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Rasseportrait Zum Thema  Appaloosa · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 431.07 der Pferdezeitung vom 01.07.07
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ApHC-Gründer Claude Thompson, Red Eagle · © 2007
 
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Thompson, Red Eagle F-209 · © 2007
 
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    Durchbohrte Nasen   
    Indianer-Romantik und Pferdezucht   
von © 2007  Werner Popken

Teil 1:  Gut oder bunt?


Zum Thema Appaloosa


Die Indianer sind legendär als Pferdediebe und Teufelsreiter - aber als Züchter? Hat Karl May jemals darüber geschrieben? Nicht daß ich wüßte. Bei ihm waren die Pferde immer da, als ausgebildete Reitpferde. Für Pferdezucht hat der sich auch nicht interessiert, wenn ich das aufgrund meiner geringen Kenntnis seines ungeheuren Gesamtwerks behaupten darf.

Immerhin hat Karl May unser Bild von den Indianern stark geprägt. Die Indianer-Romantik zehrt bis heute von seinen Vorstellungen von der edlen Rothaut. In den letzten fünfzig Jahren ist eine neue Sichtweise hinzugefügt worden: Die Indianer als die ursprünglichen und unübertroffenen Ökologen. Stichwort: » Weissagung der Cree. Aber ist diese Sichtweise wirklich berechtigt? Kann man der Indianer-Romantik trauen?

In der letzten Woche habe ich schon Einzelheiten berichtet, die auf ganz andere Charakterzüge schließen lassen. Wenn Indianerstämme andere Indianerstämme überfallen und berauben und deren Töchter in die Sklaverei führen, kann man das als aufgeklärter Mensch nicht gutheißen - vom Pferdediebstahl einmal ganz abgesehen. Wer waren diese Indianer eigentlich, und wer waren die » Nez Percé, auf die die Zucht der » Appaloosa zurückgeht? Und was ist Legende, was Fälschung, was Wahrheit?

Die populäre Weissagung der Cree zum Beispiel ist eine ausgemachte Fälschung. So etwas hat es nie gegeben. Es gab eine Rede eines indianischen Häuptlings (» Seattle) aus dem Jahre 1854, die dieser vor dem Gouverneur der Washington Territories hielt. Man hatte damals natürlich keine Möglichkeit, diese Rede im Original aufzuzeichnen; sie ist noch nicht einmal protokolliert worden. Der Journalist Henry A. Smith hat die Rede zwar gehört, sie aber 33 Jahre später aus dem Gedächtnis rekonstruiert. Nehmen wir einmal an, Ihr Alter sei größer als 50: Wie gut könnten Sie sich an eine Rede erinnern, die Sie vor 33 Jahren gehört haben?

Zwar ist sicher, dass Smith bei Seattles Rede anwesend war, allerdings hat er Seattle kaum verstanden, da dieser die Rede nicht auf Englisch, sondern in seiner eigenen Sprache hielt. Eine Übersetzung hat es wenn überhaupt nur auszugsweise in Englisch oder wahrscheinlicher in Chinook gegeben. Die blumigen und heroischen Formulierungen gelten daher als Werk Smiths. Hinweise auf Ökologie und Naturzerstörung fehlen in dieser Version noch völlig. Ein zentraler Punkt der Rede ist vielmehr die Bedeutung des Landes für den Ahnen- und Totenkult der Indianer, ein zentraler und wahrscheinlich authentischer Satz lautet auch: "Jeder Teil dieses Landes ist meinem Volk heilig."
» Seattle

Wie auch immer, in der Fassung des Journalisten enthielt die halbstündige Rede den folgenden Satz:

Und wenn der letzte rote Mann von der Erde verschwunden und die Erinnerung des weißen Mannes an ihn zur Legende geworden ist, dann werden diese Gestade übervoll sein von den unsichtbaren Toten meines Stammes, ...dann wimmeln sie von den wiederkehrenden Scharen, die einst dieses Land bevölkerten und es immer noch lieben.
» Weissagung der Cree

Das ist etwas ganz anderes, als die berühmten Aufkleber der achtziger Jahre behaupteten:

Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.
a.a.O.




Ökologie


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Bavarian Cowboy, deutscher Deckhengst · © 2007
 
» Bavarian Cowboy, deutscher Deckhengst
Kennzeichen Menschenauge, Goldmedaille ApHCG · © 2007
 
» Kennzeichen Menschenauge, Goldmedaille ApHCG
Typische Fellzeichnung · © 2007
 
» Typische Fellzeichnung
Typische Fellzeichnung · © 2007
 
» Typische Fellzeichnung
Diese Fassung geht anscheinend auf eine andere Fassung zur�ck, die der amerikanische Literaturhistoriker, Filmregisseur und �kologie-Aktivist Ted Perry verbreitet hat:

Wenn der letzte rote Mann mit seiner Wildnis verschwunden und die Erinnerung an ihn nur der Schatten einer Wolke ist, die sich �ber die Pr�rie bewegt, werden diese K�sten und W�lder dann noch da sein? Wird vom Geist meines Volkes etwas �brig bleiben?
a.a.O.

Das ist nicht ganz so verhunzt wie die sogenannte Weissagung, aber auch nicht ganz richtig. Im �brigen war Seattle, Namensgeber der US-amerikanischen Gro�stadt Seattle, als Sohn eines Suquamish-H�uptlings, wegen der m�tterlichen Erbfolge als Sohn einer Tochter eines Duwamish-H�uptlings geh�rte er selbst aber zum Volk der Duwamish. Der erste Teil der sogenannte Weissagung entstammt jedoch einer Legende der » Hopi, die wiederum von amerikanischen Geographen 1962 als Prophezeiung diese Stammes ausgegeben wurde. Noch jemand hat anders behauptet, diese Legende von einer alten » Cree-Frau zu haben. Jo mei!

Auch dieses m�glicherweise indianische Original erw�hnt kein Geld und endet auch nicht mit dem Hungertod der Gierschl�nde, sondern mit dem Erscheinen einer Armee von Regenbogenkriegern (Rainbow Warriors), die die Welt retten werden � also ganz �hnlich wie die Prophezeiung des H�uptlings Seattle.
a.a.O.

Soviel zum Thema Legende, F�lschung und Wahrheit. Aber wir sind ja alle Gutmenschen und glauben gerne, was dem guten Zweck dient; die �kologie rechtfertigt alles.

Wenn es um die ber�hmten Pferde der Nez Perc� geht, spielt die Tatsache, da� diese urspr�nglich von Indianern gez�chtet wurden, eine nicht unerhebliche Rolle. Die deutsche Wikipedia spricht zwar vorsichtig davon, da� deren Entwicklung von den Nez Perc� ausgehen soll (» Appaloosa), aber jeder Z�chter behandelt diese Behauptung als Tatsache und legt viel Wert auf die entsprechende Indianerromantik:

Bis zu ihrer Vertreibung im Jahr 1877 z�chteten die Nez-Perce Indianer im Nordwesten Amerikas diese Pferde nach strenger Auslese f�r die Jagd und f�r kriegerische Auseinandersetzungen. Daraus leiten sich auch die Eigenschaften ab, auf die sie Wert legten: Freundliches Wesen, ruhiges Temperament, Nervenst�rke, Mut Ausdauer, Intelligenz und Leichtfuttrigkeit. Eine Besonderheit war ihre Vorliebe f�r bunte Pferde.
» Spezialrassen in O�: Der Appaloosa

So einfach ist das: Heutige Zuchtziele werden den Nez Perc� untergeschoben, obwohl man so gut wie nichts von ihrer Zuchtpolitik wei�, au�er der offensichtlichen Tatsache, da� sie eine Vorliebe f�r eben diese bunten Pferde hatten, f�r die sie ber�hmt geworden sind.

Im Jahre 1877 wurden die Nez-Perce Indianer gezwungen in Reservate umzusiedeln. Etwa 800 Stammesmitglieder weigerten sich und zogen mit 2000 Appaloosas in Richtung Kanada. Nach 108 Tagen und 2500 Meilen kapitulierten die meisten von ihnen unter dem letzten �berlebenden H�uptling Chief Joseph(siehe auch Chief Josef Trail). Die Pferde wurden ihnen weggenommen und in einer gro�en Auktion an interessierte Farmer versteigert und damit in alle Winde verstreut. [...]

Gl�cklicherweise waren einige Rancher von den Appaloosas so begeistert, da� sie diese Rasse 1938 unter der Initiative von Claude Thompson, wieder zur�ck und weiter z�chteten. Sie gr�ndeten den Appaloosa Horse Club in Oregon (ApHC), der die F�rderung der Zucht und jede Unterst�tzung der Appaloosarasse zum Ziel hat.
» Geschichte

Tats�chlich? Wenn die Auktion 1877 stattfand, werden es wohl nicht dieselben Rancher gewesen sein, die sechzig Jahre sp�ter den Appaloosa Horse Club gr�ndeten. Was in diesen vielen Jahren dazwischen passiert ist, wei� niemand. Fest steht, da� die wei�en Rancher kein Interesse an den Indianern hatten, im Gegenteil, sie wollten ihr Land und hatten nichts dagegen, wenn die Indianer verreckten. Die Geschichte der systematischen Vernichtung der amerikanischen Ureinwohner mu� erst noch geschrieben werden. Erst ganz allm�hlich stellt man sich den unerfreulichen Tatsachen und arbeitet die Geschichte auf.



Verträge


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Curtis: Typischer Nez Percé, 1910 · © 2007
 
» Curtis: Typischer Nez Percé, 1910
Sprachenkarte · © 2007  
» Sprachenkarte
Plateau · © 2007  
Plateau
Nez Percé · © 2007  
Nez Percé
Als die Pferde der Nez Percé im Februar 1806 von » Meriwether Lewis bewundernd beschrieben wurden, waren nur wenige bunt, und ob sie die typische Färbung hatten, für die die Appaloosa berühmt sind, ist offen. Es darf angenommen werden, daß Lewis das beschrieben hätte, eben weil es so überaus ungewöhnlich ist. Daher geht man davon aus, daß es sich eher um gewöhnliche Schecken gehandelt hat. Im September 1805 hatten Lewis und Clark die Nez Percé das erste Mal besucht. Dort bauten sie mit ihrer Hilfe Kanus für die Fahrt zum Pazifik. Vierzehn Tage blieben sie dort; auf dem Rückweg nahmen die beiden unterschiedliche Wege und Lewis besuchte die Nez Percé ein zweites Mal, diesmal für vier Wochen.

Die Nez Percé wohnten, soweit man das aufgrund archäologischer Funde bestimmen kann, seit Tausenden von Jahren in der Gegend, nämlich in kleinen Gruppen an verschiedenen Flußläufen. Jede Gruppe lebte für sich und tat sich für besondere Gelegenheiten auch einmal mit anderen Gruppen zusammen, etwa um zur Büffeljagd zu gehen. Dazu konnte man Pferde natürlich gut gebrauchen; ansonsten lebten sie vom Fischfang und brauchten Pferde eigentlich nicht. Manche Indianer hatten so viele Pferde, daß sie sie gar nicht zählen konnten. Aus der Anzahl der Pferde schloß Lewis, daß sie schon zu Beginn des Jahrhunderts für Jahrzehnte Pferde gehabt haben mußten. Von den Minitari, mit denen sie auf Büffeljagd gingen, hatten sie einige Gewehre bekommen (» THE NEZ PERCÉS).

Um 1800 lebten die Nez Percé in über 70 dauerhaften Dörfern mit je 30-200 Personen. Sie lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Untere (Lower) und Obere (Upper) Nez Percé. Die Einteilung beruht hauptsächlich auf unterschiedlichen Dialekten, aber auch auf kulturelle Eigenheiten. Die Oberen Nez Percé orientieren sich eher am Leben der Plains-Stämme, die Unteren Nez Percé waren deutlichere Vertreter der Plateau-Kultur. Die Nez Percé sind eng verwandt mit den Palouse, Walla Walla, Yakima, Umatilla und Wayampam.
» Nez Percé

Erst rund 70 Jahre später tauchten die Nez Percé wieder in der Weltgeschichte auf; zu diesem Zeitpunkt besaßen sie viele bunte Pferde, und diese hatten bereits die legendäre Färbung. Ob sie anderen Pferden tatsächlich überlegen waren, ist nicht überliefert. Daß die amerikanische Armee ihre Pferde vernichten wollte und zum Großteil vernichtet hat, hat nichts mit der angeblichen Überlegenheit zu tun, sondern gehörte zu den üblichen Strafmaßnahmen.

Erst um 1830, als die Nez Percé verstärkt mit Weißen in Berührung kamen und deren Druck spielten, haben sie sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen, um diesem Druck besser standhalten zu können. Sie wollten mit den neuen Siedlern gut auskommen und haben sich zum Teil sogar durch Missionare der Presbyterianer taufen lassen. 1855, 1863 und 1868 mußten sie den Weißen per Vertrag immer mehr Land überlassen. Ihr Anführer, Hinmaton-yalatkit (Donner-der-über-das-Land-rollt), der als » Chief Joseph in die Geschichte eingegangen ist, kam schließlich zu der Einsicht, daß ein friedliches Zusammenleben mit den Weißen auf die Dauer nicht möglich ist.

Zur Zeit des ersten Kontakt mit den Weißen soll es 6000 Nez Percé gegeben haben. Als der Druck zu groß wurde, waren es nur noch etwa 1200, davon 200 Krieger. Es waren vor allem Krankheiten, die durch die Weißen eingeschleppt wurden und gegen die die Indianer keine Widerstandskraft aufbringen konnten, Masern, Pocken, Grippe, Fleckfieber, Keuchhusten und Typhus, die viele Indianer umbrachten, bevor sie überhaupt Weiße zu Gesicht bekommen hatten.

Der Vertrag von 1868 reduzierte das ihnen vorher zugesicherte Stammesgebiet ganz erheblich; ein Teil der Nez Percé weigerte sich, den Vertrag zu unterzeichnen. Diejenigen, die sich haben bekehren lassen und in der von den Presbyterianern geleiteten Reservation leben, unterzeichnen, die anderen, die "Träumer", halten an ihren alten Vorstellungen fest und gehen davon aus, daß der Jüngste Tag nicht weit ist, die Weißen bald verschwinden und die Lebenden sich mit den Toten in ewige Harmonie vereinen werden.

Von ursprünglich fast 70.000 Quadratkilometern bleiben ihnen weniger als 600 (» Nez Perce). Im Jahre 1877 kommt es zu einer Eskalation, die die Lage unhaltbar werden läßt.



Krieg


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Chief Joseph · © 2007
 
» Chief Joseph
Chief Joseph, 1840-1904 · © 2007
 
» Chief Joseph, 1840-1904
Curtis: Chief Joseph, 1903 · © 2007
 
» Curtis: Chief Joseph, 1903
1877 beorderten die Vereinigten Staaten daraufhin General Oliver Otis Howard in den Nordwesten, um die Indianer, wenn nötig mit Gewalt, in die ihnen zugewiesene Lapwai-Reservation zu bringen.

Die Indianer, noch unentschieden wie sie darauf reagieren sollten, schlugen am Rande der Reservation ihr Lager auf. Ihre Anführer, unter anderem die Häuptlinge Joseph, White Bird und Toohoolhoolzote, diskutierten, ob sie sich fügen und in die Reservation gehen, oder ob sie um ihre Freiheit kämpfen sollten.

Unterdessen verübte eine Gruppe junger Indianer, deren Anführer bei Streitereien mit Siedlern seinen Vater verloren hatte, einen persönlichen Rachefeldzug. Im Verlauf dieses Feldzuges kamen mehrere weiße Siedler ums Leben. Damit war das erste Blut geflossen, und die meisten Häuptlinge der Nez Percé waren nun überzeugt, dass nach dieser Tat ein Krieg mit den Weißen nicht mehr zu vermeiden sei.
» Feldzug gegen die Nez Percé

Man entschließt sich, einem Konflikt auszuweichen und wendet sich erst nach Osten, dann nach Süden. Hier kommt es zur ersten Schlacht dieses Krieges, gewissermaßen aus Versehen. General Howard hatte Truppen zusammengezogen und den jungen Hauptmann Perry mit etwa 100 Mann vorausgeschickt, um die Siedler am White Bird Creek zu beschützen und die Indianer zu beobachten. Dort trafen beide Gruppen am 17. Juni 1877 aufeinander und die Indianer schickten eine Gruppe Krieger mit weißer Flagge, die jedoch beschossen wurde. Daraufhin eröffneten die Indianer das Feuer. Als einer der ersten wurde der Trompeter » Bernard Armstrong Brooks getötet, was die Kommunikation bei den Soldaten sehr erschwerte, weil die Signale durch den Trompeter gegeben wurden. Schließlich mußten sich die Armee zurückziehen und hatte 34 Tote zu beklagen, während die Indianer nur zwei Verwundete hatten. Pikanterie am Rande: Der Hauptmann stieg ab, um den Trompeter vorerst in Sicherheit zu bringen, um ihn später bestatten zu können. Dafür wurde er später mit einer Ehrenmedaille belohnt. Im Antrag für diese Ehrung war von einer überwältigenden Übermacht der Indianer die Rede. Klar, Dummheit wird ja auch nicht belohnt.

Aber hier stellt sich wieder die Frage nach der Wahrheit. Wie viele Indianer waren es wirklich? An verschiedenen Stellen habe ich Zahlen von 30 bis 140 gefunden. Je mehr man forscht, desto mehr Einzelheiten findet man heraus - aber stimmt das auch alles? Unter » The Battle of White Bird Canyon: First Fight of the Nez Perce habe ich eine sehr detaillierte Schilderung gefunden, die fast romanhaft klingt, wo ich mir die Frage stellen mußte, woher der Autor all diese Einzelheiten wissen will.

Natürlich wird auf diese Weise der gesamte Hergang nachvollziehbar, niemand erscheint als ausgesprochener Bösewicht, auch nicht die jungen Leute, die den Krieg angezettelt haben, die ganze Atmosphäre wird deutlich, man kann alles nachvollziehen und hat das Gefühl, in einem Film zu sein. Aber kann man es glauben? Der Artikel ist immerhin in einem renommierten Magazin erschienen. Dort ist ebenfalls die Rede von 34 getöteten Soldaten, aber statt zwei sollen nun drei Indianer verwundet worden sein. Wie erklären sich solche Abweichungen?

Unter » Die Anfangsphase des Nez Percé-Feldzugesnach findet sich eine Schemazeichnung des National Park Service, die die ersten vier Wochen dieses Krieges nachzeichnet. Die Indianer zogen noch eine Weile südwärts, entschlossen sich dann aber, abzudrehen, und wendeten sich zu diesem Zweck zunächst nach Nordwesten, dann nach Osten. Ohne die Kenntnis des Geländes ist dieses Manöver natürlich nicht recht nachzuvollziehen. Die Gruppe umfaßte etwa 700 Personen, davon 200 Krieger. Am 11. Juli griff General Howard, ein Veteran des amerikanischen Bürgerkriegs, das Indianerlager am Clearwater an.

Der Angriff scheiterte, die Indianer gingen ihrerseits zum Angriff über und konnten erst durch den Einsatz von Haubitzen gestoppt werden. Durch weitere Scharmützel verschafften sie dem Rest der Gruppe genug Zeit, das Lager größtenteils zu räumen und weiterzuziehen. Die Indianer verloren bei dieser Schlacht zehn Mann, die Amerikaner 40 Mann. Nun wollten sie zu den befreundeten Gruppen in den Great Plains ziehen, mit denen sie auf Bisonjagd gegangen waren.



Niederlage


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Curtis: Nez Percé  Krieger, 1910 · © 2007
 
» Curtis: Nez Percé Krieger, 1910
Stammesflagge · © 2007
 
Stammesflagge
Die Jagdfreunde fanden aber nicht, daß ihre Freundschaft so weit gehen sollte. Also mußten die Nez Percé schon wieder umdisponieren. Sie entschlossen sich diesmal, nach Norden umzuschwenken. Sie hatten aber wohl nicht damit gerechnet, daß die Armee nicht nur über Haubitzen, sondern auch über den Telegraphen verfügte. Zweimal wurde ihnen der Weg abgeschnitten, weil Truppen in ihrer Richtung telegraphisch alarmiert werden konnten. Das erste Mal gelang es ihnen noch, auszuweichen. Beim zweiten Mal sahen sie ein, daß es aussichtslos war.

Das Scheitern der Flucht ist dramatisch und tragisch und hat die Phantasie der Menschen seither beschäftigt. Natürlich wird man nie aller Einzelheiten kennen, aber dank des Internet kann man sehr viel herausbekommen. So diente ihnen ein Halbblut, ein Mischling aus Franzose und Nez Percé, der unter anderem als » Poker Joe bekannt war, als Führer. Der kleine Mann stieß eigentlich eher zufällig zur Gruppe und erwies sich als unentbehrlich. Er trieb angesichts der schon erlittenen Verluste zur höchsten Eile an, was zu Spannungen und schließlich zu seiner Absetzung führte. Sein Nachfolger ordnete sofort eine Ruhe an, damit sich Menschen und Tiere erholen konnten. Man wähnte sich in Sicherheit.

In Wirklichkeit aber befand sich eine neue Truppe im Eilmarsch, um ihnen den Weg abzuschneiden. Sechzig Kilometer vor der kanadischen Grenze, hinter der sie in Sicherheit gewesen wären, fand die letzte Schlacht statt, am 30. September 1877. Zwar waren auch dort die Indianer im Vorteil, aber sie hatten erhebliche Verluste unter Frauen und Kindern erlitten und wußten, daß General Howard ebenfalls im Anmarsch war. Poker Joe wurde in diesem Gemetzel versehentlich getötet. Auf amerikanischer Seite kämpften 29 Cheyenne und ein Sioux, die als Scouts gedient hatten, und zwischen den 150 Nez Percé wurde Poker Joe irrtümlich für einen der gegnerischen Indianer gehalten. Poker Joe hatte die Nez Percé über 500 Meilen geführt.

Chief Joseph entschied am 5. Oktober, den Kampf zu beenden und aufzugeben. Es war sehr kalt geworden, die Verluste waren hoch, seine Leute hungerten, sie waren am Ende. Mehr als 1700 Kilometer hatten sie zurückgelegt und gegen 2000 Soldaten gekämpft. 65 Krieger und 55 Frauen und Kinder waren getötet worden, 180 Soldaten dann umgekommen, 150 verletzt.

Seine Rede ist berühmt, aber es ist zweifelhaft, ob sie authentisch ist. Sie wurde selbstverständlich in seiner Sprache gehalten, ist aber auf englisch überliefert:

Tell General Howard I know his heart. What he told me before, I have it in my heart. I am tired of fighting. Our chiefs are killed; Looking Glass is dead, Too-hul-hul-sote is dead. The old men are all dead. It is the young men who say yes or no. He who led on the young men is dead. It is cold, and we have no blankets; the little children are freezing to death. My people, some of them, have run away to the hills, and have no blankets, no food. No one knows where they are�perhaps freezing to death. I want to have time to look for my children, and see how many of them I can find. Maybe I shall find them among the dead. Hear me, my chiefs! I am tired; my heart is sick and sad. From where the sun now stands, I will fight no more forever.

Richte General Howard aus, daß ich sein Herz kenne. Was er mir gesagt hat, trage ich in meinem Herzen. Ich bin des Kämpfens müde. Unsere Häuptlinge sind tot; Looking Glass ist tot, Too-hul-hul-sote ist tot. Die alten Männer sind alle tot. Es sind die jungen Männer, die ja oder nein sagen. Der, der die jungen Männer führte, ist tot. Es ist kalt, und wir haben keine Decken; die kleinen Kinder erfrieren. Mein Volk, einige von ihnen, sind in die Wälder geflohen und haben keine Decken und nichts zu essen. Keiner weiß, wo sie sind - vielleicht sind sie schon erfroren. Ich möchte Zeit haben, nach meinen Kindern zu sehen und herauszufinden, wie viele von ihnen ich noch finden kann. Vielleicht finde ich sie unter den Toten. Hört mich, meine Häuptlinge! Ich bin müde, mein Herz ist krank und traurig. Von nun an werde ich nie wieder kämpfen. » Chief Joseph

Diese Rede wurde mit Bleistift vom späteren Rechtsanwalt und Dichter Leutnant C.E.S. Wood aufgezeichnet, der behauptete, diese Worte an Ort und Stelle niedergeschrieben zu haben. Am Rande findet sich allerdings eine Anmerkung, die vermuten läßt, daß dieser Eintrag später erfolgte: "Hier die Antwort von Joseph auf die Aufforderung zur Kapitulation eintragen" (» Nez Perce Tribe).

So stellt sich einmal mehr die Frage: Was ist Wahrheit? Aber ist das so wichtig? Das Schicksal der Nez Percé entwickelt seine eigene Dynamik im Laufe der Geschichte und ist noch längst nicht zu Ende. Sie haben vielleicht nicht umsonst gelitten.



Nez Percé


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Stammeslogo · © 2007
 
» Stammeslogo
Der Name dieses Volks - oder sollte man besser sagen: Stammes - ist übrigens ein Mißverständnis. Nez Percé ist französisch und bedeutet "durchstochene Nase". Die Amerikaner sprechen diesen Namen natürlich nicht französisch aus, sondern wie sie ihn schreiben: Nez Perce. Sich selbst nennen sie ebenfalls Nez Perce oder "Nimi'ipuu", was die Amerikaner "Nee-Mee-Poo" schreiben und sprechen, auf deutsch: "Nimipu".

Angeblich sollen die Franzosen diesen Namen wegen des Nasenschmucks vergeben haben, aber auch hier bekommen wir unterschiedliche Auskünfte. Die einen behaupten, daß die Nez Percé niemals Nasenschmuck getragen haben, und diese Bezeichnung eigentlich auf andere Stämme passen würde, die viel weiter südlich wohnten, andere wiederum behaupten, daß Nasenschmuck zwar vorgekommen sei, jedoch schon Anfang des 19. Jahrhunderts ungebräuchlich wurde. Nimipu bedeutet, man errät es schon fast, einfach "Volk".

Chief Joseph war natürlich ebenfalls ein Träumer, und er hatte seinem Vater bei dessen Tode 1871 versprochen, niemals das Land seiner Väter zu verkaufen. Aber lieber wollte er sein Wort brechen, als Krieg zu führen. Die Weißen hingegen haben ihr Wort ständig gebrochen. Das Logo der Nez Perce erinnert ausdrücklich an den Vertrag von 1855, der anschließend immer und immer wieder einseitg geändert wurde.

Bei der Kapitulation wurde ihnen eine Reservation in Idaho versprochen; in Wirklichkeit wurden sie ins Indianergebiet bei Oklahoma verschoben. Dort starb ein weiterer Teil des Stammes an ansteckenden Krankheiten. Chief Joseph reiste 1879 nach Washington, um beim Präsidenten für sein Volk zu bitten. Erst im Jahre 1885 durften sie wieder in den Nordwesten zurückkehren, in ein Reservat weit von ihrer Heimat. Chief Joseph wurde in ein anderes Reservat gesteckt und von seinen Leuten getrennt.

Chief Joseph hörte nicht auf, über die Ungerechtigkeiten zu sprechen und Freiheit und Unabhängigkeit auch für die Indianer zu fordern. Er starb 1904, als Todesursache gab sein Arzt ein gebrochenes Herz an.

Von den wunderbaren Pferden der Nez Percé ist in all diesen Berichten allerdings nicht die Rede. Niemand erwähnt, wie viele Pferde es waren, es ist nicht die Rede von einer Auktion, so romantisch das vielleicht auch wäre. Aber angesichts der Rede von Chief Joseph kann man sich eine Auktion unter diesen Umständen auch gar nicht vorstellen.

Was es mit den Appaloosas heute auf sich hat, werde ich in der nächsten Woche näher untersuchen.



Quellen / Verweise


  1. » Weissagung der Cree
  2. » Nez Percé
  3. » Appaloosa
  4. » Seattle
  5. » Hopi
  6. » Cree
  7. » Spezialrassen in OÖ: Der Appaloosa
  8. » Geschichte
  9. » Meriwether Lewis
  10. » THE NEZ PERCÉS
  11. » Chief Joseph
  12. » Nez Perce
  13. » Feldzug gegen die Nez Percé
  14. » Bernard Armstrong Brooks
  15. » The Battle of White Bird Canyon: First Fight of the Nez Perce
  16. » Die Anfangsphase des Nez Percé-Feldzugesnach
  17. » Poker Joe
  18. » Chief Joseph
  19. » Nez Perce Tribe
  20. » Bavarian Cowboy, deutscher Appaloosa-Deckhengst
  21. » Curtis: A typical Nez Perce, 1910
  22. » Chief Joseph - Nez Perce
  23. » Nez Perce warrior
  24. » Chief Joseph
  25. » Chief Joseph
  26.  Gut oder bunt?, Die legendären Appaloosas
      Ausgabe 430 · Teil 1



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1 Leserresonanz zu Ausgabe 431 vom 01.07.07


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