Es reicht aber nicht, wenn man gute Arbeit leistet, man muß auch in der Lage sein, dafür den angemessenen Preis zu fordern. Deshalb interessiert mich, was man für eine Ausbildung bei Rabea Schmale anlegen muß. "725 EUR im Monat inklusive Vollpension." Und die Wochenendkurse? "Das hängt davon ab, wie hoch die Nebenkosten sind." Ihr Honorar beträgt 595 EUR, bei fünf Teilnehmern entfällt also auf jeden 119 EUR. Größere Gruppen hält sie für ineffektiv. "Das hat keinen Sinn." Hinzu kommt eine Umlage für die Fahrtkosten und die Übernachtung. "Ob mir die Leute ein Zimmer stellen oder ich ins Hotel gehe, ist mir egal. Ich muß mich nur zurückziehen können, denn der Unterricht ist doch sehr anstrengend, und ich muß mich zwischendurch erholen und wiederaufbauen können." In ihrem kleinen Büro hängen zwei Jahreskalender, und sie zeigt mir, wie stark sie bereits ausgebucht ist. Wiederholt war sie zum Beispiel in Hagen. "Da übernachte ich immer in einer kleinen Pension, das kostet 24 EUR mit Frühstück." Demnächst ist sie in der Nähe von Hannover, und sie zeigt mir, daß für jeden der fünf Teilnehmer Gesamtkosten in Höhe von 147 EUR anfallen. "Die Ausrüstung bringe ich mit, da muß niemand etwas anschaffen." Ihre neueste Errungenschaft ist eine Beschallungsanlage für 1400 EUR, die sie mir kurz vorführt. Das Gerät ist ideal. Es wird auf einem Ständer montiert und enthält CD-Laufwerk und Kassettenlaufwerk und Funkempfänger für das Funkmikrofon, das sich sehr angenehm trägt. Eingebaut sind zwei Akkus, die durch Anschluß an die Steckdose wieder aufgeladen werden können. "Seit ich dieses Gerät habe, verlange ich 25 EUR von Zuschauern. Das ist eine echte Bereicherung. Wir haben durch die Musik eine angenehmere Atmosphäre und ich werde überall bestens verstanden, ohne mich anstrengen zu müssen." Wie immer, geht es nicht nur um die Pferde, sondern auch um die Menschen. "Man muß auch motivieren können. Wenn einer z. B. ganz zusammengesunken ist, dann muß man den erst einmal aufrichten. Jeder ist doch wer, und das kann der auch zeigen. Dazu braucht der aber auch persönliches Lob. Ganz wichtig ist mir, daß ich die Leute sieze." Der fehlende Respekt unter Reitersleuten ist ihr zuwider. "Allein schon der Altersunterschied verbietet mir die allgemeine Duzerei. Dann zahlen die Teilnehmer ja, also kann ich mich doch nicht mit denen verbrüdern. Schließlich geht es mir um den Respekt - mein Respekt vor den Teilnehmern und deren Respekt vor mir. So kann ich den Teilnehmern besser helfen. Falsch verstandene Kumpelei bewirkt am Ende nichts." Freilich gibt es manchmal auch schwierige Situationen. "Wenn da eine Teilnehmerin mit 65 oder 70 Jahren mit dem Reiten anfängt und sich einen Haflinger kauft, finde ich das nicht so prall. Ein Knochenbruch in diesem Alter ist kein Spaß. Unter solchen Umständen sage ich auch gerne ab." Vielleicht sollte man sich vorher Rat bei Fachleuten wie Rabea Schmale holen. "In meinen AGB verlange ich, daß die Pferde gesund sind. Aber 50% haben Blockaden und Verspannungen. Ich therapiere also viel, was eigentlich nicht in meinem Sinne ist. Aber wenn die Pferde verspannt sind, haben sie auch Schmerzen, und wenn die dann buckeln, muß man sich nicht wundern. Aber ich will kein Sanatorium sein. Die Muskulatur der Pferde ist manchmal schon sehr verhärtet." Rabea Schmale wirkt auf angenehme Weise professionell. Sie ist sehr selbstbewußt, aber zugleich zurückhaltend. Sie weiß, was sie leistet, und sie weiß, was sie wert ist. "Im Grunde bin ich viel zu billig. Die Leute gehen zu allen möglichen Kursen und verstehen dort nichts. Bei mir verstehen die Leute, worum es geht, und sie lernen etwas und nehmen es mit nach Hause." Das Büro enthält auch eine kleine Küche und ein Schlafsofa. Hier können Schüler also auch übernachten. Stolz zeigt sie mir das Badezimmer und beklagt sich über die sanitären Verhältnisse in deutschen Reitställen. "Ich habe schon mehrfach darüber nachgedacht, einmal über die katastrophalen Zustände zu schreiben. Sie glauben ja gar nicht, was man da alles erlebt! Ekelhaft! So ein Waschbecken und Seife sind doch nicht so teuer!" Als ich darauf eingehe und hervorhebe, daß es wird überwiegend Frauen sind, die sich dort tummeln und besondere Bedürfnisse haben, zeigt sie mir stolz die Tüten für Monatsbinden. Ich bin verblüfft - das findet man selbst in Nobelhotels nur selten. Nebenan sollte erst eine Sattelkammer eingerichtet werden, aber wenn die Reithalle genehmigt wird, soll die Sattelkammer natürlich dort sein, damit die Wege kurz sind. Also kann man umdisponieren. Aus der geplanten Sattelkammer soll eine kleine Ferienwohnung werden. Ihr Mann ist handwerklich begabt und kann den Umbau selbst vornehmen.
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