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Bericht Zu den Themen  Ausbildung,  Pferdeflüsterer · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 559.09 der Pferdezeitung vom 13.12.09
 Menü Hauptartikel 559
 Experten und Könner 
 Prestige  Kommunikation  Respekt und Würde
 Ich bin lieb zu dir  Leserresonanz
Inhaltsmenü
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An der Führleine frei durch das Gestüt · © 2009
 
An der Führleine frei durch das Gestüt

In meiner Serie über » Hans-Jürgen Neuhauser und dessen  DVD HJN-Reiten habe ich mich in der letzten Woche etwas abfällig über die Leiterin des Gestüts geäußert, in dem der problematische Hengst "Om El Assadik" (auch "Om El Azadik" geschrieben) aus dem Luxusgestüt des Emirs von » Schardscha gehalten wird. Das mag vielleicht wenig überzeugend gewesen sein.

Für die heutige Ausgabe suchte ich den Anschluss und stieß erneut auf die erwähnte Szene. Wiederum machte sie mir nachdrücklich Eindruck und mir wurde klar, dass ich Ihnen diese Szene nicht vorenthalten darf und auch noch weiter kommentieren muss. Deshalb habe ich sie herausgeschnitten; nun können Sie sich selbst davon überzeugen, wie hilflos und eingeschränkt Fachleute reagieren können. Damit dürften meine Äußerungen gerechtfertigt sein.

Ich will damit keineswegs die Kompetenz der Gestütsleiterin herabsetzen. Zweifellos ist diese Engländerin eine Kapazität in ihrem Fach, sonst hätte sie diesen Posten sicherlich nicht erhalten, und sie könnte sich dort auch nicht behaupten, wo sie sich zudem als Ausländerin und Frau beweisen und gegenüber den arabischen Männern durchsetzen muss. Das stelle ich mir ohnehin extrem schwer vor.

Die Vorgehensweise der Gestütsleiterin darf also getrost als der Weisheit letzter Schluss herkömmlicher Experten gelten. Immerhin laboriert die Gestütsleiterin an diesem Problem schon jahrelang und hatte die besten Problemlöser der Welt konsultiert. So versucht man auf Altväterart, ein gefährliches und unberechenbares Tier mit Karotten zu manipulieren. Der Mensch steht dem Pferd fremd gegenüber und arbeitet mit Tricks. Er will einfach nur zu seinem Ziel gelangen, ohne zu erkennen oder sich einzugestehen, dass dies der falschen Weg ist oder zumindest sein könnte. So erzielt man vielleicht kurzfristig Scheinerfolge, aber langfristig muss man scheitern.

Diese Szenen dürften für die gesamte Welt der sogenannten Experten symptomatisch sein. Immer wieder bin ich vollkommen verblüfft, wenn ich beispielsweise das Fachpersonal unserer Landgestüte beim Präsentieren ihre Hengste sehe. Das unterscheidet sich überhaupt nicht von den Szenen bei arabischen Pferdeschauen, wie sie etwa in der ZDF/ARTE-Dokumentation: Das Geheimnis der Pferdesprache gezeigt werden. Die Pferde rennen irgendwie über den Platz und schleifen die Menschen hinter sich her. Sie erscheinen als wilde, unberechenbare, gefährliche Tiere, kaum zu bändigen.

Werden diese Pferde dann unter dem Sattel vorgeführt, müssen scharfe Gebisse und starke Muskeln her, damit alles unter Kontrolle bleibt. Der Traum von der Eintracht zwischen Mensch und Pferd passt mit diesen Bildern irgendwie nicht zusammen. Die Pferde werden zu etwas gezwungen, was sie freiwillig nicht machen würden, und man hat Mühe, sie dazu zu bringen. Wundert es einen, dass die Welle der Pferdeflüsterer die Menschen begeistert hat? Da ging es doch um ganz andere Ideale!

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Karotten müssen es bringen




Prestige


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Steht nicht an den Hilfen: Om El Assadik · © 2009
 
Steht nicht an den Hilfen: Om El Assadik
Freilich sind wir heute ernüchtert. In ihrem letzten Buch hat Kiki Kaltwasser, ehemalige Schülerin von Monty Roberts, aus ihrer Enttäuschung über die beschränkten Möglichkeiten der Pferdeflüsterer keinen Hehl gemacht (Rezension  Kaltwasser, Kiki: Vom Problempferd zum Verlasspferd). Sie folgt jetzt der klassischen Linie. Dabei ist Monty Roberts urspünglich zu Ansehen, Ruhm und Ehre gekommen, weil er Hilfestellung dort leisten konnte, wo die herkömmlichen Experten nicht mehr weiter wussten - so wie Neuhauser nach Arabien gerufen wurde, um sich dort an scheinbar unlösbaren Problemen zu versuchen.

Nun habe ich gerade den Gegensatz zwischen Monty Roberts und Hans-Jürgen Neuhauser herausgearbeitet ( Neuhauser und Monty Roberts: Ein Vergleich). Monty Roberts versteht und behandelt Pferde im Grunde nicht viel anders als alle anderen auch. Pferde sind vor allen Dingen Mittel zum Zweck, mit denen man sich besser fühlen, sich einen Namen machen, einen Haufen Geld verdienen, Macht, Prestige und Einfluss gewinnen kann. Das Schöne ist: Pferde kann man kaufen und verkaufen, es sind Objekte mit bestimmten Eigenschaften, die bewertet werden können, die man verhandeln, die man für sich einsetzen kann.

Das ist so offensichtlich und wohlbekannt, dass man sich darüber normalerweise gar keine Gedanken macht. Berühmte Reiter veredeln rohe Pferde und werden dafür gut bezahlt, veredelte Objekte werden zu hohen Preisen gehandelt und wiederum für die Zwecke des Käufers eingesetzt. Dabei ist dieses Geschehen nicht auf bestimmte Sportarten beschränkt; selbstverständlich nicht, denn dieselben Mechanismen gelten überall.

Ich weiß noch genau, wie verwundert ich war, als ich auf einem der ersten Pfingstturniere der Westernreiter einen Teilnehmer im Reining fotografierte, der so gar nicht in die Szene der jungen Sportler zu passen schien. Das war so der Typ Mann, der sich einen Porsche zulegt, wenn er auf die 60 zugeht. Der will es noch mal wissen, weil er spürt, dass seine beste Zeit zu Ende geht. Eines hat er den jungen Spunden voraus: Geld. Wenn einer von denen einen Porsche fährt, hat ihn vermutlich der Papa bezahlt. Er hingegen hat ihn sich selbst verdient und meint auch, dass er sich ein solches Fahrzeug nun gönnen darf, selbst wenn er damit keine Rennen fahren will (und vermutlich auch nicht kann).

Aber so ein gut ausgebildetes Reining-Pferd, fertig für Turniere der höchsten Klasse, das ist etwas anderes. Im Grunde muss man sich nur draufsetzen. Das Pferd ist konditioniert, eigentlich eine Maschine, die ihr Programm abspult. Der Reiter muss nur aufpassen, dass er nicht herunterfällt, da die Bewegungen doch ziemlich dynamisch und abrupt sind. Das traut sich der Mann noch zu - immerhin hat der Westernsattel ein schönes Horn. Will hier irgendjemand die Nase rümpfen?

Außerdem fällt mir dazu ein, dass die Westernszene Jahrzehnte dafür gearbeitet hat, die Gewinnsummen in ihrem Sport in die Höhe zu treiben, mindestens so hoch wie in den etablierten FEI-Disziplinen. Je höher die Summen, desto lukrativer das Geschäft für alle Beteiligten. Aus demselben Grund steigen die Summen auch anderswo ständig an.

Die Westernreiter erzeugen gerne den Eindruck, besonders pferdeschonend zu arbeiten. Davon kann gar keine Rede sein. Im Gegenteil, vermutlich werden die Pferde dort noch mehr geschunden als anderswo. Jemand, der als Insider zu gelten hat, hat mir einmal sein Entsetzen darüber gestanden, dass die Westernreiter noch kaltschnäuziger und verächtlicher über ihre Pferde reden als die klassischen Profis.

Wenn Sie meinen, dass meine Argumentation eine empfindliche Schwäche hat, weil die Gewinnsummen bei der Dressur vergleichsweise lächerlich sind, sehen Sie nur eine Seite der Medaille. Bei der Dressur wird das Geld nicht beim Turnier gemacht. Beim Springreiten riskiert der Reiter Leib und Leben, und zwar seins und das des Pferdes. Außerdem werden die Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder der Pferde extrem strapaziert, wodurch sich die Nutzungsdauer entsprechend verringert. Auch für den Reiter ist die körperliche Belastung sehr groß.

Bei der Dressur ist es ähnlich wie beim Westernsport. Wenn das Pferd gut ausgebildet ist, muss der Reiter nicht mehr viel können. Er muss nur das Geld hinlegen und schon kann er geeignete Turniere gewinnen. Ist das nicht prima? Wer einen Porsche fährt, ist einer unter vielen. Im Sport gewinnt immer nur einer. Wer also sein Ego pflegen möchte, ist mit einem teuren Sportpferd vermutlich besser bedient.

In einer noch exklusiveren Liga spielen allerdings die Gestütsbesitzer. Die haben es nicht nötig, sich aufs Pferd zu setzen und den kritischen Blick der Zuschauer auszuhalten; sie engagieren einen Gestütsleiter und entscheiden allenfalls über die Anpaarung - so auch der Emir von Schardscha, wie in der ZDF-Dokumentation ausdrücklich betont wird.

Der Umgang mit dem Pferd, die tägliche Arbeit und die Lösung von Problemen bleibt Angestellten überlassen, die die Forderungen des Besitzers umzusetzen haben und ihm gegebenenfalls erklären müssen, warum die Dinge nicht so laufen, wie er sich das vorstellt. Der Originalton mit der hektischen Stimme der Gestütsleiterin, die ihre Angestellten nervös dazu anstiftet, Karotten als Problemlöser einzusetzen, wird im Film wie folgt kommentiert:

Sprecherin: Die Gestütsleiterin Julie Day und ihre Mannschaft versuchen "Om El Azadik" so gut wie möglich bei Laune zu halten. Um ihn möglichst nicht zu provozieren, wird er mit Karotten bestochen. Ohne diesen Trick ist es zu diesem Zeitpunkt nicht möglich ohne fremde Hilfe aufzusitzen, da der Hengst wild um sich beißt. Frei nach dem Motto "Lieber einen halben Sack Karotten, als ein Mann im Krankenhaus". Üblicherweise wird "Om El Azadik" auf diesem Platz nicht geritten, er steht nicht an den Hilfen und zeigt unter dem Sattel keinerlei Kooperationsbereitschaft. Zu diesem Zeitpunkt wartet viel Arbeit auf Hans-Jürgen Neuhauser.
DVD HJN-Reiten, Gesamttext

Nebenbei wird mit dieser Szene gezeigt, dass Neuhauser sich zunächst auf die Bedingungen der aktuellen Situation einlässt und den Stand der Dinge dokumentiert. Wie kommt man in dieser verfahrenen Situation weiter? Mit Karotten sicher nicht. Aber womit dann?



Kommunikation


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Wenn man etwas voneinander will, muss man kommunizieren - daran geht kein Weg vorbei. Wir haben in der letzten Woche gesehen, wie Hans-Jürgen Neuhauser durch den Einsatz einer Tröte die eingefahrenen Verhaltensmechanismen und Erwartungshaltungen des Hengstes durchbrechen konnte und ihn beispielsweise durch einen gezielten Signalstoß davon abhalten konnte, ihm zu nahe zu kommen.

Das ist für die Kommunikation ganz wesentlich. Jedes Wesen braucht seinen Raum; wir kennen das von uns selbst. Wenn uns jemand zu nahe kommt, weichen wir zurück. Das ist natürlich eine Niederlage; der Aggressor, also derjenige, der mir zu nahe kommt, siegt. Dasselbe Prinzip wirkt bei den Pferden. Auch jedes Pferd braucht seine individuelle Distanz, in die niemand eintreten darf. Wird diese Distanz unterschritten, ergibt sich daraus vollautomatisch ein Machtgefälle.

Durch das Geräusch gelingt es Neuhauser, das Pferd, das sich ihm ungeniert nähert und dadurch dominieren will, auf Distanz zu halten, wodurch sein Rang automatisch steigt. Wichtig ist, wie Neuhauser ganz deutlich betont, dass dieses In-die-Grenzen-weisen vom Hengst nicht als aggressiv empfunden wird, dass es ihm nicht weh tut, dass es keine Assoziationen und Erinnerungen an frühere Erlebnisse weckt, die letzten Endes zu den problematischen Verhaltensweisen geführt haben.

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Die Tröte schafft Distanz und Aufmerksamkeit

Damit schafft er es, einen Weg zu öffnen, den er Schritt für Schritt gehen kann. Das klingt einfach; die Umsetzung erfordert jedoch die Beachtung all dessen, was Neuhauser Körpersprache nennt. So hatte er ja gleich eingangs in einem Kurs erläutert, dass man sich dem Pferd immer zuwenden sollte, so dass es von vorne das Herz sehen kann. Er begründete das damit, dass wir Menschen uns ja auch dem Gesprächspartner zuwenden, wenn wir mit ihm kommunizieren. Und umgekehrt, möchte ich hinzusetzen, drehen wir jemandem die kalte Schulter zu, wenn wir nichts mit ihm zu tun haben wollen (so arbeitet Monty Roberts - er macht das Pferd nieder, bis es zu Kreuze kriecht). Die Sprache drückt diese Sachverhalte ganz bildhaft aus. Wir wissen also längst um die Geheimnisse der Kommunikation.

So übt Neuhauser die Kommunikation mit dem Hengst: Abstand halten, folgen, Tempo aufnehmen, Tempo wahren, stoppen. Immer mit durchhängender Longe; nur einmal zupft er ein wenig, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. Dabei muss man berücksichtigen, dass Neuhauser unter erschwerten Bedingungen arbeitet. Rund um ihn herum geht der normale Gestütsbetrieb weiter, man hört Wiehern, man hört Pferdegetrappel, vermutlich werden Stuten hin und her geführt, und der Hengst reagiert natürlich darauf.

Neuhauser ist niemals ungeduldig oder gar ärgerlich. Er ist aufmerksam, bestimmt, wird manchmal auch lauter, setzt häufig seine Stimme ein und das deutliche Ausatmen, das wir von ihm ja schon kennen.

HJN: Hey, what`s the problem! Lovely come on. Ah, thank you. Thank you very much. Take a look. Come on, fine. *Ausatmen* fine, thank you.

Sprecherin: Zwar sieht man dem Worldchampion seinen Unmut noch an, doch Hans-Jürgen Neuhausers Anweisungen sind so klar, das er einfach verstehen und akzeptieren muss, in welchem Tempo er zu gehen hat. Man sieht dem Hengst sein Erstaunen über sich selbst förmlich an. Ohne ein einziges Mal an der Longe ziehen zu müssen diktiert er ihm Richtung und Geschwindigkeit.

HJN: *Ausatmen* come on, is good boy, good boy, fine. Come, come on, come, hoppi , come come come, hopp, come *ausatmen* *ausatmen* . Take a look my friend. Come on *ausatmen* good. Slowly, good. Come, hopp, *ausatmen* slowly, good, fine boy. Come on *ausatmen* *ausatmen* come on, *ausatmen* fine boy. Hoppala, is okay. Hey hopp, hopp, hopp, hopp, hopp!
a.a.O.



Respekt und Würde


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Es liest sich natürlich komisch, wenn spontan Gesprochenes im Nachhinein protokolliert wird. Trotzdem kann man aus diesen Worten viel entnehmen. Mehrfach habe ich schon darauf hingewiesen, dass Neuhauser - im Gegensatz etwa zu Monty Roberts - das Pferd respektiert. » Respekt heißt nicht, eine Wohlfühl-Kampagne zu fahren oder an der falschen Stelle nachzugeben. Am besten vergleichen wir es wieder mit dem entsprechenden Verhältnis zwischen Menschen.

Respekt zollt man Leuten, die man achtet, sei es für ihre Leistung, sei es für ihre Stellung. Und derjenige, den man respektiert, muss seinen Respekt weder herauskehren noch verteidigen. Er nimmt diesen einfach entgegen. Der steht ihm zu, weil er sich diesen Respekt erworben hat. Das klingt aber ein bisschen missverständlich, denn einen Großteil des uns zustehenden Respekts haben wir uns nicht durch besondere Leistungen oder Taten erworben, sondern einfach durch unsere Existenz.

Insofern steht eigentlich jedem Respekt zu. Das wundert uns doch im Grunde wenig, denn wir erwarten bei jeder Interaktion, bei jeder Kommunikation, dass man uns respektiert. Und wenn das nicht der Fall ist, sind wir gekränkt, und zwar zu Recht. Wenn dieser Zustand anhält und auf die Spitze getrieben wird, sprechen wir von Mobbing.

Mobbing oder Mobben (von englisch to mob "anpöbeln, angreifen, bedrängen, über jemanden herfallen" und mob "Meute, Gesindel, Pöbel, Bande") steht im engeren Sinn für "Psychoterror am Arbeitsplatz mit dem Ziel, Betroffene aus dem Betrieb hinauszuekeln." Im weiteren Sinn bedeutet Mobbing, andere Menschen ständig bzw. wiederholt und regelmäßig zu schikanieren, zu quälen und seelisch zu verletzen, beispielsweise in der Schule (Mobbing in der Schule), am Arbeitsplatz, im Sportverein, im Altersheim oder im Gefängnis, durchaus aber auch in der Familie. Typische Mobbinghandlungen sind die Verbreitung falscher Tatsachen, die Zuweisung sinnloser Arbeitsaufgaben, Gewaltandrohung, soziale Isolation oder ständige Kritik an der Arbeit.
» Mobbing

Ein anderer Ausdruck, der dem Sinn des Respekts eng verwandt ist, ist der der » Würde. Sehr bekannt ist Art. 1 unseres Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Und die Würde des Tieres? In Wikipedia-Artikel über den Respekt findet sich folgendes Zitat:

"Der Mensch muß die eigene Würde der Geschöpfe und ihrer Rhythmen respektieren; er darf nicht beliebig schalten und walten."
− Katholischer Erwachsenen-Katechismus
a.a.O.

Wenn ich ein Pferd als Ding betrachte, mit dem ich beliebig verfahren kann, kann ich es dann mit Respekt behandeln und seine Würde wahren? Auch hier können wir wieder die Parallele zu uns Menschen ziehen: In Sklavenhaltergesellschaften werden einige Menschen als Dinge betrachtet, die man kaufen und verkaufen kann, und infolgedessen genießen sie auch keinen Respekt und haben keine Würde. Man kann mit ihnen machen, was man will.

Solche Verhältnisse gibt es zwischen Menschen auch ohne Sklavenhaltung. Dann handelt es sich regelmäßig um Verhältnisse, die ungesund sind und eigentlich nicht toleriert werden können. Angefangen von Zwangsverhältnissen, etwa Zwangsprostitution oder Zwangsarbeiterschaft bis hin zur freiwilligen Unterwerfungen wie etwa der » Hörigkeit. Auch wenn die beteiligten Personen glauben machen wollen, dass diese Verhältnisse gewollt sind und im gegenseitigen Einverständnis gelebt werden, fällt es schwer, dies zu akzeptieren.

Ich hatte in den vorigen Artikeln schon betont, dass Neuhauser sich in das Pferd hineinfühlt, mit ihm fühlt, und deshalb eine erstaunliche Kommunikationsfähigkeit mit dem Pferd aufbauen kann. Wenn Sie sich das auf den ersten Blick als reines Gestammel darstellende sprachliche Kommunikationsmaterial anschauen, werden Sie feststellen, dass sich der Respekt Neuhausers vor dem Pferd auch verbal darstellt. Er kommuniziert nicht nur durch Körpersprache, sondern auch mit Worten.

Diese Worte kann das Pferd natürlich nicht verstehen, aber sie sind sicherlich für Neuhauser und auch für das Pferd bedeutsam. Um die Sache zu verdeutlichen, möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Stimmenimitatoren, also Leute, die, meistens als Kabarettisten, bekannte Personen stimmlich nachahmen, deren Körperhaltung einnehmen müssen, um den gewünschten Effekt erzielen zu können. Ich erinnere mich noch sehr gut an ein viele Jahre zurückliegendes Interview im Spiegel mit den Kabarettisten » Thomas Freitag, der » Franz Josef Strauß ganz wunderbar nachmachen konnte. Am Beispiel von Strauß, der ja auch eine sehr bemerkenswerte Statur hatte, machte er deutlich, dass er dessen Stiernacken und Haltung einnehmen müsse, um wirklich überzeugend wirken zu können.

So verschränkten sich Körpersprache, Körperhaltung und verbale Ausdruckskraft. Wir wissen, dass Tiere unsere sprachlichen Äußerungen sehr wohl verstehen, obwohl sie uns vermutlich nicht so verstehen, wie wir einander verstehen. Mit anderen Worten: Vokabeln bedeuten für sie vermutlich relativ wenig, Stimmlage, Tonfall, Gefühlsgehalt dafür desto mehr. Man kann Tiere mit Worten nicht so leicht täuschen wie Menschen. Deshalb eignen sich Pferde so gut als Spiegel - sie nehmen das wahr, was der Mensch wirklich meint, nicht das, was er sagt.



Ich bin lieb zu dir


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Und hier drehe ich den Spieß um: Die Körpersprache von Neuhauser wird überzeugend durch seine verbalen Äußerungen. Seine sprachlichen Äußerungen übersetzen sich automatisch in körpersprachliche Kommunikation. Er kann nicht freundlich mit dem Pferd reden und körpersprachlich drohen, vielmehr drückt sich seine verbale Freundlichkeit so aus, dass das Pferd sie lesen und verstehen kann. Und wenn er schweigen würde, wäre seine Körpersprache sicher dürr und frostig.

Mit seinen Worten signalisiert er seinen Respekt vor dem Pferd. Er redet mit dem Pferd wie mit einem Menschen. Ich übersetze mal frei: "Hallo, was ist los? Schön, mach weiter. Ah, vielen Dank! Vielen herzlichen Dank. Schau mal hier. Komm her, gut. (Ausatmen) Sehr schön, danke sehr."

Haben Sie bemerkt, dass er das Pferd seinen Freund nennt? "Komm, mach los, komm, hoppi, komm komm komm, hopp, komm (ausatmen, ausatmen). Schau mal hier mein Freund. Komm her (ausatmen) gut. Langsam, gut. Komm, hopp, (ausatmen) langsam, gut, feiner Junge."

Und haben Sie bemerkt, dass er immer wieder durchaus energisch fordert, dass das Pferd mitmacht, auch verbal? Da ist nichts weichgespült, da geht es ganz klar um knallharte Kommunikation. Am stärksten fand ich den folgenden Wortwechsel: "Was ist los? Ich bin lieb mit dir!" Lassen Sie sich das ganz langsam auf der Zunge zergehen! Ich bin lieb mit dir! Der Hengst war ein bisschen unfreundlich, und Neuhauser konfrontiert ihn mit seinem Verhalten (was ist los?), um ihm anschließend sofort seine Zuneigung zu versichern (ich bin lieb mit dir). Darin liegt auch eine Forderung: Ich bin lieb mit dir und erwarte, dass du auch lieb mit mir bist, und was muss ich erleben? Das gefällt mir nicht!

Diese Haltung würde sehr gut zum Umgang eines Elternteils mit einem Kind passen. Vater und Mutter sollten das Kind genauso respektieren wie das Kind seinerseits die Eltern. Sie sollten das Kind aber nicht verziehen und verhätscheln, sondern es nach Kräften fordern und fördern - in diesem Zusammenhang passt die Formel, die durch die unselige Hartz IV-Gesetzgebung einen unguten Beiklang bekommen hat und dadurch möglicherweise für längere Zeit diskreditiert sein wird. Aber das verlangt man doch gerade von den Eltern, dass sie die Entwicklung ihrer Kinder nach Kräften unterstützen, ihnen also etwas abverlangen, was sie noch nicht können, ohne sie dabei zu überfordern, auf dass sie sich gesund und kontinuierlich entwickeln mögen, zu belastbaren, verantwortungsvollen, leistungsfähigen, liebevollen Erwachsenen, die alle diese Eigenschaften und Fähigkeiten der nächsten Generation weitergeben können.



Quellen / Verweise


  1. » Hans-Jürgen Neuhauser
  2.  DVD HJN-Reiten
  3. » Schardscha
  4. ZDF/ARTE-Dokumentation: Das Geheimnis der Pferdesprache
  5.  Kaltwasser, Kiki: Vom Problempferd zum Verlasspferd
  6.  Neuhauser und Monty Roberts: Ein Vergleich
  7. DVD HJN-Reiten, Gesamttext
  8. » Respekt
  9. » Mobbing
  10. » Würde
  11. » Hörigkeit
  12. » Thomas Freitag
  13. » Franz Josef Strauß
  14.  Kommunikation: Flüstern oder signalisieren?, Die besondere Methode des Hans-Jürgen Neuhauser
      Ausgabe 547 · Teil 1
  15.  Die Empfindlichkeit der Pferde, Wie sind Pferde, wie geht man am besten mit ihnen um?
      Ausgabe 548 · Teil 2
  16.  Tanz - neu interpretiert, Körpersprache als Verständigungsmittel einander respektierender Wesen
      Ausgabe 549 · Teil 3
  17.  Ohne Zügel und Führstrick hilflos, Wenn's in der Herde funktioniert, dann muss es anders auch gehen
      Ausgabe 550 · Teil 4
  18.  Wie der Mensch das Pferd verwirrt, Die Kommunikation widersprüchlicher Botschaften
      Ausgabe 551 · Teil 5
  19.  Sei spontan! Komm raus!, Die Körpersprache des Cowboys als Beispiel für Double-Bind
      Ausgabe 552 · Teil 6
  20.  Arbeit mit der wilden Mustang-Stute, Wie Neuhausers Methode im Wilden Westen funktioniert
      Ausgabe 553 · Teil 7
  21.  Neuhauser und Monty Roberts: Ein Vergleich, Einfühlung und Machtausübung - zwei Ansätze zur Kommunikation mit Pferden
      Ausgabe 554 · Teil 8
  22.  Es muss jetzt irgendwas passieren, Aus einem Problempferd wurde in kürzester Zeit ein treuer Freizeitkamerad und Freund.
      Ausgabe 555 · Teil 9
  23.  Der richtige Sitz, Körpersprache setzt Körperbeherrschung voraus
      Ausgabe 556 · Teil 10
  24.  Gefährliche Hengste in Arabien, Neuhauser als Retter in der Not
      Ausgabe 557 · Teil 11
  25.  Der Trick mit der Tröte, Über Problempferde und Kommunikation
      Ausgabe 558 · Teil 12


Abbildungen

  Werner Popken,  DVD HJN-Reiten, ZDF/ARTE-Dokumentation: Das Geheimnis der Pferdesprache



Leserresonanz


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1 Leserresonanz zu Ausgabe 559 vom 13.12.09


Leserbrief  2067 zu Ausgabe  559
19.12.09



Frohe Weihnacht

Guten Abend Herr Popken,

Nach langer Zeit kann ich wieder Ihre Pferdezeitung lesen und meine Anzeigen bearbeiten ohne ueber Umwege rein zu schleichen - ich war fast soweit alles zu loeschen weil nichts mehr ging und ich nicht mehr erkannt wurde.

Nun scheint alles wieder ok und ich habe auch einen Leserbrief geschreiben der zwar nie ankam aber das ist Nebensache und never mind.

Ich moechte Ihnen an dieser Stelle ganz herzlich fuer Ihre tollen Artikel betr. Neuhauser gratulieren die ich immer noch spaet nachts lese mit allen links und das dauert immer bis in die Puppen dabei wollte ich so viel dazu schreiben - und ueber Ihre Editos (die auch klasse sind) - wird es immer zu spaet.

Ich wuensche Ihnen und Ihrer Familie ein schoenes und geruhsames Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr und ein neues erfolgreiches Jahr fuer die Pferdezeitung: BRAVO !!!

Viele liebe Irische Gruesse,

Caroline Neuenschwander



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