| | W. Popken im Fenster Selbstportrait 08/2004 | | | | Meine Meinung zu dem Buch: von › Werner Popken
Dieses Buch ist sicherlich wichtig und interessant für alle, die sich für amerikanische Mustangs, portugiesische Sorraias oder gefährdete Pferderassen interessieren. Ich bezweifle, dass das Buch jeden Pferdefreund interessieren wird, aber das behauptet der Verlag ja auch nicht.
Und wenn es nur die Erkenntnis ist, dass unsere Pferde schon sehr degeneriert sind. Lang und breit diskutieren wir über Hufschutz, in diesem Buch sehen wir, dass die Mustangs buchstäblich über Stock und Stein galoppieren, ohne sich die Gräten zu brechen. Sie verletzen sich nicht einmal und sie brauchen schon gar keinen Hufschutz.
Abdrücke in festem Sand zeigen, daß die Hufe flach sind, keineswegs gehöhlt wie nach dem Besuch des Hufschmieds. (Ich habe mich schon immer gefragt, wie die das damals gemacht haben, als es noch keine Hufschmiede und scharfen Messer gab.) Die Fotos sind überwältigend, nach einer Weile aber durchaus eintönig: die Weite der Prärie mit einer Herde Mustangs ist auf Dauer nicht sensationell. Das ist aber kein Mangel, denn die Bilder dienen in erster Linie als Beleg. Das ist kein Fotoband, dieses Buch ist nichts für eine Träumerei über den wilden Westen. Hier geht es um ein Anliegen. Hardy Oelke kämpft.
| | Über diese Felsbrocken flogen die Pferde mühelos im Galopp zum Winterquartier | | | |
| | | Hufabdrücke im Sand eines Bachbettes | | | |
| | | ... mühelos im Trab einen Felshang hinauf ... | | | |
| | Die Fotos belegen seine Thesen, allein schon die Bildunterschriften machen schnell deutlich, worum es Hardy Oelke geht. Er hat ein Herz verloren an die Sorraias und findet deren Nachkommen in Amerika. Welch eine Sensation!
Die Situation der Sorraias ist nämlich keineswegs rosig, nur ganz wenige Leute kümmern sich um diese Rasse, soweit es in ihren Kräften steht, und seit einigen Jahren gehört Hardy Oelke dazu.
Die Kräfte dieses Mannes sind beachtlich und beeindruckend. Er fotografiert, er schreibt, er arbeitet sich in wissenschaftliche Fragestellungen ein, er schreibt Artikel, und vermutlich bearbeitet er jede Menge Fachleute persönlich und direkt.
Außerdem züchtet er, er hat ein Stutbuch eingerichtet für Sorraia Mustangs, ein Begriff, den er geprägt hat. Er betreut die Seite www.sorraia.org, bringt eine Zeitschrift heraus (Sorraia Mustang Magazine), er steht in Kontakt mit vielen Fachleuten und Züchtern und nutzt seinen Einfluss nach Kräften.
So hat z.B. Christiane Horstmann ein Fohlen von ihm gekauft, und das will was heißen, denn Frau Horstmann ist ebenso engagiert für die Camargue-Pferde (siehe Bericht Camargue-Pferde in Deutschland, Südfrankreich liegt in Niedersachsen).
Dieses Engagement zieht sich durch das gesamte Buch. Das Buch ist Beleg für die These, dass unter den amerikanischen Mustangs ziemlich reinrassige Nachkommen der portugiesischen Sorraias leben. Da diese stark gefährdet sind, bekommt die Behauptung von Oelke eine ziemliche Brisanz.
Seine Argumente sind überzeugend. Im Internet finden sich weitere Argumente in Form von FAQs. Der Autor ist sich sicher und hat eine klare Vision von der Zukunft dieser Tiere. Wissenschaftliche Analysen scheinen seine Thesen zu stützen. Kann er seine Begeisterung auf eine breite Basis stellen?
Das Buch ist 1997 herausgekommen, 1998 sind viele Artikel erschienen, auch im Internet. Das Stutbuch konnte er realisieren, da war er von niemandem abhängig, und er hat eine Handvoll Leute gefunden, vor allem aus Amerika, die mit ihm anscheinend an einem Strang ziehen. So hat er nicht nur Pferde aus Amerika importiert, sondern auch Nachzucht exportiert.
Andererseits hatte er gehofft, in der BLM, die für die Mustangs zuständig ist, Mitstreiter zu finden, die die Einrichtung einer Sorraia Mustang Herde betreiben würden. Es war ihm allerdings schon klar, dass diese Behörde nur auf öffentlichen Druck reagieren würde. Das Buch war Teil der Kampagne, die diesen Druck erzeugen sollte.
So weit ich sehen kann, hat er in dieser Hinsicht noch keinen Erfolg gehabt. Das wird einen Mann wie Hardy Oelke nicht entmutigen. Vielleicht regt diese Besprechung jemanden an, sich näher mit der Materie zu beschäftigen und seine eigenen Kräfte dieser Sache zu widmen. Das wäre bestimmt hochwillkommen.
Siehe auch das Rasseportrait desselben Autors Das Sorraia-Pferd, Ein Urpferd aus Südiberien kämpft ums Überleben, und die Zitate des Autors im Rasseportrait Spanisches Erbe - bunt gemixt, Bilden Mustangs eine Rasse?
erschienen 20.04.02
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