 |  | | Kanadische Freiheiten... endlich steht der erste, provisorische Zaun und die Pferde dürfen nach draussen. Painty (hinten), Mona Lisa (Mitte rechts), Shogun (Mitte links), Fantastic Streaky (vorne). |  |  |  | Neben den unzähligen Abstrichen und Bluttests, die nun wiederum bevorstehen, verlangen die Bestimmungen bei Hengsten eine für meine Begriffe etwas ausgefallene Testreihe.
Wir müssen zwei Fremdstuten aufnehmen, die die gleiche Prozedur durchlaufen müssen wie unsere Schweizer-Pferde. Am Schluss der Testreihe werden die Stuten durch Jabba probegedeckt und anschliessend nochmals einer Testreihe unterzogen. Erst wenn auch bei diesen Stuten sämtliche Befunde negativ ausgefallen sind, kann Jabba aus der Quarantäne entlassen werden.
Da es sowieso geplant war, dass noch einige neue Pferde unsere kleine Herde beleben sollen, macht sich Jürg auf die fieberhafte Suche nach zwei geeigneten Stuten. Unsere kanadisch-schweizerische Telefonleitung wird in dieser Zeit stark strapaziert. Zu allen möglichen Zeiten hab ich Jürg an der Strippe, der mir Beschreibungen von Stuten durchgibt und Stammbäume vorliest.
Schliesslich entscheiden wir uns für ein Quarterhorse mit einem ellenlangen Stammbaum und eine Tobiano-Paintstute ohne Papiere. Fantastic Streaky kostet trotz ihrer unzähligen Champions im Stammbaum nur schlappe 2000 Dollar. Erstaunlicherweise ist die namenlose Paintstute etwas teurer. Aber auch in Kanada hat halt Mehrfarbigkeit ihren Preis.
Am 7.Juni bekommt Balajka termingerecht ein Stutfohlen.
Morgens um sechs Uhr reisst mich das Telefon aus dem Schlaf. Ich bin sofort hellwach und mein erster Gedanke gilt Balajka.
"Es ist da, es ist da! Heidi, was mach ich mit der Nabelschnur!?" schreit Jürg ohne Begrüssung in den Hörer. Es ist seine erste Fohlengeburt. Bis jetzt hatte immer ich Nachtwache geschoben. Auf meine Frage, ob es ein Hengstchen oder ein Stütchen sei, ist er ratlos. Da habe er noch gar nicht nachgeschaut.
Und ich sitze in der Schweiz und weiss nicht, was ich hier eigentlich noch tue.
Die folgenden Wochen schleichen vor sich hin.
Seit Jürg mit unserem Hab und Gut und den Vierbeinern ausgeflogen ist, hat das Haus keinen Reiz mehr. Meine kleine Burg ist mir kalt und fremd geworden. Diesbezüglich brauch ich wohl kaum mit Heimweh zu rechnen. Es ist die Substanz, der Inhalt, der einmal dieses Haus durchdrang und an dem mein Herz hängt.
Dazu habe ich plötzlich eine Unmenge an Freizeit. Die Pferde, die jeden Tag mehrere Stunden in Anspruch genommen haben, sind weg und der Haushalt ist auf ein absolutes Minimum reduziert.
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