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| Vertrauen � kostbares Gut, das leicht zerbricht Teil 34 | | |
Im letzten Teil dieser Artikelreihe möchte ich nochmals einen besonderen Appell an alle Reiter und Pferdebesitzer richten: Bitte nehmt doch etwas mehr Rücksicht auf individuelle Begabungen und Eigenschaften Eurer Pferde!
Damit meine ich aber nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, denn jeder halbwegs vernünftige Reiter (und andere werden meine Artikel wohl nicht lesen!) wird vor allem die bereits natürlich vorhandenen Talente seine(s) Pferde(s) fördern, um bestmögliche Ziele zu erreichen, sondern ich denke dabei auch besonders an die geistige und seelische Eignung bzw. Bereitschaft des Pferdes für bestimmte Reitsportdisziplinen.
Temperament und Charakter des Pferdes sind nun mal bestimmende Faktoren, die nicht einfach ignoriert werden können, wenn man eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Pferd anstrebt. So sind Pferde mit extremem Vorwärtsdrang oder hysterischer Nervosität nicht gerade für vollendete Dressurvorführungen geeignet und überängstliche Tiere sollten nicht unbedingt im Springsport eingesetzt werden. Es hat auch wenig Sinn, aus einem unterwürfigen, rangniederen Pferd einen Sieger bei Pferderennen machen zu wollen, oder ein schwerfälliges Tier für Westernreitprüfungen mit schnellen Wendungen zu trainieren.
Doch nicht nur im Turniersport, auch beim Freizeitreiten kann man immer wieder beobachten, dass auf die individuellen Stärken und Schwächen der einzelnen Pferde wenig Rücksicht genommen wird. Das Pferd soll so reagieren, wie der Reiter dies wünscht, und da wird lieber auf Biegen und Brechen gekämpft, bevor man als Mensch dem Tier auch gewisse Zugeständnisse macht und ihm charakterliche Eigenheiten oder gar Gefühle erlaubt.
Es ist aber auch unglaublich, wie verallgemeinernd viele Experten von Pferden reden, so als würde es sich bei diesen Tieren nur um geklonte Lebewesen mit einem Einheitscharakter handeln. Mit überheblicher Selbstverständlichkeit preist z.B. jeder Trainer seine ureigenste Ausbildungsmethode an, mit der ausnahmslos jedes Pferd binnen kürzester Zeit zu höchsten Leistungen gebracht werden kann.
Auch wenn in der heutigen Zeit dabei sehr oft von natürlicher Ausbildung und harmonischer, pferdefreundlicher Zusammenarbeit gesprochen wird, bleibt für die Pferde in den meisten Fällen kein persönlicher Spielraum, in dem sie ihre individuellen Fähigkeiten optimal entwickeln können, und für Verhaltensweisen, die nicht der gewünschten Norm entsprechen, ist sowieso kein Platz.
Jeder noch so laienhafte, aber dafür aufmerksam beobachtende Pferdebesitzer bzw. Reiter wird mir aber sicher bestätigen, dass jedes Pferd ganz individuelle charakterliche Eigenheiten besitzt, die nicht zu übersehen sind und von echten Pferdefreunden auch als Teil der Persönlichkeit ihrer vierbeinigen Reitpartner erkannt und respektiert, ja oftmals sogar geliebt werden.
Wer dafür jedoch kein Verständnis aufbringt und meint, alle Pferde gleich behandeln zu können bzw. sie in ein vorgegebenes Schema pressen zu müssen, wird früher oder später eines Besseren belehrt werden. Und auch wenn er über soviel Persönlichkeit und Dominanz verfügt, dass er den Pferden seinen Willen aufzwingen und somit gewisse Leistungen erarbeiten kann, merkt der feinfühlige Betrachter doch genau, dass da etwas Wesentliches fehlt � das Vertrauen der Pferde in ihren Reiter!
Ich hoffe, es ist mir gelungen, mit dieser Artikelserie möglichst viele Pferdebesitzer bzw. Reiter aufzurütteln und zum Nachdenken anzuregen, um auf diese Weise letztendlich wenigstens bei einigen Mensch-Pferd-Beziehungen das gegenseitige Vertrauen zu fördern.
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