Dieses Größenverhältnis macht Dossenbach auch an anderer Stelle deutlich: Er zeigt ein Foto des berühmten Wagens, der in einem weiteren » Schiffsgrab gefunden wurde, dessen wichtigster Bestandteil das » Oseberg-Schiff war: Der Oseberg-Wagen.
| Ob das Grab vor seiner Wiederentdeckung aufgebrochen worden war, ist umstritten. Es fanden sich keine Edelmetalle. Dennoch war die Ausbeute an Gegenständen des täglichen Gebrauchs und an Schmuck- und Kunstwerken, die 1904-1905 zutage kam, ungemein reichhaltig. Dazu gehörten vier reich verzierte Schlitten, ein vierrädriger Wagen mit kunstvollen Schnitzereien (der bisher einzige Fund eines Wagens aus der Wikingerzeit), Bettenpfosten und hölzerne Truhen, sowie Landwirtschafts- und Haushaltsgeräte. Unter den Textilienfunden waren wollene Kleidung, Seide und schmale Bildteppiche. Die Tatsache, dass z. B. das Bett zertrümmert war, spricht gegen einen Grabraub, in dessen Zusammenhang eine Zerstörung sinnlos wäre. Eine Theorie geht davon aus, dass die Zerstörung sich gegen die Bewohnbarkeit des Grabhügels durch den Toten als Widergänger richtete. » Oseberg-Schiff | | | Das Foto aus dem Museum zeigt zwar einen Mann im Hintergrund, aber da die Perspektive nicht ganz deutlich ist, kann man nicht direkt auf die Dimensionen des Wagens zurückschließen. Aus dem Ensemble mit den beiden Skeletten kann man schließen, dass der Wagen so hoch ist wie das Stockmaß der Pferde. Preisfrage also: Wie groß waren die Pferde? Die Frage ist leicht zu beantworten, wenn man die Maße des Wagens kennt. Diese Maße habe ich auf einer Seite von Hundeliebhabern gefunden, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die frühere Verwendung von Hunden als Zugtieren wiederzubeleben (» Assorted Period Ladder Dog Wagons). Einer von denen hatte sich intensiv mit den Wikingern beschäftigt und kam auf die Idee, den Oseberg-Wagen in halber Größe für seinen Hund nachzubauen (» The Oseberg Cart). Der weiß es genau: 5,5 m lang, maximal 1,5 m breit und 1 ,2 m hoch. Da haben wir es: Das Stockmaß der Pferde betrug 120 cm. Dossenbach schreibt:
| Auf ihre Entdeckungsreisen und Eroberungszüge nahmen die Wikinger aus Skandinavien Ponys aus eigener Zucht mit, zähe, drahtige, etwa 1,30 Meter hohe Tiere. Wann immer sie aber zusätzliche Reittiere brauchten und solche vorhanden waren, nahmen sie sie als Beute. Im Jahre 866 zum Beispiel sollen Wikinger alle Ställe und Weiden im östlichen England geplündert haben. a.a.O., Seite 134 | | | Preisfrage: Was machten sie mit all diesen Tieren? Auf ihre kleinen Schiffe verladen? Das ja wohl eher nicht. Aber gut, Dossenbach lässt die Räuber schnell hinter sich und widmet den Rest seines Beitrags den ehrbaren Isländer:
| Zwei Ereignisse sind auch hippologisch von besonderem Interesse. Um 900 luden zahlreiche Wikinger in Norwegen ihre Schiffe, um mit ihrem tyrannischen König zu entgehen. Mindestens ein Teil dieser Auswanderer segelte zuerst nach Schottland und von dort nach Island, die anderen erreichten die nordische Vulkaninsel ohne Zwischenaufenthalt. So oder so war die Strecke offenen Meeres an die 850 Kilometer weit, und zweifellos war die Reise mörderisch und verlustreich. Obschon Islands Boden äußerst karg war und kaum Ackerbau ermöglichte, ließen sich die Wikinger hier nieder und begannen mit der Aufzucht von Rindern und Schafen und dem Fang von Fischen und Seevögeln. Dank ihrer Ponys konnten sie in die wilden Vulkan- und Gletscherlandschaften eindringen und heute noch ist im Inneren der Insel das Pony das einzige Verkehrsmittel. a.a.O., Seite 134, 135 | | |
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