| | | | Kette lösen, Kette befestigen |  |  |  |
| | | | Obacht, daß nichts fällt! |  |  |  |
| | Man muß sich natürlich nicht alle Durchgänge eines solchen Wettbewerbs anschauen, das wäre auf die Dauer vermutlich etwas langweilig, denn gleichzeitig gibt es Vieles andere zu sehen, und ich könnte mir vorstellen, daß diese anderen Aktivitäten auch noch deutlich ausgebaut werden könnten, nicht zuletzt um den hehren Anspruch zu erfüllen, den nicht nur der Direktor des LWL formuliert hat. Man würde sich einen solchen Ansatz auch deshalb gut vorstellen können, weil es ja nicht der LWL ist, der hier Gastgeber und Veranstalter ist, sondern sein Organ Freilichtmuseum. Dessen Direktor formulierte im Programmheft:
| Ohne Pferdekraft ist die historische Arbeitswelt nicht vorstellbar: Landwirtschaft, Handel und Militär waren auf die Hilfe dieser Tiere angewiesen. Viele Jahrhunderte hindurch war die Arbeit mit Pferden nicht zu ersetzen.
Erst der Einsatz moderner Motoren verdrängte die Zugtiere beinahe vollständig: heute weiß kaum noch jemand, wie wichtig und allgegenwärtig Pferde einmal waren, daher rücken wir diese Bedeutung live bei "PferdeStark" wieder ins Bewußtsein. Unsere Aktionstage sind ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Kaltblutpferde, geben aber auch - aus einer eher ökologischen Perspektive - Anregungen zum Einsatz der Pferde heute.
Diese Tage bleiben für jeden, der einmal dabei war, unvergeßlich. Die schweren Pferde sind nicht nur kraftvoll, sondern auch Eleganz - das Zeigen sie im schau Programm, denn Wettbewerben und den Vorführungen. Die Arbeiten unter Praxisbedingungen in Wald und Feld sind besonders beeindruckend, weil das Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier so deutlich wird. Ein zu Hof, und das Pferd paßt seine Bewegungen den Erfordernissen an. Auch die Vielfalt überrascht: Es werden wieder über 200 Kaltblutpferde verschiedener Rassen aus den Ländern Europas bei "PferdeStark" zu Gast sein. | | |
Daß ein Freilichtmuseum sich der Veranschaulichung historischer Techniken verpflichtet fühlt, liegt auf der Hand. Die Arbeit mit Zugpferden ist in dieser Hinsicht so naheliegend und notwendig, daß man sich eigentlich wünschen müßte, solche Veranstaltungen nicht nur alle zwei Jahre und nicht nur in Detmold zu sehen. Die meisten Menschen können sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie früher gearbeitet wurde. Ich habe es noch erlebt, daß das Getreide mit » Mähbindern geerntet wurde. » Mähdrescher setzten sich erst zu einer Zeit durch, als ich schon erwachsen war. Für die Männer, die in meiner Jugend auf dem Land arbeiteten, war der Mähbinder noch keine Selbstverständlichkeit. Sie konnten sich alle noch gut daran erinnern, daß sie früher das Getreide mit der Sense gemäht hatten. In Deutschland haben sich die Mähbinder erst nach dem Zweiten Weltkrieg durchgesetzt.
Auch die » Dreschmaschine war eine neue Erfindung, die sich in Deutschland erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchsetzte. Als ich klein war, gab es keine fahrenden Lohnunternehmer mehr; jeder Bauer hatte seine eigene Dreschmaschine auf der Tenne stehen. Die Modelle in meinem Dorf waren alle aus Holz gebaut, obwohl die Firma Lanz, die in ihrem legendären Lanz Bulldog fortlebt, schon 1929 die erste Dreschmaschine aus Stahl hergestellt hat. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, daß die Männer meiner Jugend selber nicht mehr mit dem » Dreschflegel gearbeitet haben. Der Weg vom Dreschflegel und der Sense zum modernen Mähdrescher ist trotzdem recht kurz und gehört unbedingt zum Thema eines Freilichtmuseums. Die Produktivitätsfortschritte, die mit dieser technischen Entwicklung verbunden waren, sind unglaublich.
Aber schon der eiserne » Pflug mit einem Schar, mit dem die Pflugwettbewerbe ausgeführt wurden, war ein großer Fortschritt, und hat sich in Deutschland erst im 19. Jahrhundert durchgesetzt. Die Veränderungen waren nicht unbedingt nur erfreulich - wieder damals noch heute. So haben die Scheunendrescher den ganzen Winter zu tun gehabt und waren durch die Einführung der Dreschmaschine plötzlich arbeitslos. Trotzdem gibt es keine Alternative zum technischen Fortschritt. Früher haben die Leute den ganzen Tag gearbeitet, um Essen zu können. Heute arbeitet einer den ganzen Tag und ernährt damit viele Menschen. In Kalifornien solle schon die ersten Mähdrescher geben, die völlig ohne menschliches Zutun ein Feld abernten können. Ist das nicht wunderbar? Maschinen erledigen die Arbeit und Menschen können sich um andere Dinge kümmern.
Insofern hat der Museumsleiter recht: Die PferdeStark paßt gut zum Museum. Er betont aber auch, daß das Schauprogramm die Kaltblüter in einem völlig neuen Licht erscheinen läßt. Das hat nun weniger mit dem Museum und der Vergangenheit zu tun und auch nicht so viel mit dem Anliegen der IGZ. Mit dem Aufkommen der Traktoren mußte man befürchten, daß die Kaltblüter aussterben würden, daß sie keinen Platz mehr in dieser Welt hätten. Diese Befürchtung hat sich glücklicherweise als unberechtigt herausgestellt. Wir sind durch die Entwicklung des allgemeinen Wohlstandes heute in der Lage, Kaltblüter als Hobby zu halten. Damit stellt sich natürlich auch die Frage, was man mit diesen schönen und angenehmen Tieren machen will. Immer nur Pflügen und Holzrücken ist vielleicht nicht das richtige.
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