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Bericht Zu den Themen Kulturgeschichte, Verhalten · Kikkuli als Trainingsbuch
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 411.07 der Pferdezeitung vom 11.02.07
 Menü Hauptartikel 411  Training nach Kikkuli  Die Entdeckung  Kikkuli spricht
 Kikkuli als Trainingsbuch 
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Araberhengst Cudglebar Rasuli, mit 3 Jahren Teilnehmer am Kikkuli-Experiment · Copyright wie angegeben
Araberhengst Cudglebar Rasuli, mit 3 Jahren Teilnehmer am Kikkuli-Experiment
Cudglebar Rasuli gewinnt das ersten Araber-Rennen in N.S.W. Australien · Copyright wie angegeben
Cudglebar Rasuli gewinnt das ersten Araber-Rennen in N.S.W. Australien
Stellen wir uns einen Arch�ologen und einen Sprachwissenschaftler f�r eine seit Tausenden von Jahren ausgestorbene Sprache vor - was verstehen diese Leute von Pferden? M�glicherweise eine Menge, wahrscheinlich aber nicht viel oder gar nichts.

1991 ver�ffentlichte die Australierin Ann Nyland ihre Doktorarbeit Nyland, Ann: The Kikkuli Method of Horse Training, NSW Australia, 1991, 2006. Die Autorin hatte den Sprachforschern und Ausgr�bern einiges voraus - sie z�chtet Pferde und treibt mit ihnen aktiven Sport, Distanzreiten. Sie hatte also eine Vorstellung davon, was Pferde sind und ob die Angaben, die Kikkuli macht, sinnvoll sein k�nnen oder nicht.

Sie hatte den Text von Kikkuli neu �bersetzt, was eine rein akademische �bung h�tte bleiben k�nnen, aber dann im Sinne der experimentellen Arch�ologie seine Methoden unter tier�rztlicher Begleitung der Universit�t mit ihren arabischen Pferden ausprobiert.

Nyland fand heraus, da� die Methoden von Kikkuli auch heute noch sehr wirksam sind und vor allen Dingen die Pferde schonen. Einige der Pferde des Experiments waren anschlie�end im Distanz- und Rennsport sehr erfolgreich (� The original Kikkuli Experiment Arabians and their progeny).

Das Buch scheint zumindest im englischsprachigen Raum ein Bestseller gewesen zu sein. Im Jahr 2006 hat sie es �berarbeitet und als elektronische Version herausgebracht, die man auf ihrer Internet-Seite � The Kikkuli Method of Horse Training herunterladen kann.

In einem wissenschaftlichen Aufsatz diskutiert sie einige Angaben von Kikkuli, die in fr�heren Ver�ffentlichungen angezweifelt worden waren (Nyland, Ann: "Penna- and -parh in the Hittite Horse Training texts", Journal of Near Eastern Studies,51 no. 4 (1992) 293-296.).

Es geht dabei um Leistungsdaten, deren �bersetzung nicht ganz eindeutig war und unterschiedliche Interpretationen erm�glichte, die aber anderen Autoren in jedem Fall unglaubw�rdig erschienen. Sie wies nach, da� moderne Distanzpferde problemlos wesentlich h�here Leistungen erbringen k�nnen und die Angaben von Kikkuli deshalb unbedingt glaubhaft erscheinen m�ssen.

Leider konnte ich nur den ersten Teil dieses Aufsatzes einsehen und �bersetze ihn hier, weil er die Schwierigkeiten sehr sch�n verdeutlicht:

Die Bedeutung der hethitischen Ausdr�cke penna- und parh- ist lange ohne Ergebnisse und mit wenig �bereinstimmung diskutiert worden. Das meiste, was wir �ber diese Begriffe wissen, bezieht sich auf die "Pferdetexte", insbesondere den Kikkuli-Text.

Auf der Basis der im Kikkuli Text enthaltenen Informationen �bersetzt A. Kammenhuber penna- als Trab und parh- als Galopp. Sowohl B. Hrozn� als auch F. Ose behaupten, da� penna- f�r Schritt und Trab und parh- f�r Galopp benutzt wird, w�hrend H. A. Potratz penna- als Schritt und parh- als jede schnellere Gangart als Schritt ansieht. Bis zum heutigen Tage beleuchtet diese Diskussion die Schwierigkeit, pferdebezogene Begriffe ohne die Kenntnisse eine Spezialisten zu interpretieren, um die tats�chlichen Arbeitsm�glichkeiten des Pferdes zu bestimmen. Zum Beispiel behauptet H. G. G�terbock in einem Kommentar zum Kikkuli-Text, da� "kein Pferd 44 Meilen ununterbrochen im Trab laufen kann". Er f�gt an: "12,5 Meilen parh- ... kann nicht ununterbrochenen Galopp bedeuten." Das wird von Hrozn� wiederholt: " Es ist nicht m�glich, da� Pferde eine solche Distanz im st�ndigen Trab zur�cklegen, ohne da� sie immer wieder einmal langsamer werden." Im australischen Distanzsport werden Pferde h�ufig im st�ndigen Trab oder sogar schneller �ber eine Minimaldistanz von 50 Meilen geritten. M. Mackay-Smith verweist auf amerikanische Pferde, die im Wettbewerb 50 Meilen in drei Stunden oder weniger zur�cklegen, was 17 Meilen pro Stunde oder 27 km/h bedeutet. Ein australischer Araberhengst wurde im Ausdauergalopp auf einem 36 Meilen-Wettbewerb geritten und hat die Strecke in einer Stunde 50 Minuten zur�ckgelegt, was einem Galopptempo von 19,6 Meilen pro Stunde entspricht. Die Pulsrate des Pferdes betrug laut tier�rztlicher Inspektion 36 Schl�ge pro Minute, was zeigen, da� das Pferd nicht �berfordert war. [...]
� Nyland, Ann: "Penna- and -parh in the Hittite Horse Training texts", Journal of Near Eastern Studies,51 no. 4 (1992) 293-296.

Ann Nyland wei� also, wovon sie spricht, und ihre Erfahrung und ihr Urteil d�rfte etwas wert sein. Es spricht also nichts dagegen, die 29,95 AUD oder 17,20 EUR zu investieren und das siebenmonatige Trainingsprogramm zu testen. Die Autorin behauptet, da� mit diesem Programm eine Menge Zeit und Geld gespart werden kann. Dar�ber hinaus kann das Risiko von Lahmheiten praktisch ausgeschlossen werden. Freilich ist das Buch in englisch geschrieben, aber das kann ja nicht schaden. Man lernt sicher eine Menge dabei. Die Texte auf der Internet-Seite sind jedenfalls sehr flott geschrieben und leicht und angenehm zu lesen.

Ist das �berraschend? Ich wei� nicht - vor 3300 Jahren waren die Menschen auch schon klug. Und heutzutage macht man vermutlich genau dieselben Dummheiten wie damals. Manche Menschen verstehen einfach etwas von Tieren. Und manche werden es nie lernen. Wer seine Beschr�nkung anerkennt, richtet keinen Schaden an. Problematisch sind nur diejenigen, die sich f�r Fachleute halten, in Wahrheit aber keine Ahnung haben. Aber das ist nicht nur bei Pferdeleuten so, sondern ein ganz allgemeines Problem.

Kikkuli wandte also Methoden an, die erst in letzter Zeit von den Sportwissenschaften entwickelt worden sind. Vermutlich hat er sie nicht selbst erfunden, sondern nur weitergegeben. Die Mitanni waren ber�hmt f�r ihre Pferdek�nste, die Hethiter hatten in dieser Hinsicht eigentlich gar nichts drauf und brauchten deshalb dringend Nachhilfe, die ihnen Kikkuli gew�hrt hat.

Er r�stete praktisch die Hethiter auf, die ihre neue Kampfkraft erfolgreich gegen das Heimatland ihres Pferdetrainers richteten. Ob der das gewu�t hat?

In der n�chsten Woche besch�ftige ich mich ein bi�chen n�her mit � Xenophon.



Quellen / Verweise


  1. � Hethiter
  2. � Hethitologie
  3. � Hattu�a
  4. � Hethitische Sprache
  5. � Fartlek
  6. � Schuppiluliuma I.
  7. � Kikkuli
  8. Potratz, Hanns A.: Das Pferd in der Fr�hzeit. Rostock, 1938
  9. � Annelies Kammenhuber
  10. Kammenhuber, Annelies: Hippologia Hethitica, Wiesbaden 1961
  11. Nyland, Ann: The Kikkuli Method of Horse Training, NSW Australia, 1991, 2006
  12. � The original Kikkuli Experiment Arabians and their progeny
  13. � The Kikkuli Method of Horse Training
  14. Nyland, Ann: "Penna- and -parh in the Hittite Horse Training texts", Journal of Near Eastern Studies,51 no. 4 (1992) 293-296.
  15. � Nyland, Ann: "Penna- and -parh in the Hittite Horse Training texts", Journal of Near Eastern Studies,51 no. 4 (1992) 293-296.
  16. � Xenophon
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  18.  Out of Africa, Kleiner Ausflug in die Vorgeschichte
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  22.  Reiten und Fahren, �ber den Fortschritt in geschichtlichen Dimensionen
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  23.  Meister-Pferdetrainer Kikkuli, Die Entdeckung des ersten Pferdetrainingsprogramms
      Ausgabe 410 · Teil 7



Fotos

Copyright wie angegeben  Gerd Hebrang




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