An einer anderen Stelle bringt Pirsig das noch einmal auf den Punkt, und zwar durch einen anderen Vergleich; er redet zunächst über Situationen, die einem den Mut, den Mumm, den Schneid nehmen, so dass man verzagt und steckenbleibt. Diese Situationen muss man also unbedingt vermeiden. Er nennt sie Mummfallen (gumption traps).
Er benutzt für diese notwendige energetische Dynamik ein altmodisches englisches Wort, das ihm dafür genau das Richtige zu sein scheint: » gumption. Ich übersetze es mit Mumm oder Schneid, ebenfalls beides altmodische Wörter, die etwas ganz Bestimmtes ausdrücken. Sie finden sich nur noch in den Redewendungen "Mumm in den Knochen haben" oder "Schneid abkaufen".
Und dann kommt er zum eigentlichen Kern seiner Botschaft:
| Maybe it's just the usual late afternoon letdown, but after all I've said about these things today I just have a feeling that I've somehow talked around the point. Some could ask, 'Well, if I get around all those gumption traps. will I have the thing licked?'
The answer, of course. is no, you still haven't got anything licked. You've got to live right too. It's the way you live that predisposes you to avoid the traps and see the right facts. You want to know how to paint a perfect painting? It's easy. Make yourself perfect and then just paint naturally. That's the way all the experts do it. The making of a painting or the fixing of a motorcycle isn't separate from the rest of your existence. If you're a sloppy thinker the six days of the week you aren't working on your machine, what trap avoidances, what gimmicks, can make you all of a sudden sharp on the seventh? It all goes together.
But if you're a sloppy thinker six days a week and you really try to be sharp on the seventh, then maybe the next six days aren't going to be quite as sloppy as the preceding six. What I'm trying to come up with on these gumption traps, I guess, is shortcuts to living right. The real cycle you're working on is a cycle called yourself. The machine that appears to be 'out there' and the person that appears to be 'in here' are not two separate things. They grow towards quality or fall away from Quality together.
Ich weiß nicht, ob es einfach nur der übliche Durchhänger am späten Nachmittag ist, aber nach alldem, was ich heute gesagt habe, bleibt ein Gefühl zurück, dass ich irgendwie um die Sache herumgeredet habe. Einige könnten fragen: 'Nun, wenn ich all diese Mummfallen vermeide, kriege ich das Ding dann gebacken?'
Die Antwort ist natürlich nein, Sie kriegen immer noch nichts gebacken. Sie müssen auch richtig leben. Die Art, wie Sie leben, bestimmt, wie Sie all diese Fallen vermeiden und die richtigen Fakten sehen. Wollen Sie wissen, wie man ein makelloses Gemälde herstellt? Es ist einfach. Machen Sie sich selbst makellos und dann malen Sie einfach drauflos. So machen es alle Experten. Die Produktion eines Gemäldes oder die Reparatur eines Motorrades ist nicht vom Rest Ihrer Existenz getrennt. Wenn Sie an sechs Tagen in der Woche, wo Sie nicht an Ihrer Maschine arbeiten, ein nachlässiger Denker sind, welche Fallenvermeidungsstrategien, welche Supertricks könnten Sie urplötzlich am siebten Tag auf Zack bringen? Es hängt alles zusammen.
Aber wenn Sie sechs Tage in der Woche ein nachlässiger Denker sind und sich am siebten wirklich bemühen, auf Zack zu sein, könnte es sein, dass Sie die nächsten sechs Tage nicht ganz so nachlässig sind wie die vorhergehenden. Ich glaube, mit all diesem Gerede um Mummfallen geht es mir im Grunde um eine Abkürzung zum richtigen Leben. Das wirkliche Motorrad, an dem Sie arbeiten, ist ein Motorrads namens Selbst. Die Maschine, die 'da draußen' zu sein scheint und die Person, die 'hier drin' zu sein scheint, sind nicht zwei verschiedene Dinge. Sie wachsen zusammen in Richtung Qualität oder fallen gemeinsam davon ab. a.a.O., Seite | | |
Das ist es. Sie arbeiten nicht am Pferd, sondern an sich. Es geht gar nicht um das Pferd, es geht um Sie. Und was bedeutet das? Ein weiteres Zitat mag das verdeutlichen:
| Zen Buddhists talk about "just sitting," a meditative practice in which the idea of a duality of self and object does not dominate one's consciousness. What I'm talking about here in motorcycle maintenance is "just fixing," in which the idea of a duality of self and object doesn't dominate one's consciousness. When one isn't dominated by feelings of separateness from what he's working on, then one can be said to "care" about what he's doing. That is what caring really is, a feeling of identification with what one's doing. When one has this feeling then he also sees the inverse side of caring, Quality itself.
So the thing to do when working on a motorcycle, as in any other task, is to cultivate the peace of mind which does not separate one's self from one's surroundings. When that is done successfully then everything else follows naturally. Peace of mind produces right values, right values produce right thoughts. Right thoughts produce right actions and right actions produce work which will be a material reflection for others to see of the serenity at the center of it all.
Zen Buddhisten sprechen über "einfaches Sitzen", eine Meditationspraxis, in der die Idee der Dualität von Selbst und Objekt das eigene Bewusstsein nicht dominiert. Entsprechend rede ich hier bei der Motorradreparatur über "einfaches Reparieren", wobei die Idee der Dualität von Selbst und Objekt das eigene Bewusstsein nicht dominiert. Wenn man nicht durch das Gefühl der Trennung von dem, womit man sich beschäftigt, bestimmt wird, dann kann man sagen, dass man sich um das "sorgt", was man tut. Das ist der Kern der Sorge, ein Gefühl der Identifikation mit dem, was man tut. Wenn man dieses Gefühl hat, dann sieht man auch die Rückseite der Sorge, die Qualität selbst.
Wenn man also am Motorrad arbeitet, wie bei jeder anderen Arbeit auch, sollte man die Seelenruhe entwickeln, die das eigene Selbst nicht von seiner Umgebung trennt. Wenn man das erfolgreich getan hat, dann folgt alles andere ganz natürlich. Seelenruhe produziert die richtigen Werte, die richtigen Werte produzieren die richtigen Gedanken. Die richtigen Gedanken produzieren die richtigen Handlungen, und die richtigen Handlungen produzieren einen materiellen Ausdruck, an dem andere die heitere Gelassenheit im Zentrum von allem erkennen können. a.a.O., Seite 266, 267 | | |
Sehen Sie jetzt einen perfekten, harmonischen, gelassenen, heiteren, erhebenden, beglückenden Ritt vor Ihren Augen?
Quellen / Verweise
- » Hans-Jürgen Neuhauser
- › DVD HJN-Reiten
- » Körpersprache
- ZDF/ARTE-Dokumentation: Das Geheimnis der Pferdesprache
- Das Tao ist Stille
- » Raymond Smullyan
- » Robert M. Pirsig
- » Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten
- Pirsig, Robert M.: Zen and the Art of Motorcycle Maintenance, Bantam Doubleday Dell, 1980, ISBN 0553138758
- » Amazon.com
- » Zen and the Art of Motorcycle Maintenance
- » Pictures from Robert Pirsig's original 1968 trip.
- » The benefits of a slide rule
- » Tao Te King
- » Tao
- » Laotse
- » Harry Truman
- » gumption
- » Bruce G Charlton MD: A Philosophical Novel: Zen and the Art of Motorcycle Maintenance
- › Kommunikation: Flüstern oder signalisieren?, Die besondere Methode des Hans-Jürgen Neuhauser
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› Ausgabe 549 · Teil 3 - › Ohne Zügel und Führstrick hilflos, Wenn's in der Herde funktioniert, dann muss es anders auch gehen
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› Ausgabe 551 · Teil 5 - › Sei spontan! Komm raus!, Die Körpersprache des Cowboys als Beispiel für Double-Bind
› Ausgabe 552 · Teil 6 - › Arbeit mit der wilden Mustang-Stute, Wie Neuhausers Methode im Wilden Westen funktioniert
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› Ausgabe 555 · Teil 9 - › Der richtige Sitz, Körpersprache setzt Körperbeherrschung voraus
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› Ausgabe 557 · Teil 11 - › Der Trick mit der Tröte, Über Problempferde und Kommunikation
› Ausgabe 558 · Teil 12 - › Experten und Könner, Über Kompetenz und Fähigkeiten
› Ausgabe 559 · Teil 13 - › Über den Umgang mit der Kreatur, Das Unaussprechliche der Kommunikation
› Ausgabe 560 · Teil 14
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Abbildungen
› Werner Popken, › DVD HJN-Reiten, ZDF/ARTE-Dokumentation: Das Geheimnis der Pferdesprache
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