| | Hermann Linkenbach mit Gimpel | | | |
| | | Freiherr v. Lotzbeck mit Caracalla | | | |
| | | Der bayerische Polizei-Hauptmann Krüger und Donauwelle: Platz 11 in Amsterdam | | | |
| Die Nachkriegszeit war aus verschiedenen Gründen schwierig. Der Krieg war verloren, eine ganze Welt zusammengebrochen, das Kaiserreich verschwunden, die junge Republik ging mangels Erfahrung und übergroßer Probleme vor die Hunde, das nationale Selbstbewußtsein war schwach. Wie sollte es wieder aufgerichtet werden? Der Erste Weltkrieg hatte gezeigt, wie gut Kriege dazu geeignet sind, ein Volk zu einen, aber soweit war es noch nicht wieder. Die zweitbeste Maßnahme zur moralischen Stärkung scheint der internationale Sport als unkriegerischer Wettstreit der Nationen zu sein.
Die Olympischen Spiele sind eine grandiose Demonstration nationalen Selbstbewußtseins und die höchste Ebene internationalen Sports. Schon 1916 wollten die deutschen Reiter es der Welt zeigen, aber die geplanten Olympischen Spiele mußten aus naheliegenden Gründen ausfallen. Anschließend war Deutschland von internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen. Erst ganz allmählich wurde diese Ächtung gelockert.
Im Jahr 1924, so hatten wir erfahren, konnte Freiherr v. Langen die ersten internationalen Erfolge erzielen. Im Jahr 1928 durften die Deutschen wieder an den Olympischen Spielen teilnehmen. Im Jahr 1926 wurde erneut ein Olympiade-Komitee gegründet, dessen Geschäftsführung wiederum Gustav Rau übernahm.
| Die bevorstehenden Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam finden bei der deutschen Bevölkerung höchste Aufmerksamkeit. Nach 16 Jahren darf sich die Nation erstmals wieder auf der Weltbühne des Sports präsentieren. Die Vorberichterstattung in den Medien ist von Patriotismus und auch von Nationalismus geprägt. Der Reichsausschuß für Leibesübungen und der deutsche Olympische Ausschuß rufen im Mai 1927, knapp eineinhalb Jahre vor den Spielen, zur großen Olympia-Spendensammlung auf: "Die Kämpfe auf dem grünen Rasen, auf der Aschenbahn oder im und auf dem Wasser werden der Prüfstein dafür sein, wessen Landes Jugend ihren Körper am besten gestählt, ihren Willen zur Selbstbehauptung am stärksten gehärtet, Geschick und Geschmeidigkeit, Ausdauer und Siegesfreudigkeit am höchsten entwickelt hat. Die Augen der ganzen Welt sind darauf gerichtet, ob Deutschland trotz Kriegs- und Nachkriegselend die alten Kräfte der Wahrheit neu errungen hat, um ehrenvoll in diesem Wettstreit der Völker zu bestehen. In deutschen Erfolgen wird man den Wiederaufstieg Deutschlands erkennen. So geht es um einen nationale Aufgabe großer Bedeutung bei der Olympiade Amsterdam." a. a. O., Seite 66/67 | | |
Selbstverständlich schließen sich der Reichsverband für Zucht und Prüfung deutschen Warmbluts und das Olympiade-Komitee für Reiterei der allgemeinen Aufbruchstimmung an:
| "Sorgt, daß unsere besten Reiter und unsere besten Pferde nach Amsterdam kommen." Parolen wie "Siegen in Amsterdam deutsche Pferde, so siegt die gesamte deutsche Pferdezucht - siegen in Amsterdam deutsche Reiter, so siegt der gesamte deutsche Reitsport für lange Zeit" liest man in zahlreichen Ausgaben des Magazins St. Georg. a. a. O., Seite 67 | | |
Berufsreiter sind zu den Olympischen Spielen nicht zugelassen; dazu zählen Händler, Ausbilder und Reitlehrer. Die großen deutschen Dressurausbilder jener Zeit, z. B. Felix Bürkner und Otto Lörke, dürfen nicht teilnehmen. Es bleiben die Offiziere und anerkannten Herrenreiter übrig. Von 20 Startern bei der Military sind freilich nur drei Zivilisten.
Gemessen an den Erwartungen dürfte der Druck auf die deutsche Sportler entsprechend groß gewesen sein. Der eigentliche sportliche Wettbewerb bietet aber immer noch genügend Überraschungen. Die gute Vorbereitung ist ein gutes Sicherheitspolster, trotzdem kann noch alles schiefgehen. Und es ging schief. Pro Nation sind drei Reiter zugelassen. Für die Nationenwertung müssen alle drei noch im Rennen sein.
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