Unter diesem Thema werden Sie in nächster Zeit Informationen für Freizeitreiter finden, die sowohl den bei uns immer noch gebräuchlicheren englischen Reitstil als auch den immer häufiger auftretenden Westernreitstil betreffen.
Ich werde die beiden doch recht unterschiedlichen Reitweisen vergleichend beschreiben, ihre jeweiligen Vor- und Nachteile speziell für Freizeitreiter näher erörtern und auch Tipps fürs Geländereiten geben, damit Ihre täglichen oder auch nur gelegentlichen Ausritte sowohl für Sie als auch Ihr Pferd zu sicheren und glückerfüllten Erlebnissen werden.
Auch der dafür zu empfehlenden Reitausrüstung (Sattel, Zaumzeug, Kleidung, etc.) werde ich im Laufe der Zeit einige Seiten widmen.
Ich bevorzuge zwar nunmehr meinen eigenen Reitstil (siehe ‘Alternatives Reiten’), der sich in Ausrüstung und reiterlichen Hilfen doch etwas von diesen Reitweisen unterscheidet, aber da ich während meiner reiterlichen Laufbahn sowohl das Englisch- als auch das Westernreiten näher kennen gelernt habe, kann ich Sie auch auf diesem Gebiet mit meinen persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen beraten.
Im Rahmen dieser Seite werde ich Ihnen unter anderem auch die oft undeutlichen ‘Symptome’ einer Über- bzw. Unterforderung Ihres Pferdes beschreiben, denn gerade dieser Umstand wird von vielen Freizeitreitern leicht übersehen.
Unregelmäßige Arbeitseinheiten und einseitige Belastungen ohne ausreichende Gymnastizierung oder freie Ausgleichsbewegungen können den Körper eines Pferdes nämlich durchaus nachhaltig schädigen, auch wenn die verlangten Leistungen dem Reiter oft nicht besonders hoch erscheinen. Genauso verheerend können sich übrigens auch ein schlecht passender Sattel, eine ungeeignete Zäumung oder die Fehler eines ungeübten Reiters auswirken.
Umgekehrt kann monotones, keine Forderungen an den Geist des Pferdes stellendes Reiten äußerst unangenehme Folgen für das seelische Wohlbefinden Ihres vierbeinigen Reitkameraden haben. Häufig finden wir hier die Ursache für scheinbar unerklärliche Verhaltensstörungen, wie Übernervosität, aber auch Depression oder Aggression. Je nach Temperament und Charakter reagiert eben jedes Tier verschieden auf geistige oder auch körperliche Unterforderung.
Genauere Informationen dazu werden Sie ebenfalls in den nächsten Wochen und Monaten unter diesem Thema hier finden, aber auch für diesen Bereich gilt selbstverständlich, dass Sie mich bei aktuellen Fragen schon jetzt gerne per E-mail ( › PANTERARANCH@a1.net) kontaktieren oder mir auf diese Weise auch eigene Erlebnisse berichten können, die ich dann unter Umständen durch Veröffentlichung auf dieser Seite auch anderen Messebesuchern zugänglich machen kann.
Auch auf diesem Gebiet will ich Sie aber keineswegs schulmeistern oder zu etwas überreden, sondern Ihnen einfach nur gute Ratschläge geben, die Ihnen vielleicht zu einem harmonischeren Freizeitreiten verhelfen.
Ein beschaulicher Ritt in der erfrischenden Luft herrlicher Winterlandschaften, berauschende Galoppaden über schneebedeckte Wiesen und erholsame Wanderungen durch stille, verschneite Wälder. So sieht wohl der ideale Winterausritt aus!
Damit diese Ausflüge auch tatsächlich für Reiter und Pferd schöne Erlebnisse werden, sollten einige Grundvoraussetzungen unbedingt vorhanden sein. 1. Die richtige Ausrüstung für Reiter und Pferd, 2. eine solide Grundausbildung von Pferd und Reiter, 3. eine gute Grundkondition von Pferd und Reiter und 4. eine vertrauensvolle, teamorientierte Zusammenarbeit zwischen Reiter und Pferd.
Um als Reiter für einen Ausritt in oft eisiger Kälte gut gerüstet zu sein, bedarf es in erster Linie natürlich warmer Kleidung. Eh klar, werden viele sagen, doch wie ich bei einigen Reitschülern bemerken konnte, ist dies keinesfalls immer ganz klar.
Nur zu oft musste ich den Reitunterricht abbrechen, weil manch einer glaubte, dass eine normale Reithose und ein dicker Pullover eigentlich ausreichen müssten, um dann überrascht festzustellen, dass der ‘Fahrtwind’ auch einen anfangs hitzigen Körper binnen kurzer Zeit in einen unbeweglichen Eisklotz verwandeln kann.
Aber auch das Gegenteil begegnete mir des öfteren. Manche Reiter (vor allem Anfänger) haben anscheinend solche Angst vor dem Erfrierungstod, dass sie in dickster Schikleidung oder gar in Wintermänteln erscheinen, die ein ordentliches Reiten einfach unmöglich machen oder beim aktiven Reiter binnen kürzester Zeit einen enormen Hitzestau erzeugen. Wie immer ist auch hier die goldene Mitte die richtige Entscheidung.
Die ideale Winterausrüstung des Reiters sollte natürlich angenehm warm, aber auch atmungsaktiv und möglichst leicht sein, um die Bewegungsmöglichkeit nicht einzuschränken. Thermokleidung ist da sehr vorteilhaft, doch auch mit mehreren Schichten ‘normaler’ Kleidung kann man durchaus gut ausgerüstet sein.
Niemand sollte sich schämen, bei längeren Ritten Angoraunterwäsche und dicke Strumpfhosen zu tragen, wobei die darüber getragenen Reithosen (ich bevorzuge Jeans, da sie kalten Wind besser abhalten) lieber eine Nummer größer gewählt werden sollten, um die nötige Bewegungsfreiheit zu garantieren. Um Wind und Schnee besonders effektiv abzuhalten, eignen sich auch Chaps, die nicht nur vom klassischen Westernreiter getragen werden können.
Im oberen Bereich sind zwei dünnere Pullover immer einem dickeren vorzuziehen, da durch die dazwischengelagerten Luftschichten mehr Wärme erzeugt und gehalten wird. Zu den einzelnen Materialien möchte ich mich nicht näher äußern, da es diesbezüglich sehr unterschiedliche Ansichten und individuelle Bevorzugungen gibt, in die ich mich nicht einmischen möchte. Jeder sollte selbst ausprobieren, was er als angenehm empfindet. Außerdem kommt es sehr oft nicht nur aufs Material, sondern vor allem auch auf die Verarbeitung an.
Was die äußerste Schicht anbelangt, so gibt es im Reitsportfachhandel verschiedenste Jacken und Mäntel, die extra für die Bedürfnisse eines Reiters entworfen wurden (z.B. eine seitliche Schlitzung für einen komfortableren Sitz besitzen), allerdings oft auch einen tiefen Griff in die Geldbörse verlangen.
Wer sich dies nicht leisten kann oder will, ist jedoch durchaus mit so mancher billiger, ‘normaler’ Winterjacke gut beraten. Vor allem halblange Thermojacken mit Kapuze sind sehr geeignet. Wichtig ist vor allem, dass das Material Wind ausreichend abhält, gleichzeitig aber atmungsaktiv ist, und beim Leichtreiten keine Behinderung darstellt. Besonders Westernreiter haben oft das Problem, dass längere Jacken gerne am äußeren Rand des Sattels hängen bleiben und so sehr störend wirken.
Als Fußbekleidung verwende ich im Winter ganz normale pelzgefütterte Stiefel mit Absatz. Mit zusätzlicher Thermoeinlage behält man - wie eine Freundin unlängst nach Jahren des Frierens bemerkte - auch bei tiefsten Temperaturen warme Füße, was das Reiten gleich sehr viel angenehmer gestaltet und Erkältungen enorm vorbeugt.
Normale Moon-boots sind im Zehenbereich meist zu breit geschnitten, sodass man mit ihnen keinen Platz im Steigbügel findet, aber es gibt für Reiter vergleichbare Modelle im Fachhandel - mit Absatz und verhältnismäßig schmalem Zehenbereich. Man findet sie in verschiedenen Preisklassen, doch sollte bei diesen Utensilien vorrangig auf die Qualität geachtet werden. Sehr oft überstehen billigere Varianten nicht einmal einen Winter!
Auch Schuhe sollte man übrigens in einer Größe wählen, die es ermöglicht, dass man bequem dicke Socken tragen und dabei noch die Zehen bewegen kann, denn dann erfolgt eine bessere Durchblutung und damit die erwünschte Erwärmung. Wichtig ist übrigens auch, dass Sie mit den Schuhen gut gehen können, falls Sie Ihr Pferd streckenweise führen müssen.
Ähnliches gilt auch für die Hände. Handschuhe sollten ebenfalls nicht zu eng anliegend gewählt werden, welche Materialien Sie allerdings bevorzugen, liegt ganz bei Ihnen, wobei aber eine gewisse Rutschfestigkeit sicher von Vorteil ist. Weiche, pelzgefütterte Lederhandschuhe sind meiner Meinung nach am geeignetsten, wobei ich selbst aber viele Jahre nur gewöhnliche Wollhandschuhe verwendet habe.
Spezielle Reithandschuhe mit Lederverstärkungen an den stark beanspruchten Stellen sowie Noppenbesatz, der ein unerwünschtes Durchgleiten des Zügels verhindern soll, sind für Englischreiter eine durchaus gute Erfindung, bei meinem Reitstil ist soetwas allerdings nicht nötig. Im Fachhandel gibt es übrigens auch eigens für Reiter konzipierte Fäustlinge, bei denen die Zügel zwischen Ringfinger und kleinem Finger hindurchlaufen können.
Nun bleibt uns nur noch der wichtigste Teil des menschlichen Körpers, der Kopf, der im Normalfall wohl besonders schützenswert ist. Leider ist der englische Reithelm nicht gerade die optimalste Kopfbedeckung für den Winter, denn man friert sich damit leicht die Ohren ab.
Die Kombination mit Stirnband und Schal wäre zu erwägen, bei mir hat sie allerdings nicht in gewünschter Weise funktioniert. Ich trage also nur eine dicke Wollhaube, die mich im Falle eines Sturzes natürlich nicht optimal schützen würde, aber das nehme ich - in Anbetracht der anderen Vorteile (warm, bequem) - gerne in Kauf, da ich sowieso nur mit vertrauenswürdigen Pferden im Winter ins Gelände gehe. Als Schutz vor überhängenden Ästen ist übrigens auch eine Haube eine sehr passable Alternative.
Obwohl mein persönlicher Reitstil ja eigentlich aus dem Westernreiten entstanden ist, bin ich absolut kein Freund von Westernhüten oder Schirmkappen, da ich eine Abneigung gegen jegliche feste Kopfbedeckung habe und auch nicht mag, wenn ich in meiner Sicht in irgendeiner Richtung eingeengt werde. Dies ist aber nur mein ganz persönliches Problem und sollte Sie nicht davon abhalten, z.B. die als sehr praktisch beschriebenen australischen Allwetter-Lederhüte auszuprobieren. Minderjährigen Reitschülern empfehle ich das Tragen eines Fahrradhelmes, unter den auch meist noch eine dünne Skimütze passt.
So, nun hätten wir die Ausrüstung des Reiters abgeschlossen, wenden wir uns nun dem Pferd zu.
Für Englischreiter gibt es eigentlich nur drei Dinge zu beachten. Erstens würde ich empfehlen, Steigbügel aus reinem Metall mit einer rutschfesten Gummieinlage zu versehen, da sonst das Aufsteigen mit schneenassen Schuhen eine schwierige Angelegenheit wird.
Zweitens sollten Sie vielleicht in Erwägung ziehen, Ihr Pferd wenigstens im Winter mit dem kalten Metallgebiss zu verschonen. Ein Gummi- oder Kunststoffgebiss sollte eigentlich dieselben Dienste leisten können und wird im Normalfall sehr viel lieber von den Pferden angenommen.
Eine gebisslose Zäumung - der leider immer noch sehr viele Reiter völlig zu Unrecht skeptisch gegenüberstehen - wäre natürlich die pferdefreundlichste Art zu reiten. Nähere Informationen dazu finden Sie auf meiner Messeseite unter dem Abschnitt ‘Alternatives Reiten’.
Und drittens möchte ich davor warnen, mit Bandagen, Gamaschen etc. ins Gelände zu gehen, wenn dort auch tiefere Schneeschichten zu überwinden sind. Zum Einen kann sich diese Art von Sehnen- und Gelenksschutz - auch wenn er noch so gut befestigt ist - durch das ständige Entlanggleiten der Schneemassen lösen und dann zu Verwicklungen bzw. Behinderungen führen, die letztendlich sogar in folgenschweren Unfällen gipfeln können, sofern diese Gefahr nicht rechtzeitig erkannt wird. Zum Anderen wirken sich die durch den Schnee nass gewordenen Bandagen auch auf die Pferdebeine schlecht aus, da sie diese unter Umständen wundscheuern können. Auch Ledergamaschen verlieren durch Kälte und Nässe ihre optimale Form und damit ihren positiven Effekt.
Ein anderer Punkt, der aber nur Westernreiter betrifft, ist die Verwendung von wintertauglichen Westernpads (Satteldecken). Bei geschorenen Pferden spielt diese Überlegung keine Rolle, aber Tiere mit langem, dichtem Winterfell leiden oftmals unter einem ganz erheblichen Wärmestau, wenn z.B. dicke Pads mit Kunststofffell verwendet werden.
Vor allem für solche Pferde, die zu Herz-Kreislauf-Problemen neigen, kann dies eine zusätzliche Belastung darstellen. Oftmals ist dann die Sattellage nach einem längeren Ritt nicht nur schweiß-, sondern sogar schaumbedeckt. Besonders empfindliche Pferde können so unter Umständen auch Wundstellen bekommen. Gerade für die Winterzeit empfiehlt es sich also, eher dünnere und vor allem atmungsaktive Pads zu gebrauchen.
An dieser Stelle möchte ich übrigens auch erwähnen, dass es umgekehrt für Reiter die Möglichkeit gibt, sich mit Hilfe eines Lammfellüberzuges die Sitzfläche des Sattels sehr viel wärmer und bequemer zu gestalten.
Ein weiteres wichtiges Detail möchte ich bei dieser Gelegenheit - auch wenn es eigentlich zu den Pflegetipps gehört - nochmals kurz ansprechen, nämlich das sorgfältige Putzen von Sattel- und Gurtlage. Bereits kleinste Erdbröckchen, tief im Winterfell versteckt, können binnen kürzester Zeit ein Wundscheuern bewirken, was nicht nur einen mehr oder weniger langen Arbeitsausfall des Pferdes bewirkt, sondern auch noch so manchen Sattel- bzw. Gurtenzwang nach sich zieht.
In diesem Zusammenhang möchte ich Sie außerdem bitten, beim Nachgurten das Fell schön glattzustreichen, um zu verhindern, dass Haare dabei eingezwickt werden.
Dies ist ebenfalls ein Problem, das vor allem Westernreiter betrifft, da hier der Lederriemen den eigentlichen Sattelgurt oft in Form eines Krawattenknotens am Sattel befestigt, sodass zwei oder noch mehr Lagen übereinander festgezurrt werden, zwischen denen sich Haare oder auch Hautfalten einklemmen können. Dies ist für die Pferde verständlicherweise nicht nur äußerst unangenehm bzw. schmerzhaft, sie können davon ebenfalls Wundstellen bzw. Gurtenzwang bekommen.
Nachdem wir nun das Ausrüstungsthema hinlänglich behandelt haben sollten, wenden wir uns nun dem nächsten Punkt, der soliden Grundausbildung von Pferd und Reiter zu.
Viele werden sich vielleicht fragen, warum diese im Winter so besonders gefragt sein sollte. Nun, es stimmt schon, dass jeder Ausritt Gefahren birgt, und jede Jahreszeit so ihre Tücken hat, aber der Winter stellt mit Schnee und Eis schon ganz besondere Anforderungen an Pferd und Reiter. Grundsätzlich sollten sowieso nur sattelfeste Reiter ins Gelände gehen, doch im Winter ist mehr als nur Sattelfestigkeit gefragt. Scharfe, wachsame Augen, feines Gehör, rasches Reaktionsvermögen und Balancegefühl, sowie ein guter Instinkt sind oftmals erforderlich, um unfallfrei über diese meist weiße Jahreszeit zu kommen.
Wenn Schnee die Landschaft wie Zuckerguss bedeckt, ist dies zwar sehr schön anzusehen und verleitet zum Träumen, aber gerade dann sollten Reiter besonders aufmerksam auf den Weg achten, denn nur zu leicht können schneebedeckte Steine oder Wurzeln das Pferd zum Stolpern bringen und bei schnelleren Gangarten sogar Stürze heraufbeschwören. Deshalb lautet eine meiner Grundregeln: Niemals in unbekanntem Gelände bei Schnee traben oder galoppieren! Im Schritt kann außer leichten Zerrungen oder Verstauchungen nicht viel passieren, aber beim Galoppieren kann sogar Lebensgefahr bestehen!
Darum sollten Sie Ihre Augen dahingehend schulen, dass Sie kleinere und größere ‘Stolperfallen’ auch unter dem Schnee an den schemenhaften, charakteristischen Bodenerhebungen erkennen können.
Gehen Sie an die Sache aber entspannt heran und achten Sie vielmehr auf Ihren Instinkt, denn Verkrampfungen und übertriebene Ängste schaden nicht nur Ihrem Körper und Geist, sondern machen auch Ihr Pferd unsicher. Über diese genaueren Zusammenhänge werden wir aber erst in späteren Artikeln sprechen.
Schnee hat außerdem noch zwei weitere unangenehme Eigenschaften. Zum Einen dämpft er sämtliche Geräusche - was auf den ersten Blick meist als ziemlich angenehm empfunden wird -, zum Anderen löst er sich z.B. aus Baumwipfeln immer dann, wenn man sich gerade darunter befindet.
Ersteres kann sich vor allem auf Straßen zu echten Gefahren auswachsen, wenn von hinten herannahende Fahrzeuge überhört werden. Leider haben nämlich viele Autofahrer die mehr als dumme Angewohnheit, bei Überholmanövern keinen ausreichenden Sicherheitsabstand zu Reitern zu halten. Ein Fehler, den ein umsichtiger Reiter durch vermehrtes Ausweichen an den Straßenrand etwas kompensieren kann, sofern er die Gefahr rechtzeitig erkennen (hören) kann.
Manchen Autolenkern fehlt anscheinend auch die nötige Berechnung, wie ich bereits selbst leidvoll feststellen musste, als ein Auto - vor einem Bahnübergang im Schritttempo! - einfach von hinten mein Pferd rammte. Als dieses dann reflexartig ausschlug, schien der Fahrer völlig überrascht über diese gefährliche Situation zu sein und brauste einfach davon. Meine Stute kam zum Glück mit ein paar harmlosen Schrammen davon, aber es dauerte verständlicherweise einige Wochen, bis sie wieder vertrauensvoll an Autos heranzureiten war.
Solche Unfälle passieren wohl nicht allzu oft, aber natürlich kann es auch vorkommen, dass Pferde einfach durch das plötzliche beinahe lautlose Auftauchen eines Autos (z.B. bei Neuschnee) stark erschrecken und daraufhin mit unvorhersehbaren Flucht- oder Abwehrmanövern reagieren. Dies erfordert dann vom Reiter das bereits erwähnte rasche Reaktionsvermögen, um diese heikle Situation sofort wieder im Griff zu haben.
Ähnliche Probleme können sich bei Ausritten durch verschneite Wälder ergeben, wenn diese ihre weiße Pracht meist zu den ungünstigsten Zeitpunkten vor, nach, neben oder sogar auf den Reiter entladen. Auch in diesen Fällen können vor allem schreckhafte Pferde sehr überempfindlich reagieren und eventuell sogar durchzugehen versuchen. Um dies zu verhindern, muss der Reiter schon einiges an reiterlichem Können mitbringen.
Genauso ist es aber sicherlich von Vorteil, wenn die betroffenen Pferde eine gute Ausbildung genossen haben, da sie dann im Ernstfall rascher und besser auf die Hilfen ihrer Reiter reagieren. Manche Freizeitpferde - ich habe dies sehr oft in ländlichen Gebieten erlebt - werden nur durch ein- oder beidseitiges ‘Ziehen’ an den Zügeln gelenkt und ‘entziehen’ sich im Bedarfsfall einfach diesen ‘Hilfen’ ihrer Reiter, indem sie sich am Gebiss festbeißen und davonlaufen.
Es ist also durchaus empfehlenswert, wenn Reiter nicht nur ‘gut sitzen’ und Pferde nicht nur unter ihrem Reiter ‘gut laufen’ können.
Um sinnvolle, wohldurchdachte Hilfengebung und Hilfenannahme zu erlernen, ist aber eben die von mir erwähnte ‘solide Grundausbildung’ erforderlich. Sie ist auch für den Gesundheitszustand des Pferdes von Bedeutung, da dieses sowohl von der eigenen Gymnastizierung, als auch von einem unabhängigen, aktiven Sitz seines Reiters mit genau dosierten Hilfen diesbezüglich sehr profitiert, bzw. im gegenteiligen Fall über kurz oder lang diverse Schäden (z.B. Rückenprobleme) davonträgt.
Es genügt aber natürlich nicht, nur zu wissen, wie es geht, man muss es auch anwenden können, und damit kommen wir zur ‘guten Grundkondition’. ‘Übung macht den Meister’, heißt es nicht von ungefähr und gilt sowohl für das Pferd als auch den Reiter.
Ein Pferd muss - um einen Ausritt in tief verschneiter, womöglich auch noch hügeliger Landschaft ohne Probleme zu überstehen - gut trainierte Muskeln und Sehnen besitzen, was wiederum nur durch regelmäßige Arbeit erreicht wird. Freizeitreiter sollten diese - im Vergleich zum Turniersport - harmlos anmutende Belastung des Ausreitens keinesfalls unterschätzen! (Siehe auch meine Fachartikel zum Thema ‘Sehnenverletzungen’.)
Mit einem aktiven, geschmeidigen und ausbalancierten Sitz können Sie Ihr Pferd ganz entscheidend unterstützen und bei etwaigen Unsicherheiten (z.B. beim Ausrutschen auf schneebedeckten Eisflächen) helfend eingreifen. Eine gezielte gegenläufige Gewichtsverlagerung im richtigen Moment kann dabei so manchen Sturz verhindern helfen.
Damit Sie aber nicht schon nach kurzer Zeit aktiven Reitens schlapp machen und dann wie ein Mehlsack auf Ihrem Pferd hängend dieses bei seiner Arbeit behindern, sollten auch Sie täglich ein gewisses Kraft- und Ausdauertraining absolvieren.
Außerdem sind gerade bei Winterausritten zwischenzeitliche Fußmärsche sehr empfehlenswert. Um die steifen Knie- und Sprunggelenke etwas aufzulockern, sollten Sie jeweils nach etwa 30 Minuten Reiten für ca. 5-10 Minuten absteigen und Ihr Pferd führen. Diese kurzzeitige Erholungsphase für Ihr Pferd bietet auch Ihnen die Möglichkeit, durch flottes Gehen Ihren Kreislauf in Schwung zu bringen und sich damit die nötige Erwärmung zu verschaffen.
Zusätzlich fördert diese Maßnahme das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Reiter und Pferd. Wenn Ihr vierbeiniger Reitkamerad nämlich erkennt, dass Sie ihn immer wieder zu entlasten versuchen, wird sein Vertrauen in Sie zweifellos gestärkt. Er wird Sie - neben ihm gehend - auch besser als Partner erkennen und Ihnen letztendlich in schwierigen Situationen hilfreich zur Seite stehen.
Haben auch Sie erst mal richtig Vertrauen gefasst, können Sie die Kraft Ihres Pferdes durchaus nutzen, um sich z.B. auf steilen Wegstücken - die reitend nicht bewältigt werden können - von diesem emporziehen zu lassen. Dabei dürfen Sie sich natürlich nicht an den Zügeln, sondern nur seitlich am Sattel festhalten. Vorzugsweise sollte dies aber zuerst in wärmeren schneefreien Jahreszeiten geübt werden.
Damit wären wir nun beim letzten Punkt angelangt, der vertrauensvollen, teamorientierten Zusammenarbeit von Reiter und Pferd.
Gerade im Winter ist es sehr wohl angebracht, dass Reiter vermehrt auf den Instinkt ihrer Pferde vertrauen, denn diese haben im Normalfall ein sehr gutes Gespür für Gefahren und würden z.B. so gut wie nie freiwillig eisige Flächen betreten, sofern man ihnen diese Freiheit zugesteht.
Aus diesem Grund bin ich persönlich auch gänzlich dagegen, ein Pferd zu zwingen bzw. daran zu gewöhnen, durch jede kleine Wasserlache zu marschieren. Unsere vierbeinigen Freunde sind von Natur aus vorsichtig, und ihr Instinkt sagt ihnen, dass eine kleine glitzernde Oberfläche Gefahr bedeuten kann, was im Winter bei Eisflächen dann ja auch tatsächlich zutrifft. Durch die oben genannte Gewöhnung löscht man diese Informationen aus ihrem Gehirn, sodass diese Pferde dann auch keine Angst vor Eis haben, was zu fatalen Folgen führen kann.
Ich erlaube meinen Pferden immer, sich auf dem vorgegebenen Weg frei zu entscheiden, wohin genau sie die einzelnen Tritte setzen wollen. Gefährlichen Stellen (Eis, loses Geröll, etc.) weichen meine klugen Tiere auf diese Weise sehr geschickt aus, ohne dass ich mich besonders anstrengen und auf den Weg konzentrieren muss. Auch kann ich mich in schwierigen Situationen immer voll auf meine Pferde verlassen. Wenn ich mich im Gelände verirren sollte, kann ich sicher sein, dass mich meine Pferde auf dem besten Weg wieder sicher nach Hause bringen.
Mein beglückendstes Erlebnis war, als ich bei einem winterlichen Ausritt plötzlich von einem heftigen Schneesturm überrascht wurde. Bald schon konnte ich nicht einmal die Hand vor Augen sehen, geschweige denn den Weg erkennen. Also beugte ich mich vertrauensvoll über den Hals meiner Lieblingsstute und forderte sie auf, den schnellstmöglichen Nachhauseweg zu suchen, den sie auch sofort zielstrebig einschlug. Fast eine Stunde lang habe ich so die ganze Verantwortung an sie abgegeben und sie hat mich sicher - auch durch verkehrsreiches Gebiet - nach Hause gebracht.
Leider wird unseren Reitpferden im Normalfall diese Eigenverantwortlichkeit oft frühzeitig abgewöhnt, indem man stets hundertprozentigen Gehorsam von ihnen verlangt. Freizeitreiter sollten sich allerdings nicht an diesem allgemeinen Trend orientieren, denn damit nehmen sie sich selbst die wunderbare Erfahrung einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit ihren vierbeinigen Reitkameraden.
Ich erbringe meine Leistungen ohne Honorarforderung. Spenden sind jedoch willkommen und sollten mit einem entsprechenden Hinweis auf das unten angegebene Konto eingezahlt werden. Beachten Sie auch › Danksagungen.
Heidi Keppel
Keppel Heidelinde | Bawag P.S.K. | 60000 | Kontonummer | 72562521 | IBAN | AT 886000000072562521 | BIC | OPSKATWW |
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