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Bericht Zum Thema Jagdreiten · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 231.03 der Pferdezeitung vom 31.08.03
 Menü Hauptartikel 231
 Traktoren und Kaltblüter 
 Streckenkontrolle  Es geht los  Feuerwehr
 Springen  Abschluss  Rübe  Lüneburger Heide  Einladung
 Leserresonanz  Rezension: Du und dein ...  Tipp: Durchgänger  Galerie: Hatz  Poster: Thüringer ...
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Große Liebe: Jule (Haflinger STM 150 cm) und Bilbo (Meckl. Kaltblut STM 178 cm) - Vergleichen Sie einmal Köpfe und Hufe
©  Orm Holub

    Traktoren und Kaltblüter   
    Oder wie ich zur Herbstjagd kam    
von  Orm Holub



Weil ich gar kein eigenes Pferd hatte, war ich wohl das, was man höchstens einen Gelegenheitsreiter nennen konnte.

Meine Frau hatte damals allerdings bereits schon lange ein Pferd. Manchmal ritt ich zum puren Entsetzen des treuen Tieres ein paar Stunden mit der kleinen, absolut sicheren, western gerittenen Haflinger-HSTB-Stute namens Jule einhändig herum und fühlte mich wie John Wayne, dessen Reitkünste wohl ähnlich schlecht waren wie meine.

Seinerzeit habe ich auch gelegentlich Bilbo, einen großen Kaltblüter geritten. Ein absolut gutmütiger Riese von einem Mecklenburger Kaltblut mit dem Wagenrad als DDR-Brand. Diese Art Pferd fand ich einfach am schönsten. Damals meinte ich: Falls ich mir irgendwann endlich auch ein eigenes Pferd zulegen sollte, dann wird es vielleicht ein Kaltblut sein.

Ich dachte, ein Kaltblut ist wie ein Trecker. Man sitzt hoch und sicher. Die Geschwindigkeiten bleiben überschaubar und ein Kaltblut verträgt auch den einen oder anderen Rumpler. Bekommt man einen Kaltblut oder einen Trecker aber nicht rechtzeitig zum Stehen, dann entsteht leicht ein beträchtlicher Flurschaden.

Aber was hat das alles mit der Herbstjagd zu tun? (Siehe  Einmal im Jahr auf die Jagd; nächster Termin: 6.9.2003)

Es ist das Jahr 1998. Die Petersfelder Herbstjagd ist mir zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich unbekannt. Alles was ich weiß, ist dass das Besitzerehepaar des Reitstalles meiner Frau - gemeinsam mit einem anderen Ehepaar - jedes Jahr wieder die Herbstjagd ausrichtet.

Bereits Wochen und Monate vor dem Termin dreht sich im Stall dann fast alles nur noch um das eine Thema. Meine Frau hat sich und das treue Tier Jule natürlich längst für das 2. Feld der Jagd angemeldet und ich soll die Jagd als Zuschauer begleiten, um beide zu filmen.

Nun hatte es die letzten Tage vor der Jagd in Strömen geregnet. Die Felder sind aufgeweicht und viele Stellen sind unpassierbar. Alles muss in letzter Minute umgestaltet werden. Die Sprünge müssen zum Teil abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Bereits geöffnete Zäune und Knicks müssen wieder geschlossen und an anderer Stelle geöffnet werden. Jede Hand wird gebraucht.

Am Vortag der Jagd werde ich überraschend gebeten, einen der Trecker zu fahren, die im Hintergrund der Jagd alles mögliche von hier nach dort fahren. Diese Trecker müssen alle Hindernisse und Stopps der Jagd abfahren. Dabei dürfen sie - ähnlich wie bei dem Hasen und dem Igel - erst nach den Reitern abfahren - müssen aber unbedingt bereits vor den Reitern am nächsten Stopp angekommen sein.

Weil aber genau zu diesen Zeitpunkten alle möglichen Straßen kurzzeitig für die Jagd gesperrt werden, muss von den Fahrern ein genauer Zeitplan und eine ebenso genaue Route eingehalten werden. Somit fahre ich die Bläser umher.


Streckenkontrolle


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Jules erste Jagd
Am Vorabend treffe ich also irgend jemanden, der die fragliche Strecke einmal mit mir abfahren soll. Der Mann ist scheinbar seit Stunden auf allen Vieren und im Dauerregen durch den Schlamm gekrochen. Er sieht aus wie das Schlammonster aus einem Science-Fiction-Film. Alternativ könnte er auch den Golem aus Prag verkörpern.

Wir nehmen einen Geländewagen, fahren die Strecke so gut wie möglich ab und bleiben trotz Allradantrieb immer wieder in den weichen Böden stecken. Wenn etwas Zeit bleibt, unterhalten wir uns über dies und das.

Er sagt, seinen Hof betreibe er nur nebenbei. Hauptberuflich sei er Kapitän. "Auf einem Kümo?" frage ich zurück und habe angesichts seines Aussehens das Bild des gestrandeten Seelenverkäufers MS-Rosteimer vor Augen. Später stellt sich heraus, dass es sich bei dem Mann um den anderen Veranstalter der Jagd - Kapitän eines großen Passagierschiffes - handelt.

Am Tag der Jagd ist das schlechte Wetter dann schlagartig vorbei und der Kapitän hat sich in einen vorzeigbaren Master des 1. Feldes verwandelt. Obwohl die Veranstalter und die Helfer schon früh auf dem Hof versammelt sind, muss nicht lange auf die ersten Teilnehmer gewartet werden.

Nach und nach füllt sich die große Hoffläche mit Menschen und Tieren. Das Bild auf dem Hof wird immer bunter. Die Reiter in ihren dunklen Jacken stehen im Kontrast zu den Mastern und Pikören in ihren roten Jacken. Dazu die Bläser in ihren roten Gehröcken. Die Feuerwehrleute und viele Zuschauer runden das Bild ab.

Alle Reiter scheinen irgendwen oder irgendwas zu putzen. Wer gerade nichts putzt, sucht irgendwas. In all dem Durcheinander versuchen die Helfer ihrer Arbeit nachzugehen und so bin auch ich mit der Beleuchtung des Anhängers beschäftigt.

Alle paar Minuten werde ich dabei etwas von jemandem gefragt. Ich komme mit vor, wie ein Verkäufer im Schlussverkauf. Eine Frau braucht etwas, um einen Stein aus dem Huf ihres Pferdes zu holen - eine andere sucht gleichzeitig die Toilette. Vermutlich verwechsle ich die Frauen. Die eine Frau schicke ich jedenfalls in die Sattelkammer, worauf die andere wohl das Huf-Problem ihres Pferdes mit der Klobürste lösen muss.

Dann kommt das vielleicht zehnte kleine Kind mit seiner Mutter zum Trecker. Ich weiß schon, was sie wollen. Das Kind soll auf dem Notsitz des Treckers mitfahren. Die Frau versprüht dabei diesen Charme, den alle Mütter an sich haben, wenn sie etwas für ihre Kleinen erbitten.

Aber keine Chance. Erstens ist das Kind viel zu klein für den Notsitz und zweitens sind die beliebten Plätze auf den Treckern ohnehin bereits alle weg. Bei mir fährt eine dürre Zwölfjährige mit. Die hat natürlich viel zu wenig angezogen, zittert die ganzen Stunden vor sich hin und braucht am Montag wohl nicht in die Schule, weil sie dann ja ihre Erkältung auskurieren muss.


Es geht los


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Master Schiller und Frau Schiller
Plötzlich erscheint eine größere Ausflugsgruppe mit Fahrrädern und will mal eben die wenigen Toiletten stürmen. Das Tor wird jedoch von einer Frau bewacht, die es von ihrer Arbeit bei irgendeiner Behörde gewohnt ist, marodierende Bürger abzuwehren.

So werden sie nicht auf den Platz gelassen, sondern an den Gasthof im nahen Nachbarort verwiesen. Die Radler sind sauer. Hier scheinen zwei Welten aufeinander zu prallen. Für die Radler sind wir elitäre Snobs, die archaischen Ritualen nachgehen und am besten in der Rumpelkammer der Geschichte verschwinden sollten.

Ich denke nur, wie sich die Bilder doch in Wirklichkeit ähneln. Auch die Radler sind mit ihrer Sportswear und den Helmen merkwürdig einheitlich angezogen und der Wert einiger Räder erreicht häufig schon den Wert eines Pferdes.

Endlich geht es los. Die Zuschauer werden auf die Wagen gebeten, auf denen sie die Jagd verfolgen werden. Die Reiter sitzen auf und versammeln sich im Halbkreis. Ihnen gegenüber versammeln sich die Veranstalter. Die Bläser blasen so schön sie können - gefolgt von einer längeren Rede des Kapitäns.

Sie beginnt mit den Worten "Ich danke..", enthält im Mittelteil mehrere Danksagungen und wird mit den Worten "unser besonderer Dank gilt auch..." abgeschlossen. Außerdem enthält sie wichtige Informationen über das gerade vorherrschende Wetter, die den anwesenden Reitern bisher bestimmt unbekannt waren.

Da die anderen Veranstalter glücklicherweise auf das Wort verzichten, können die Bläser ein weiteres Mal in�s Horn stoßen. Zwischenzeitlich ist das Pferd des Kapitäns durch die vielen Danksagungen unruhig geworden.

Es wird nun von einer Helferin gehalten und gelegentlich mit Kleinigkeiten gefüttert. Die Stute meiner Frau ist genauso nervös. Weil sie aber keine Leckerlies bekommt, verlässt sie den Halbkreis und tänzelt irgendwo in der Gegend herum.

Trotz der inneren Unruhe bei Menschen und Tieren herrscht eine wunderschöne Stimmung. Die Vormittagssonne streift über Reiter und Pferde und das gelegentliche Schnaufen der Pferde mischt sich mit den Klängen der Waldhörner.

Sonst ist Stille. Wäre es nicht der falsche Zeitpunkt, dann könnte ich jetzt noch etwas der immer noch tänzelnden Stute meiner Frau zuschauen und dann auf meinem Trecker einschlafen.

Aber irgendwann haben die Bläser wohl keine Luft oder keine Lust mehr. Sie blasen daher ein letztes Mal zum Aufbruch. Die schöne Ruhe wird jetzt schlagartig von einer enormen Geschäftigkeit abgelöst.

Die Feuerwehr hat ihren ersten Einsatz. Die Landstraßen der Gegend müssen immer wieder gesperrt werden, damit die Gruppen der Reiter über die Straßen gelangen können. An manchen Stellen wird auch ein Stück Straße im Schritt geritten, weil ein Feld zu sehr aufgeweicht ist. An diesen Stellen sperrt die örtliche freiwillige Feuerwehr kurzzeitig die Straßen.


Feuerwehr


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Die Jagd beginnt
So sperrt die Feuerwehr nun erst einmal ein paar hundert Meter der Dorfstraße vor dem Hof mit einigen alten Autos ab. Außerdem werden an jedem Ende der Straße mehrere Feuerwehrleute postiert, die mit roten Kellen bewaffnet sind. Dazwischen steht der Feuerwehrhauptmann.

Ein kräftiger untersetzter Mann, der nicht viele Worte macht, aber immer zur Stelle ist, wenn angepackt werden muss. Er besitzt mehrere Traber. Da er mit seinem Sulky nicht an der Jagd teilnehmen kann, ist er mit der Feuerwehr vor Ort. Dabei sein ist alles.

Nach meinem Plan muss ich nun vor den Reitern vom Platz fahren. Also starte ich und biege in die Dorfstraße ein. Meine Fahrt wird allerdings bereits nach wenigen Metern jäh vom Feuerwehrhauptmann gebremst.

Die Zeit- und Routenpläne wurden wegen des Wetters mehrmals geändert. Nun hat er einen anderen Plan als ich. Der Mann ist ein Feuerwehrhauptmann und in dieser Eigenschaft ist ihm die Einhaltung eines Planes heilig.

Ich bin von Beruf Programmierer und ebenso gewöhnt, mich strickt an Prozessablaufpläne zu halten. So stehen Trecker und Anhänger nun mitten auf der Straße, während wir gegen den Lärm des Treckers anschreien.

Als aber das 1. Feld auf der Straße angeritten kommt, gibt es nichts mehr zu diskutieren. Der Feuerwehrhauptmann muss mich nun durchlassen, weil der Trecker jetzt einfach aus dem Weg muss. Glück gehabt.

Nacheinander fahre ich die einzelnen Etappen der Jagd ab. Überall derselbe Ablauf. Der Begleittroß versammelt sich vor den Reitern in der Nähe der Stellen, an denen die Ereignisse stattfinden.

Die Wagen mit den Zuschauern werden schön auf der einen Seite des Feldes positioniert, so dass die Zuschauer alles gut von den Wagen aus beobachten können. Auf der anderen Seite stehe ich mit den Bläsern, dem Filmteam und wem auch immer. Dazwischen das freie Feld.

Auf den meisten Feldern befinden sich künstliche Hindernisse. An anderen Stellen müssen Gräben übersprungen werden oder es ist ein Teich oder See vorhanden, durch den hindurchgeritten wird. Sogar ein kleiner Steilhang ist vorhanden.

Meist dauert es dann nicht lange, bis das 1. Feld erscheint. Das sind die Mutigen, die Verwegenen, die Könner. Es sind mehr Männer als Frauen. Sie donnern heran, als wären sie Darsteller in einem Historienfilm.


Springen


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Das 1. Feld
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Das 2. Feld
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Das 3. Feld
Die Bläser haben längst Formation angenommen und geben angesichts des Ansturms ihr Bestes. Das 1. Feld ist stets genauso schnell wieder weg, wie es gekommen ist.

Auf den Zuschauerwagen kann ich beobachten, dass nun die letzten Kameras startklar sind. Das 1. Feld haben diese Zuschauer zwar dank der japanischen Technik verpaßt - aber egal, in der Ferne naht ja das 2. Feld.

Wer hier reitet, könnte auch im 1. Feld dabei sein, geht - oder reitet bzw. springt - aber lieber auf Nummer sicher. Man muss sich nichts beweisen. Hier reiten mehr Frauen als Männer mit. Die meisten Sprünge werden anstandslos genommen.

Nur manchmal ist es den Pferden einfach nicht klar zu machen, warum sie unbedingt springen sollen, statt einfach um die Hindernisse herumzulaufen. Auch hier lassen die Bläser wieder ihre Hörner erschallen. Sie spielen nur etwas länger als beim 1. Feld, weil das 2. Feld mehr Reiter hat und sich länger streckt.

Nun tritt für einen längeren Moment Ruhe ein, weil das 3. Feld auf sich warten lässt. Aber nach einer ganzen Weile erscheinen auch sie am Horizont, traben stolz auf uns zu und ignorieren elegant alle Hindernisse. Den Bläsern geht beim 3. Feld allerdings regelmäßig das Repertoire aus, so dass sie die Stücke immer wieder von Neuem zu spielen beginnen.

Bei alldem steht mein Filmteam grundsätzlich an der falschen Stelle und kämpft gegen das Gegenlicht der tiefstehenden Herbstsonne und gegen meine zwölfjährige Beifahrerin an, die - um selbst besser sehen zu können - ebenso grundsätzlich im Weg steht.

Dieser Rhythmus wird nur durch die beiden Pausenstopps unterbrochen. Hier gibt es Bratwürste, Kaffee, Limo oder einen Schnaps. Hier vertreten sich die Reiter ihre Beine und tauschen erste Erfahrungsberichte aus. Es ist die Stunde der Mädchen, die die Pferde jetzt warm halten, indem sie die Tiere im Schritt bewegen.

Für den Einritt in einen der Pausenstopps muss die Straße von der Feuerwehr wieder einmal für einen etwas längeren Zeitraum gesperrt werden. Keine Hauptstraße, sondern eine kleine Landstraße, auf der sich nur einige ortsansässige Sonntagsausflügler befinden.

Wer mit seinem Auto nicht warten will, nimmt kurzerhand eine andere Strecke. Für die meisten Autofahrer ist die Kolonne der Reiter aber eine willkommene Attraktion. Wer hier vorbeikommt, kennt sich meistens.

Nur ein Wagen fällt auf. Es ist das Kabriolett einer Frau, deren Pferd im selben Stall steht wie die Traber des Feuerwehrhauptmanns. Die Frau will nicht warten.

Sie ruft dem Feuerwehrhauptmann entgegen, dass sie doch nur in den Stall fahren wolle. Er entgegnet ihr mit fester Stimme, dass sie dieses im Moment eben gerade nicht könne. Die Frau erkennt die Autorität ihres Stallnachbarn jedoch in keiner Weise an, lässt die Pferdestärken ihres Wagens spielen und kriecht Zentimeter um Zentimeter auf den Uniformträger zu.

Der Mann bleibt standhaft. Aus der Entfernung sieht es so aus, als würden sich Stoßstange und Schienenbeine bereits berühren. Seine Beine müssen aus Stahlbeton sein. Ich bewundere diesen Mann. Angesichts der Bedrohung wächst der Feuerwehrhauptmann förmlich über sich hinaus. Er schwingt seine Kelle vor dem Wagen und die Motorhaube des Kabrios gerät in ernsthaft Gefahr. Glücklicherweise bleibt das Auto unversehrt, weil zwischenzeitlich auch das letzte Pony im Zickzack auf die Weide des Pausenplatzes zuckelt.


Abschluss


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Das Pony bringt die Brüche
Zum Abschluss der Jagd stellen sich alle Teilnehmer noch ein letztes Mal im Kreis auf. Der Kapitän wiederholt nun seine Rede vom Beginn der Jagd in leicht abgewandelter Form. Dieses Mal dankt er zusätzlich auch dem Wetter, weil es so schön mitgespielt hat.

Da das Pferd des Kapitäns jetzt müde ist und freiwillig still steht, bekommt es jetzt keine Leckerlies mehr. Dafür bekommen die Reiter ein paar Blätter und Mohrrüben überreicht, die allerdings von den wenigsten Reitern sofort gegessen werden. Zum Ausklang zeigen die Bläser beim großen Halali noch ein letztes Mal ihr Können.

Dies ist der Moment, wo die Anspannung des ganzen Tages von einem abfällt. Ein Moment, den man mit seiner Ausdruckskraft einfach nur auf sich wirken lassen kann.

Aber zurück zum Anfang der Geschichte.

Im Jahr 2002 beschloss ich plötzlich, mir endlich ein Pferd zuzulegen und damit auch Jagden zu reiten. Der oben beschriebene friedliche Riese war mir inzwischen doch zu friedlich und für eine Jagd selbst im nicht-springenden Feld höchstens als feststehende Landmarke geeignet.

Bei den normalen Warmblütern sprang nie der Funke über. Was war zu tun? Meine Frau, diverse wechselnde Berater und ich schauten uns so an die 30 Pferde verschiedenster Rassen an. Dabei entpuppte sich meine - sonst von mir innig geliebte und in Pferdefragen hoch geschätzte Frau - als eine vollkommen unseriöse Beraterin, weil sie fast jedes zweite Pferd gekauft hätte.

Das Ergebnis bei mir bestand in einer totalen Verwirrung und vollkommener Entscheidungsunfähigkeit. Dem musste der oben erwähnte Feuerwehrhauptmann mit grätzig gewohnter Stimme noch die Krone aufsetzen, indem er irgendwann meinte, dass ich in Wirklichkeit überhaupt keine Pferde mögen würde, sondern nur in die Stute meiner Frau verliebt sei. So ging es nicht weiter!

Irgendwann sah ich auf der Straße zufällig ein schweres und dennoch elegantes Pferd, das an der Hand im Schwebetrab lief. Der Wallach war für seine Rasse eigentlich zu schmal und zu leicht gebaut. Immerhin war er ein echter Schleswiger.

Übrigens eine Rasse, die auf der Liste der bedrohten Tierarten steht. Dieses Pferd verband in meinen Augen meine Faszination für die Haflinger-Stute meiner Frau mit meiner immer noch vorhandenen "Kaltblut-Macke". Auf Befragen riet mir alle Welt vom Kauf eines Schleswiger ab. Nur meine Frau bestätigte mich in ihrer gewohnt unseriösen Art.

Ab sofort wurden nun alle zum Verkauf stehenden Schleswiger besichtigt. Der Verein Schleswiger Pferdezüchter (VSP) stellte gern die Adressen der höchstens zehn Zuchtbetriebe von Pferden dieser Rasse zur Verfügung (» Verein Schleswiger Pferdezüchter (VSP)).

Zur Verwirrung der Verkäufer fragte ich am Telefon zunächst immer, ob sie denn einen "sportlichen" Schleswiger anzubieten hätten. Die Rückfrage lautete grundsätzlich: "Was meinen Sie damit?"

Aber was soll's - ein Pferd zu haben ist ein reines Hobby. Der eine fröhnt seiner Leidenschaft, indem er sich einen tiefer gelegten Opel Manta kauft - der andere will einen sportlichen Schleswiger haben. Es ist nicht gut, gegen seine Macke anzukämpfen. Man muss auf ihr surfen.


Rübe


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Alles ist neu
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Erster Trab über ein Stoppelfeld
Nach zwei Wochen war das Pferd gefunden. Ein Pferd, das man eigentlich so nicht unbedingt hätte kaufen sollen. Vollkommen roh und dreijährig, ohne erkennbare Eigenschaften und direkt von der Koppel.

Ein Pferd, das bisher nur seinen eigenen Herdenverband kannte. Als erstes wurde Rübe - wie wir ihn spontan umtauften - zur Eingewöhnung in die neue Umgebung mit Jule zusammengestellt.

Der große Rübe erklärte die kleine Jule sofort zu seiner neuen Mama. Die mehrfache Mutterstute Jule war allerdings über die ungewollte Nachkommenschaft empört, witterte bei meiner Frau sofort einen möglichen Liebesentzug sowie drohenden Futtermangel und traktierte das Riesenbaby nach Leibeskräften. Rübe ließ sich alles gefallen. Und so musste er sich sogar mit den kargen Rändern der Grasnabe zufriedengeben.

Kapitän-Master Schiller schaute das neu erworbene Tier nach dem Eintreffen im Stall mitleidig an und stellte mit Bedauern fest, dass ich mit diesem Pferd wohl meine, noch nicht begonnene, Jagdreiter-Karriere bereits beendet hätte. Die Kapitäns-Inspektion endete mit den tröstenden Worten "na ja, Gelenkprobleme wird der wohl nicht bekommen".

Danach schnaufte der Master tief, räusperte sich kurz und verließ die Stätte des Grauens. Seine Frau fand eine etwas moderatere Formulierung, indem sie sagte: "... für Dich ist das Pferd vielleicht ganz gut".

Einige Monate später - im März 2003 - hatte meine Frau das nun vierjährige Riesenbaby Rübe bereits so gut an- und eingeritten, dass auch ich endlich mit ihm in's Gelände konnte.

Dabei stellte sich heraus, dass Rübe problemlos mit Warmblutpferden mithalten konnte, gern galoppierte und zur Verwunderung aller sogar freiwillig über Gräben und feste Hindernisse sprang. Der Ausbildung durch seine Mama, der vollkommen anarchistischen Leitstute Jule folgend, tat er dies allerdings nur bei guter Laune und schönem Wetter.

Also nahmen wir eine Woche Urlaub und fuhren mit den Mastern Schiller und Seismann sowie mit einer ganzen Reihe anderer Jagdreiter und mit unseren Pferden in die Lüneburger Heide.

Am Ende der Woche sollten zwei Jagden der Jagdgemeinschaft Gut Pollen am Freitag und am Sonntag stattfinden (» Die Jagdgemeinschaft Gut Pollen in NRW). Die erste Jagd am Freitag wollte meine Frau mit Rübe reiten, um festzustellen, wie er sich auf einer Jagd verhält. Die zweite Jagd am Sonntag sollte ich dann mit Rübe bestreiten.


Lüneburger Heide


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Da staunt der Schimmelreiter
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Hier kennt jemand den Fotografen
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Ich will aber dort hin
Außer einem etwas längeren Bremsweg hatte meine Frau keine Problem mit ihm auf der Jagd. Es mag allerdings sein, dass einige andere Jagdreiter Probleme mit Rübe hatten.

Ein Schleswiger ist eben ein Schleswiger. Gutmütig, ehrlich, herdenbezogen - aber auch völlig distanzlos und hemmungslos. Das ließ das liebe Tierchen dann wohl einige Male an den Stopps zwischen den Lines im versammelten Galopp in die Mitte bereits stehender Pferde toben.

Die anderen Pferde freuten sich scheinbar nicht so sehr über die Nähe des neuen Kumpels und stoben daher meist - zum völligen Unverständnis von Rübe - mehr oder weniger wild auseinander, so dass Rübe allein in der Mitte stehen blieb, wie ein gemiedenes Kind auf dem Schulhof.

Aber Jagdreiter wollen Spaß haben und sind nicht nachtragend. So wollte ich dann am Sonntag auch meinen Spaß haben - zumindest im nicht-springenden Feld.

Am jagdfreien Samstag machte ich daher schon mal einen jagdlichen Ausritt mit den Mastern Schiller und Seismann. Zwischendurch wollten sich die beiden Master von den übrigen Reitern trennen, um ein paar Sprünge im Wald mitnehmen. Als die beiden Master in den Wald abgaloppierten, spürte ich, wie mein Pferd gezogen wurde. Und ich ließ ihn.

Also: Hinterher mit Gebrüll! Der erste feste Sprung wurde genommen. Ein toller Erfolg. Der zweite Sprung wurde verweigert. Allerdings blieb ich oben und wertete auch dies als Erfolg. Ich hatte bereits nach einigen hundert Metern zwei Erfolge und viel Spaß gehabt. Horrido!

So sollte es sein. Nun umzukehren war Rübe nicht klar zu machen. Also schossen wir um den Sprung herum und nahmen die Verfolgung der Master auf. Um den Abstand aufzuholen, zog Rübe mächtig auf den nächsten Sprung an. Der Umstand, dass er auch diesen Sprung wieder verweigerte, war weniger schlimm, da ich auch hier wieder auf dem Pferd blieb. Schlimmer war sein kurzer Blick zu mir, der wohl sagen sollte: "Chef, halt Dich fest, die kriegen wir noch".

Mein lieber kleiner Schleswiger hätte mit dem nun folgenden Galoppstart und seinem Slalom zwischen den Bäumen hindurch jedem Westernpferd alle Ehre gemacht. Ich dagegen hatte allerdings nach ein paar Metern die Ehre, mit einem größeren Baum Bekanntschaft zu machen, an dem Rübe mit Millimeterabstand vorbeizischte, um ein paar Zehntelsekunden herauszuholen.

Ich weiß nicht was die ca. einhundert Vögel im Baum bei meinem Aufprall gedacht haben? Ich dachte nur Sch... Nachdem ich irgendwann wieder stand, konnte ich meinem (un)treuen Tier zuschauen, wie er die Master einholte und gemächlich hinter ihnen her trabte.

Danach beschloss Rübe, die Jagd abzubrechen und allein zu seiner Mama nach Hause zu laufen, was er auch zielsicher tat. Es soll nur der Form halber erwähnt werden, dass ich die Jagd am Sonntag aufgrund kleinerer Verletzungen nicht mitgeritten bin.

Dies soll Sie aber nun nicht abschrecken. Zweifellos macht es keinen Sinn, Mastern eines 1. Feldes als unerfahrener Jagdreiter mit einem Vierjährigen folgen zu wollen. Die Petersfelder Herbstjagd bietet neben dem 1. Feld bekanntlich auch das harmlosere 2. Feld und das grundsätzlich nicht-spingende 3. Feld, in dem auch schon geübte Kinder mitreiten können.


Einladung


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v.l.n.r.: Rübe Schleswiger, Orm Holub, Sigi Holub, Jule Haflinger
Abschliessend noch kurz eine Bemerkung zur Jagd allgemein:

Ich bin kein Anhänger des klassischen Jagdgedankens. Die Jagd auf Tiere lehne ich ab. Nicht weil das Leben eines einzelnen Fuchses schützenswerter sein soll als das Leben hunderttausender Tiefkühlhühner.

Es ist das öffentlich zelebrierte Ritual des Tötens, das genug Unheil über Mensch und Tier gebracht hat und das in einer, von der Vernunft geprägten Gesellschaft der Gegenwart endgültig nichts mehr zu suchen hat.

Die Petersfelder Herbstjagd fasziniert mich dagegen, weil sie einfach nur die Freude an einem sehr schönen gemeinsamen Erlebnis mit Pferden verkörpert. Lassen auch Sie sich faszinieren. Reiten Sie mit!

Ich hoffe, wir sehen uns bei der Petersfelder Herbstjagd am 6.9.2003 nahe Hamburg. Sie werden keine Schwierigkeiten haben, mich zu entdecken. Ich reite einen Schleswiger (vorerst im 3. Feld).

Orm Holub, Traktorist und Webmaster der » Petersfelder Herbstjagd




Zur Erinnerung ein paar Eckdaten zur Petersfelder Herbstjagd:

  • Größte vollkommen privat organisierte Jagd im Norden.
  • Jagdgeld nur EUR 18,- / Jugendl. EUR 10,-
  • 3 Felder


  • 1. Feld
    • Alte Hasen. Das Springen ist Pflicht
  • 2. Feld
    • Gute Freizeitreiter mit etwas Jagderfahrung. Die Sprünge sind freiwillig und entschärft.
  • 3. Feld
    • Für Jagdanfänger.
    • Tempo langsamer und ohne Sprünge.
    • Der lange See kann umritten werden.
    • Diese Reiter und deren Pferde sollten aber kein Problem mit mehrstündigen Geländeritten haben.
    • Hier sind durchaus auch 12-jährige mit ihren Eltern dabei.
    • Sogar eine Reitlehrerin will mit ihrer (fortgeschrittenen) Jugendgruppe teilnehmen.


Quellen


  1.  Einmal im Jahr auf die Jagd, Die einzigartige Petersfelder Herbstjagd, Hauptgeschichte
  2. » Verein Schleswiger Pferdezüchter (VSP)
  3. » Die Jagdgemeinschaft Gut Pollen in NRW
  4. » Die traditionelle Petersfelder Herbstjagd in Süden von Schleswig-Holstein



Abbildungen

©  Orm Holub


Leserresonanz


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1 Leserresonanz zu Ausgabe 231 vom 31.08.03


Leserbrief  1036 zu Ausgabe  231
01.09.03



ausgabe 231 und weiter....

Je mehr Kaltblüter, umso lieber!
Hoffentlich nächste Woche den Detmold-bericht?!

Herzliche Grüße,
Tjitske van Sleen
Sehr geehrte Frau van Sleen,

vielen Dank für Ihre Rückmeldung - Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wertvoll solche Leserzuschriften für mich sind!

Ich war auf der PferdStark und habe fotografiert. Der Bericht wird zusammen mit Bildschirmschonern und Postkarten voraussichtlich in Ausgabe 238 erscheinen.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Stürenburg



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