Die früher schon mit ihrer Anleitung zum Bau von Hufschuhen zitierte Barhuf-Verfechterin Tina Gottwald (am 23.12.2007 aktualisiert: » Hufschuhe- komplett überarbeitet) schreibt:
| Eine kleine von mir durchgeführte Umfrage in einen Internet- Pferdeforum ergab, dass etwas mehr als 50% der Pferde beschlagen sind. Wohlgemerkt Freizeitpferde.
Die in dem Forum anwesenden gehören schon eher zur �aufgeschlossenen� und informierten Gruppe. In meiner Umgebung sind es 90%
Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Der Besitzer, der alles so macht wie es schon immer war
- Der Besitzer, der ohne Rücksicht aufs Pferd reitet
- Der Besitzer, der möglicherweise mit �Alternativen� schlechte Erfahrungen gemacht hat
- Der Hufexperte, der nicht in der Lage ist einen barhuf fachgerecht auszuschneiden und damit den Beschlag notwendig macht (weil das Pferd nicht läuft).
- falsche Haltung
» Warum Barhuf? | | |
Die Formulierung ist vielleicht nicht ganz eindeutig; 90% der Pferdebesitzer in der Umgebung von Tina Gottwald lassen ihre Pferde beschlagen. Die 50% in der kleinen Umfrage hält sie also nicht für repräsentativ.
Um die Dringlichkeit und Schwere dieses Problems einschätzen zu können, müßte man eigentlich auf verläßliche Zahlen zurückgreifen können. Das ist allerdings nicht ganz einfach. Deshalb bin ich froh, eine quantitative Aussage präsentieren zu können, deren Ursprung uns nicht den Vorwurf einbringen kann, wir würden Vorurteile pflegen und die Daten nach unserem Interesse zurechtbiegen. Daher halte ich diese Daten für vertrauenswürdig.
Ich habe sie auf der Seite » Equethy gefunden; dahinter stecken drei australische Hufpfleger. Einer davon, Andrew Bowe, ist ein Hufschmied mit 20jähriger Erfahrung, der inzwischen ausschließlich Barhufe bearbeitet. Die Daten wurden im Fachjournal der amerikanischen Hufschmiede veröffentlicht, das vermutlich nicht zur Pflichtlektüre der Hufpfleger gehört. Vielleicht hat er wegen seiner früheren Zugehörigkeit zu dieser Berufsgruppen das Blatt immer noch abonniert und ist so auf diese Aussage gestoßen:
| Of the 122 million equines found around the world, no more than 10 percent are clinically sound.
Some ten percent (12.2 million) are clinically, completely and unusably lame. The remaining 80 percent (97.6 million) are some what lame... and could not pass a soundness evaluation test.
American Farriers Journal, Nov. 2002, v.26 #6, p.5.
Von den 122 Millionen Pferdeartigen auf dieser Welt sind nicht mehr als 10 Prozent klinisch gesund.
Etwa zehn Prozent (12,2 Millionen) sind klinisch, komplett und unbrauchbar lahm. Die verbleibenden 80 Prozent (97,6 Millionen) sind mehr oder weniger lahm... und würden einen Gesundheitstest nicht bestehen.
Übersetzung durch den Autor | | |
Diese Aussage ist ein Skandal! Wenn sie stimmt, heißt das, daß 90% unserer Pferde mehr oder weniger ständig leiden müssen. Kann man so etwas verantworten? Wenn Züchter rassetypische Probleme herauszüchten, die den Tieren zwangsläufig Leiden bescheren - beispielsweise bei Hunden oder Katzen -, werden diese mit Recht als Tierquäler angegriffen und Forderungen nach gesetzlicher Unterbindung dieses Treibens werden laut. Und bei Pferden soll das normal sein?
Die 90% der Pferde mit mehr oder weniger Lahmheitsbeschwerden decken sich erstaunlich mit Tina Gottwalds Schätzung von 90% beschlagenen Pferden. Da diese Zahlen von Hufschmieden genannt werden, dürften sie nicht nur die Realität recht gut wiedergeben, sondern auch deutlich machen, mit welchen Problemen sich die Hufschmiede ständig herumzuschlagen haben.
Lahmheit dürfte also für Hufschmiede das häufigste Thema überhaupt sein. Anscheinend haben sie diese Symptome jedoch - bis auf wenige Ausnahmen wie Andrew Bowe - nicht mit der Beschlagsmethode in Verbindung gebracht, sondern gehen ganz im Gegenteil davon aus, daß die Lahmheit von irgendwoher kommt und der Beschlag die Lahmheit kuriert. Könnte man sonst verstehen, daß die Hufschmiede an ihrer Methode festhalten?
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