| | Araberfohlen vom Gestüt Ismer | | | |
| Und dann beschreibt der Autor das Wunder des neuen Lebens, illustriert von sehr schönen Zeichnungen, die ich noch nie gesehen hatte, die die Größe und die Lage des Embryo im Leib der Stute zwei, vier, sechs, acht, zehn Monate nach der Befruchtung und kurz vor der Geburt zeigen, begleitet von Fotos von Frühgeburten, die nicht lebensfähig waren.
| Bereits im zweiten Trächtigkeitsmonat ist der Fet als winziges Pferdchen erkennbar, und schon im dritten Monat, wenn der Keimling eine Länge von sieben bis vierzehn Zentimetern erreicht hat, sieht man klar die Hufe und sogar die Zitzen. Im vierten Monat wachsen auf den Lippen die ersten Härchen.
a.a.O., Seite 91 | | |
Auch die Geburt beschreibt Dossenbach sehr schön und liefert statistische Daten, die ich noch nicht kannte; vor allem aber übt er wieder grundlegende Kritik an der konventionellen Pferdezucht:
| 90 Prozent aller Fohlen kommen nachts zwischen 19 Uhr und 7 Uhr zur Welt, die meisten davon zwischen 21 Uhr und 2 Uhr. [...] Als typische wehrlose Fluchttiere der offenen Landschaft kommen Pferdekinder in einem bereits sehr hohen Entwicklungsstadium zur Welt. Wildlebende Pferde müssen schon kurz nach der Geburt der Herde folgen oder notfalls schnell flüchten können. Diese Fähigkeiten sind trotz jahrtausendelanger Domestikation praktisch voll erhalten geblieben.
Zwei bis drei Minuten nach der Geburt hebt das gesunde Fohlen erstmals den Kopf, richtet sich auf die Brust auf und zieht die Hinterbeine unter den Körper. Gleichzeitig beginnen Augen und Ohren zu funktionieren und es kann schon leise wiehern. Schon wenig später beginnen die ersten Aufstehversuche. Zuerst richtet es seine ausgestreckten Vorderbeine auf, erhebt sich dann auf die Hinterbeine - und liegt meistens schon wieder am Boden. Sehr schnell aber wird seine Haltung sicherer, und nach einer Stunde kann es stehen bleiben. [...]
Unter natürlichen Bedingungen saugt das Fohlen fast ein Jahr lang bei der Mutter. Erwartet die Stute kein neues Fohlen, kann das Junge auch noch im zweiten, ja bis ins dritte Jahr saugen. [...] Kurz bevor die Stute ein neues Fohlen bekommt, vertreibt die Mutter den Jährling aus ihrer unmittelbaren Umgebung, sie "schlägt ihn ab". Die Trennung von der Mutter fällt ihm nicht allzu schwer, denn die gegenseitige Beziehung ist inzwischen recht locker geworden. Normalerweise hat das Fohlen dafür mit einem gleichaltrigen Herdengenossen eine freundschaftliche Verbindung entwickelt.
In der konventionellen Pferdezucht werden allzu oft viele natürliche Vorgänge ignoriert. So werden auf den meisten Gestüten die Fohlen bereits mit etwa sechs Monaten "abgesetzt". Sie brauchen nun zwar die Muttermilch nicht mehr, auch wenn sie noch lange saugen würden; und als Haustiere können sie auch auf den Schutz der Mutter verzichten, psychisch sind sie aber noch nicht auf die Trennung eingestellt, und diese bedeutet für Stute und Fohlen in jedem Fall eine seelische Tortur.
a.a.O., Seite 93,94 | | |
Quellen / Verweise
Abbildungen
› Werner Popken
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