehen) sind modern: der Mensch ist unvollständig, häßlich, unförmig, er quält sich, ist unglücklich. Dafür ist Heß schließlich Professor.
Stilfragen
So ähnlich quält sich auch Frau Dr. Katja Laske mit ihrer Einführung in das Werk von Werner Gürtner. Klarheit und Verständlichkeit für den Betrachter hebt sie hervor, wie die zeitgenössische Kunst sie nur noch selten aufweise. Sein Schaffen ließe sich keiner gültigen Stilrichtung zuordnen.
Das ist natürlich schlecht. So kann man einen Künstler doch gar nicht einordnen, vermarkten, abhaken. Man stelle sich das einmal vor: Picasso läßt sich keiner gültigen Stilrichtung zuordnen! Unerhört! Welcher große Künstler ließe sich denn überhaupt einer gültigen Stilrichtung zuordnen?
Im Gegenteil: gerade die kleinen Künstler zeichnen sich dadurch aus, daß sie sich einer "gültigen" Stilrichtung zuordnen lassen. Als Picasso und Braque den Kubismus erfunden haben, war das keine gültigen Stilrichtung, so etwas gab es einfach noch gar nicht. Und als es sich kommerziell durchgesetzt hatte, haben alle möglichen Leute plötzlich angefangen, in dieser Stilrichtung zu arbeiten. Picasso und Braque haben dann damit aufgehört.
Schließlich bemüht die Rezensentin den halbwegs bekannten Bildhauer Gerhardt Marcks (1889-1976), gerade gestorben: "In einer Epoche subjektiver Kunstauffassung bemühte ich mich um objektive Kunst - Handwerk, Tradition, Natur". So soll denn wohl Werner Gürtner durch diese Parallele geadelt werden. Ich würde mich schwer bedanken für eine solche Ehrung.
Selbstverständlich ist es schwerer, sich mit dem Werk an sich auseinander zu setzen. Das habe ich in dem Beitrag über das Holbein-Pferd versucht. Versuchen wir es hier mit einem anderen Werk, der Kleinen Reiterin.
Die kleine Reiterin ist auf den ersten Blick "modern". Im Vergleich mit dem Fohlen ist sie nicht realistisch, weder die Reiterin noch das Pferd. So ungefähr stellt sich der moderne Mensch die Moderne Kunst vor.
Man muß sich in die Zeit zurückversetzen, um das verstehen zu können. Während des Dritten Reiches war die deutsche Kunst in ihrer Entwicklung gestoppt. Künstler, die etwas zu sagen hatten, erhielten Arbeitsverbot, unbedeutende Speichelecker und Großpropagandisten wurden zur höheren Ehre Adolf Hitlers und der Partei und Großdeutschlands gefördert.
Nach dem Krieg schlug das Bild um. Niemand wollte die unsäglichen Helden und deutschtümelnden Heimatschinken sehen, man hatte genug davon und erlebt, was aus dieser Ideologie erwachsen war. Nun wollten die deutschen Künstler natürlich möglichst schnell Anschluß an die internationale Entwicklung gewinnen und gebärdeten sich noch moderner als die Speerspitze der Avantgarde der internationalen Kunst. Diesem Bestreben verdanken wir unter anderem die Documenta.
Ein realistischer Künstler hatte es unter diesen Umständen denkbar schwer. Keinesfalls wollte er mit den braunen Ideologen in einen Topf geworfen werden. Wir erinnern uns: das Fohlen wurde 1936 geschaffen, das war damals unverdächtig. Nach dem Krieg mußten realistische Künstler zeigen, daß sie mit Blut- und Boden-Kunst nichts zu tun hatten. Das war eine furchtbare Hypothek.
Das Fohlen
| | | | Elsa Gürtner: Fohlen, Bronze, 13 cm | | | |
| | | Unsere Städte und Parks sind voll von Skulpturen aus dieser Zeit. Typischerweise haben die Personen keine Gesichter, sind extrem stilisiert, sie sind realistisch, aber dann doch wieder nicht, sie sind modern, aber nicht richtig, sie sind eigentlich aus einer negativen Haltung entstanden, indem sie sich nämlich gegen die diskreditierte realistische Kunst absetzen müssen, möchten aber positiv sein, ohne das falsche Pathos des Dritten Reiches heraufzubeschwören.
Daraus ist eine eigene Stilrichtung entstanden, die die Zeit hervorgebracht hat, die Zeit der Künstler, die in ihrer Entwicklung unterbrochen waren, die extrem verunsichert sich auf die neuen Zeiten einstellen mußten, auf die niemand gewartet hatte, für die es eigentlich auch gar keine Aufgaben gab, denn wenn jemand sich für Kunst stark machen wollte, dann mußte er sich gleichzeitig den Siegern anbiedern, weshalb es bis zum heutigen Tage wesentlich schicker ist, amerikanische Architekten und Bildhauer ins Land zu holen.
Unter diesem Blickwinkel bekommt die Freiburger Auseinandersetzung mit dem Fohlen von Werner Gürtner eine weitere Dimension. Wenn sich die Bevölkerung mit öffentlichen Skulpturen auseinandergesetzt hat, dann in der Regel negativ.
Der amerikanische Bildhauer Richard Serra z.B. hat in verschiedenen deutschen Städten riesige verrostete Stahlplatten aufgestellt, die dann mit Protesten bekritzelt oder als Pissoir mißbraucht wurden. In Bielefeld, einen Katzensprung von hier, steht z.B. so eine Skulptur mit den entsprechenden Kritzeleien.
Die Abbildung im Internet zeigt den Schattenwurf eines großen Baumes und die Bielefelder Kunsthalle im Hintergrund. Diese sieht übrigens wie ein Bunker aus, was aber unverdächtig ist, da sie in den sechziger Jahren von einem amerikanischen Architekten erbaut wurde.
Wer würde es wagen, mit dieser Kunst so umzuspringen, wie die Freiburger das mit dem Fohlen tun? Gar nicht auszudenken! Aber glücklicherweise kümmert sich keiner um das Fohlen, es ist ideologisch nicht belastet, kann als Heimatkunst durchgehen, um die sich sowieso niemand kümmert, der in der aktuellen Kunstdiskussion mitreden will.
So kann sich also die anonyme Kreativität an diesem Werk entzünden, ohne daß von Staats wegen eingegriffen werden müßte, natürlich auch wegen der Toleranz und des Verständnisses des Künstlers und seiner Erben. So manch einer hätte daraus einen großen Skandal zu machen versucht.
1993 hatte Matthias Wolpert (siehe Buchbesprechung Holbein-Pferd) die Idee, eine Ausstellung mit Fotos über das Holbein-Pferd zu machen und kontaktierte die Witwe des Künstlers, Elsa Gürtner. Die unterstützte das Vorhaben, stellte Fotos zur Verfügung (siehe Kunstgalerie Fohlen) und hatte die Idee, das Fohlen als Kleinplastik zu replizieren. Elsa Gürtner ist selber Bildhauerin.
Nun haben wir also das Fohlen für das Regal oder den Schreibtisch. Sie können es für 400 EUR in Bronze erwerben oder für 150 EUR in einem modernen Werkstoff, der wie Gips aussieht. Dann können Sie Ihr Fohlen nach Lust und Laune bemalen! Anfragen richten Sie bitte an Martin Gürtner, Tel. 0711-624061 oder [email protected].
|